Was für die Nachsorge in der Apotheke wichtig ist

Verbrennungen und Verbrühungen bei Kindern

Stuttgart - 31.10.2024, 13:45 Uhr

Für Kinder lauern an vielen Ecken Gefahren. (Foto: ronstik/AdobeStock)

Für Kinder lauern an vielen Ecken Gefahren. (Foto: ronstik/AdobeStock)


Verbrennungen und Verbrühungen bei Kindern sind häufig ein Notfall und bedürfen ärztlicher Behandlung. Das Apothekenteam kann aber in der Nachsorge wertvolle Tipps geben – etwa zu quälendem Juckreiz oder auch der Narbenpflege mit Silikon. Eine neue Leitlinie bietet einen Überblick.

Im August ist die neue S2k-Leitlinie zur Behandlung thermischer Verletzungen im Kindesalter (Verbrennung, Verbrühung) erschienen. Viele Empfehlungen darin betreffen vor allem die Notfallmedizin. Doch drei Kapitel der Leitlinie lohnen sich auch für Apotheker:innen, die hauptsächlich mit der Nachsorge in Berührung kommen dürften:

  • die lokale Therapie
  • die Therapie des verbrennungsassoziierten Pruritus und
  • die Narbenbehandlung

Außerdem ist es auch in der Apotheke wertvoll für die erste Hilfe zu wissen: Kleinere Verbrennungen können zur Schmerzlinderung für maximal zehn Minuten mit handwarmem Wasser gekühlt werden. Eine weitere Kühlung gilt als obsolet, da eine Hypothermie unbedingt verhindert werden soll. Großflächige Verletzungen sollten deshalb beispielsweise bei Säuglingen gar nicht gekühlt werden.

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In der weiteren Versorgung bedarf es lediglich bei Verbrennungen ersten Grades laut Leitlinie keinem Debridement, sodass eine konservative Behandlung mit Externa ausreicht. Kleinflächige und oberflächliche thermische Verletzungen bis Grad 2a können an unproblematischen Lokalisationen aber häufig auch ambulant durch eine Blasenabtragung behandelt werden, heißt es. Danach soll ein steriler Verband angelegt werden. Als Optionen für Wundauflagen werden

  • antiseptische PU-Schäume (Polyurethan),
  • Hydrokolloide
  • und spezielle Externa (i.d.R. mit Polihexanid) genannt.

Beispielsweise ist Suprasorb® P + PHMB ein Schaumverband aus Polyurethan, der gleichzeitig Polihexanid enthält. Eine Übersicht über PU-Schaumverbände sowie Hydrokolloidverbände finden Sie in der DAZ 2018, Nr. 17, S. 36

Außerdem gibt es auch Gele und Wundspüllösungen mit Polihexanid. Beispielsweise das Prontosan® Wundgel.

Juckreiz – eine der quälendsten Langzeitfolgen

Was die Nachsorge angeht, gilt Juckreiz als eine der quälendsten Langzeitfolgen von thermischen Verletzungen – er beginnt laut Leitlinie bereits nach rund 48 Stunden. Ist eine medikamentöse Therapie notwendig, soll diese mit oralen Antihistaminika (Dimetindenmaleat oder Cetirizin) begonnen werden. „Eine medikamentöse Lokaltherapie zur Behandlung des Juckreizes kann nicht generell empfohlen werden“, heißt es. Bei therapieresistentem Juckreiz kommt bei schweren Verletzungen theoretisch auch orales Gabapentin off label infrage.

Als erste Behandlungsoption sollten jedoch physikalische Maßnahmen wie Kühlen oder ein Beklopfen der Wunde bzw. Narbe erfolgen. Auch eine Ablenkung des Kindes soll versucht werden. 

Massagen, feuchtigkeitsspendende Cremes und kalte Kompressen sowie die Kompressionstherapie sollen als nicht-medikamentöse Maßnahmen ebenfalls erwogen werden.

Die Kompressionsbehandlung ist Teil der Narbenbehandlung. Sie soll hypertrophe Narben vermeiden und kommt vor allem bei moderaten bis schweren Narben zum Einsatz. Dazu braucht es spezielle Kompressionsbandagen, die laut Leitlinie von Orthopädietechniker:innen oder Therapeut:innen (mit umfangreicher Expertise bei Kindern) nach Maß angepasst werden sollen. Dabei muss bedacht werden, dass die Kompression über sechs bis 24 Monate und bis zu 23 Stunden pro Tag getragen werden muss. Sie soll unmittelbar nach Wundschluss beginnen und endet mit dem Ausreifen der Narbe.

Für die Apotheke relevanter dürfte die generelle Haut- und Narbenpflege sein – speziell mit Silikon.

Die Narbenpflege

Grundsätzlich sollen die betroffenen Hautbereiche mit Wasser und einer milden Seife sowie mehrfach täglich mit fettenden und feuchtigkeitsspendenden Externa gepflegt werden. Außerdem ist besonders im ersten Jahr auf einen Sonnenschutz der Narben zu achten. Auch Narbenmassagen werden empfohlen.

Laut Leitlinie soll die Silikonbehandlung als Zusatz zur Kompressionstherapie oder als alleinige Therapie erwogen werden und kann sowohl bei hypertrophen als auch bei Keloidnarben eingesetzt werden. Dabei können Silikon-Folien, -Gele oder auch spezielle Sonderkonstruktionen zum Einsatz kommen. 

  • Die Silikon-Folien sind über drei bis zwölf Monate für flächige Narben gedacht und sollen zwölf bis 24 Stunden pro Tag getragen werden. 
  • Silikon-Gele sind auch für das Gesicht, Hände, Füße und an Gelenken geeignet und sollen zweimal täglich appliziert werden. 

Einen Überblick über Silikon-haltige Medizinprodukte finden Sie in der DAZ 2023, Nr. 42, S. 38.

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Literatur

S2k-Leitlinie Behandlung thermischer Verletzungen im Kindesalter (Verbrennung, Verbrühung), Stand: 15.08.2024, gültig bis: 14.08.2029, register.awmf.org/de/leitlinien/detail/006-128


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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