Arzneimittel und Therapie

Rizatriptan zur Akutbehandlung der Migräne

Mit Rizatriptan (Maxalt(r)) ist nach Sumatriptan (Imigran(r)), Zolmitriptan (AscoTop(r)) und Naratriptan (Naramig(r)) am 15. Oktober das vierte Triptan zur Behandlung von Migräneattacken in Deutschland auf den Markt gekommen. Der Serotoninagonist hat einen sehr raschen Wirkungseintritt und eine hohe Wirksamkeit.


Rund 8 Millionen Deutsche leiden an Migräne. Im Mittel haben sie zwei Migräneattacken pro Monat. Migräne ist ein sehr schweres Schmerzleiden, das unbedingt ernst genommen werden muß. Immer noch werden viele Migränepatienten als psychosomatisch Kranke mißverstanden und der Migräneanfall fälschlicherweise als Mittel zur Abwehr unangenehmer sozialer Anforderungen verdächtigt.
Nach hausärztlicher Erfahrung genügt für die Behandlung von etwa der Hälfte aller Migräneattacken ein einfaches Therapiekonzept aus Antiemetikum und Analgetikum. Schwere Migräneanfälle sprechen dagegen auf die Behandlung mit Triptanen an. Triptane sind Serotonin(5-Hydroxytryptamin, 5-HT)-Agonisten, die selektiv und spezifisch die entsprechenden Rezeptoren der Hirngefäße stimulieren.
Das Spektrum der Triptane hat sich im Oktober 1998 um einen weiteren Vertreter, Rizatriptan (Maxalt(r)), erweitert. Rizatriptan stimuliert 5-HT1B- und 5-HT1D-Rezeptoren, die beide eine wichtige Rolle im akuten Migräneanfall spielen.

Schneller Wirkungseintritt


Pharmakokinetisch zeichnet sich das neue Triptan durch eine sehr rasche Anflutung aus: Die Wirkung tritt bereits nach 30 Minuten ein, und der maximale Plasmaspiegel ist bereits nach etwa einer Stunde erreicht. Durch die höhere orale Bioverfügbarkeit (45%) und seine erhöhte Rezeptoraffinität (etwa dreimal höher) kann Rizatriptan zehnmal niedriger dosiert werden als Sumatriptan.
Die Halbwertszeit beträgt rund zwei Stunden. Rizatriptan wird in erster Linie durch die Monoaminoxidase (MAO) A zu einem inaktiven Indolessigsäurederivat metabolisiert. Das hat zur Folge, daß MAO-Hemmer wie Moclobemid oder hochdosiertes Propranolol zu erhöhten Rizatriptan-Spiegeln führen können. Dann muß die Rizatriptan-Dosis reduziert werden.

Gute Wirksamkeit in klinischen Studien


In einer plazebokontrollierten Doppelblindstudie wurden mit Rizatriptan sowohl akute Migräneattacken als auch der Wiederkehrkopfschmerz behandelt. Ein solches Wiederauftreten der Kopfschmerzen ist ein typisches Phänomen, das etwa ein Drittel aller Migränepatienten betrifft. 1473 Patienten wurden randomisiert mit Plazebo, 5 oder 10 mg Rizatriptan behandelt. Wirksamkeitskriterien waren:

  • die Schmerzlinderung, das heißt der Rückgang von sehr starken oder mittelstarken auf schwache oder keine Kopfschmerzen und
  • die Schmerzfreiheit, das heißt der Rückgang von sehr starken oder mittelstarken auf keine Kopfschmerzen.


Bereits nach 30 Minuten war die Schmerzlinderung mit 10 mg Rizatriptan den übrigen Behandlungsgruppen überlegen. Nach zwei Stunden erfuhren 71% der Patienten mit der hohen Dosis, 62% mit der niedrigen, aber nur 35% mit Plazebo eine Schmerzlinderung. Schmerzfrei waren nach zwei Stunden 42% mit der hohen und 33% mit der niedrigen Rizatriptan-Dosis sowie 10% mit Plazebo. Auch beim Wiederkehrkopfschmerz war 10 mg Rizatriptan hochwirksam: Es führte innerhalb von zwei Stunden bei 82% der Patienten zur Schmerzlinderung und bei 49% zur Schmerzfreiheit (Plazebo: 54 bzw. 15%).
Eine Vergleichsstudie mit Sumatriptan, dem "Goldstandard" der Triptane, ergab: In bezug auf das härteste Wirksamkeitskriterium, die Schmerzfreiheit nach zwei Stunden, war Rizatriptan 10 mg dem Sumatriptan 100 mg signifikant überlegen. Begleitsymptome der Migräne, wie Übelkeit, Erbrechen, Lärm- und Lichtempfindlichkeit, wurden ebenfalls schnell und wirksam unterdrückt. Bereits nach zwei Stunden erreichten 42% der mit 10 mg Rizatriptan Behandelten ihre normale Funktionsfähigkeit wieder. Die hohe Wirksamkeit wurde nicht mit vermehrten Nebenwirkungen erkauft: 33% der mit 10 mg Rizatriptan gegenüber 41% der mit 100 mg Sumatriptan Behandelten gaben Nebenwirkungen an. Insbesondere traten Brustschmerzen nur bei 3% der Patienten auf.
Eine Langzeitstudie über ein Jahr verglich die Wirksamkeit und Sicherheit von 10 bzw. 5 mg Rizatriptan mit einer Standardtherapie. Als Standardtherapie konnten übrige Triptane, Analgetika oder Ergotaminderivate verwendet werden. Schmerzfrei nach zwei Stunden (das von der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft, IHS, empfohlene Kriterium) waren 50% mit der hohen und 35% mit der niedrigen Rizatriptan-Dosis sowie 29% mit der Standardtherapie. Als Nebenwirkungen wurden mit Rizatriptan mitunter leichte Benommenheit oder Müdigkeit registriert.
Rizatriptan scheint sich also durch einen raschen Wirkungseintritt und eine hohe Wirksamkeit nach dem IHS-Kriterium auszuzeichnen. Die Behandlungskosten eines Migräneanfalls mit Rizatriptan belaufen sich auf 19,68 DM. Neben der Tablette wird auch eine Schmelztablette angeboten, die sich insbesondere für Patienten mit Übelkeit und Erbrechen anbietet. Quelle
Dr. Bastian Steinberg, Hamburg, Prof. Dr. Karl M. Einhäupl, Berlin, Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Sigurd Elz, Berlin, Prof. Dr. med. Dipl. Psych. Hartmut Göbel, Kiel, Prof. Dr. med. Hans Christoph Diener, Essen; Einführungspressekonferenz Maxalt(r) 10 mg "Rizatriptan: Meilenstein in der Migränetherapie", Essen-Kettwig, 1. Oktober 1998, veranstaltet von MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar.
Susanne Wasielewski, Münster

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