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Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen legt seine Bilanz der Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen für dieses Jahr vor. Mit dem Medizinforschungsgesetz seien die Weichen richtig gestellt worden, heißt es. Die kommende Regierung müsse das Gesetz nun aber vollständig umsetzen.
Pharmaunternehmen haben 2024 in Deutschland 43 Arzneimittel mit neuem Wirkstoff auf den Markt gebracht. Das geht aus einer Pressemitteilung des Verbands forschender Arzneimittelhersteller (VFA) von diesem Dienstag hervor. Das ist laut VFA die vierthöchste Zahl der vergangenen 20 Jahre und ein deutlicher Anstieg gegenüber 2023, als es 30 Neueinführungen gab.
18 der neuen Arzneimittel erhielten von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) den „Orphan Drug Status“. Das heißt, sie sind für die Behandlung sogenannter seltener Krankheiten geeignet und es fehlt an anderen zufriedenstellenden Behandlungsoptionen. Laut VFA sind aber sogar 27 Arzneimittel gegen diese Erkrankungen auf den Markt gekommen – es wurde nur nicht für alle ein Orphan Drug-Status beantragt oder erteilt.
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Ungewöhnlich ist in diesem Jahr laut Verband, dass 70 Prozent der neuen Wirkstoffe ganz oder teilweise chemisch-synthetisch hergestellt werden. 2022 und 2023 waren es nur 41 Prozent bzw. 33 Prozent. 13 der neuen Arzneimittel (28 Prozent) enthielten gentechnisch hergestellte Protein-Wirkstoffe (in einem Fall gekoppelt mit einem chemischen Wirkstoff). Gen- oder Zelltherapien kamen 2024 keine dazu; erst 2025 dürften weitere eingeführt werden.
Nur ein deutsches Labor beteiligt
Nur bei einem der 43 neuen Arzneimittel wurde der Wirkstoff unter Beteiligung deutscher Labors entwickelt – für ein Präparat gegen paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie. Aber deutsche Krankenhäuser oder Arztpraxen waren an der Erprobung von 31 Medikamenten (72 Prozent) in klinischen Studien beteiligt.
Doch es gab nicht nur ganz neue Arzneimittel: 22-mal haben laut VFA die Unternehmen bereits vorhandene gegen zusätzliche Krankheiten anwendbar gemacht, indem sie nach klinischen Studien Zulassungserweiterungen erwirkt haben. Die meisten dieser Indikationserweiterungen betrafen Krebserkrankungen.
Zwölf neue Wirkstoffe für Krebserkrankungen
Überhaupt waren viele Neueinführungen für Krebspatient*innen: Elf Arzneimittel sollen unterschiedliche Tumorarten bekämpfen, eins eine Neutropenie nach Chemotherapie lindern. Sechs gehören zu den Kinase-Inhibitoren. Sie blockieren jeweils eine oder mehrere der zahlreichen Kinasen, die in Zellen als Schalter bei der Steuerung der Zellteilung dienen. Bei vielen Krebserkrankungen sind sie so mutiert, dass sie eine rasche Zellvermehrung fördern.
Neu auf den Markt kamen auch zwei Antibiotika, die auch bei multiresistenten Bakterien wirksam sind. Bei beiden schützt ein zweiter Wirkstoff den eigentlichen antibiotischen Wirkstoff, indem er ein Enzym der Bakterien „ausknockt“, das sonst den antibiotischen Wirkstoff zerstören würde. Als Reserveantibiotika sind beide Medikamente dazu gedacht, nur dann eingesetzt zu werden, wenn wirklich multiresistente Bakterien die Krankheitsursache sind.
„Anhaltendes Engagement der Branche“
Mit drei der Arzneimittel können Menschen mit paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH) behandelt werden. Zwei sind gegen Myastenia gravis. Zudem kam je ein Impfstoff gegen RSV und gegen Tollwut auf den Markt.
Mit Blick auf die große Zahl an „Orphan Drugs“ sagte VFA-Präsident Han Steutel, sie zeige das „anhaltende Engagement der Branche dafür, dass auch Patientinnen und Patienten nicht unversorgt bleiben, deren Krankheit nicht häufig vorkommt“. Bezüglich des deutschen Beitrags zur Entwicklung der Arzneimittel sagte Steutel, dass die Attraktivität für klinische Studien gesteigert werden sollte.
Die Bundesregierung habe mit dem Medizinforschungsgesetz „die Weichen dafür richtig gestellt“. Es hänge jedoch viel davon ab, ob die kommende Regierung es auch vollständig umsetzt.
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