„Ärzte, Zahnärzte und Apotheker am Limit“

Apobank und Heilberufler kritisieren gemeinsam Gesundheitspolitik

Berlin - 14.10.2024, 15:30 Uhr

Freut sich über die gemeinsame Aktion: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: ABDA)

Freut sich über die gemeinsame Aktion: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: ABDA)


„Ärzte, Zahnärzte und Apotheker sind das Rückgrat der Patientenversorgung und es ist an der Zeit, ihnen den Rücken zu stärken“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Apobank Matthias Schellenberg. Gemeinsam mit Vertreter:innen der Heilberufler warnt die Bank vor einer falschen Gesundheitspolitik.

Sie haben es wieder getan: ABDA, Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) und Bundeszahnärztekammer (BZÄK) warnen vor einer „drohenden Versorgungslücke“ und machen auf „den dringenden Handlungsbedarf der Politik“ aufmerksam. Mit dabei ist bei dem Aufruf, der an diesem Montag verbreitet wurde, diesmal auch die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank).

Unter dem Hashtag #GuteVersorgungVorOrt soll der Wert der ambulanten Versorgung verdeutlicht werden, heißt es in einer Pressemitteilung. „Ärzte, Zahnärzte und Apotheker arbeiten am Limit ihrer Kapazitäten und werden dabei zunehmend durch strikte Regulierung, Bürokratie und Kostendruck im Gesundheitssystem belastet“, heißt es.

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Man wolle mit der Initiative „den Ernst der Lage bekräftigen und das Bewusstsein in der Bevölkerung für die aktuelle Situation schärfen“, sagte Matthias Schellenberg, Vorstandsvorsitzender der Apobank. Ein einzigartiges System geprägt von (zahn-)medizinischer Autonomie, freier (Zahn-)Arztwahl für die Patienten und Fachexpertise in Apotheken vor Ort stehe auf dem Spiel.

„Nicht über Köpfe der Heilberufler hinweg“

„Wir brauchen einen Masterplan für die Gesundheit, der nicht über die Köpfe der Heilberufler hinweg, sondern gemeinsam mit ihnen entwickelt wird“, sagt Schellenberg. „Ärzte, Zahnärzte und Apotheker sind das Rückgrat der Patientenversorgung und es ist an der Zeit, ihnen den Rücken zu stärken.“

Heilberuflerinnen und Heilberufler hatten bereits zuvor gemeinsam auf ihre Lage aufmerksam gemacht. Im Oktober vergangenen Jahres sendeten ABDA, KBV und KZBV ein „SOS“ und kritisierten Unterfinanzierung und die fehlende Kommunikation mit dem Bundesgesundheitsministerium (BMG). Im April dieses Jahres war auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft bei einer Pressekonferenz mit dabei.

Overwiening: Gemeinsame Kampagne wichtig

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening erklärte laut Pressemitteilung, man freue sich sehr, „gemeinsam mit den ärztlichen Berufsorganisationen und der Apobank dieses deutliche Signal zum Erhalt der freien Heilberufe“ auszusenden. Die aktuelle Idee des BMG zu Apotheken ohne Apothekerinnen und Apotheker werde die Versorgung noch weiter ausdünnen. Die gemeinsame Kampagne sei wichtig, weil sie zeige, „wie groß die Bedeutung der Heilberuflerinnen und Heilberufler für die Bevölkerung ist“.

KBV: Aktuelle Gesetzesvorhaben helfen nicht

Der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen sagte, dass sich die Politik richtigerweise für eine Stärkung der ambulanten Versorgung ausgesprochen habe. „Doch die Realität sieht anders aus.“ Keines der aktuellen Gesetzesvorhaben „schaffe mehr Arztzeit, geschweige denn mehr Ärztinnen und Ärzte. Im Gegenteil: Sie machen Praxen als Arbeitsplätze noch unattraktiver, sowohl für gründende oder übernehmende Kolleginnen und Kollegen als auch für das Personal“.

KZBV: Fokus liegt nicht auf Selbstverwaltung

Martin Hendges, KZBV-Vorstandsvorsitzender, kritisierte, dass mit einer Politik, „die sich zunehmend an staatlichen Strukturen statt an einer funktionierenden Selbstverwaltung orientiert“, nicht gelingen wird, eine qualitativ hochwertige zahnärztliche Versorgung aufrechtzuerhalten.

BZÄK: Keine „staatsnahen Versorgungsstrukturen“

Der BZÄK-Präsident, Christoph Benz, forderte, dass insbesondere in kleineren Städten und ländlichen Gebieten Haus- und Zahnarztpraxen „als Kern der künftigen Versorgung“ gestärkt werden. Sie seien „die tragenden Säulen einer modernen Zukunft“. Im Gegensatz dazu sehe man „staatsnahe Versorgungsstrukturen wie in Großbritannien“ äußerst kritisch. 


Deutsche Apotheker Zeitung
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