Rheumatologiekongress 2024

Neue S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Gicht

19.09.2024, 15:15 Uhr

Als akute Entzündung des Großzehengrundgelenks tritt oftmals der erste typische Gichtanfall auf. (Foto: toa555/AdobeStock)

Als akute Entzündung des Großzehengrundgelenks tritt oftmals der erste typische Gichtanfall auf. 
(Foto: toa555/AdobeStock)


Wie behandelt man Gicht? Hierzu gibt es nun erstmals eine S3-Leitlinie. Sie wurde beim Deutschen Rheumatologiekongress, der derzeit in Düsseldorf stattfindet, vorgestellt. Sie enthält unter anderem Empfehlungen zur medikamentösen Therapie. 

Vom 18. bis 21. September 2024 findet der Deutsche Rheumatologiekongress in Düsseldorf statt. Dr. med. Uta Kiltz, Oberärztin am Rheumazentrum Ruhrgebiet in Herne, informierte die Teilnehmenden zur neuen S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Gicht“ in der Session zum DGRh-Leitlinien Update (DGRh = Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie).

Die Behandlung der Gicht finde in verschiedenen Settings statt, ein großer Teil der Patient:innen werde im allgemeinmedizinischen Sektor versorgt. Rheumatologen sähen sehr viele Patienten, aber auch Nephrologen und Internisten, erklärte Kiltz. Unter anderem deren und drei weitere Fachgesellschaften sind in der neuen und ersten S3-Leitlinie zur Gicht abgebildet, und auch Patientinnen und Patienten sind durch die Deutsche Rheuma-Liga vertreten. Die enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Fachgesellschaften und die aktive Beteiligung von Patientenvertreter:innen sei ein wesentlicher Fortschritt bei der neuen S3-Leitlinie, wird auch in einer von der DGRh veröffentlichten Pressemitteilung betont. Zuvor gab es bereits S2e-Leitlinien, deren Evidenzen mit in die neue Leitlinie überführt wurden. Als Quellleitlinie diente die britische Leitlinie zur Gicht.

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Zurückhaltende, niedrig dosierte Gabe empfohlen

Aktualisierte Gicht-Leitlinie – Colchicin vorsichtig einsetzen

Colchicin, Glucocorticoide oder NSAR als Mittel der Wahl

Insgesamt 25 Empfehlungen sind in der neuen Leitlinie formuliert. Kiltz ging auf einzelne ein, unter anderem auf die der Therapie. 

Im akuten Anfall gilt es demnach zeitnah mit Colchicin, Glucocorticoiden oder nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) als Mittel der ersten Wahl zu behandeln. Dabei soll nur ein Wirkstoff ausgewählt werden. Welches Arzneimittel zum Einsatz kommt, soll individuell, auf den Patienten oder die Patientin abgewogen, entschieden werden. Verbessern sich die Symptome des akuten Gichtanfalls nicht innerhalb von 24 bis 72 Stunden, sollte eine Re-Evaluation und ggf. Therapieanpassung erfolgen.

Wann Harnsäure-senkende Therapie beginnen?

Bei einem einschränkendem bzw. beeinträchtigendem Anfall, mehr als einem Anfall pro Jahr oder tophöser Gicht soll eine Therapie mit einem Xanthinoxidase-Inhibitor begonnen werden. Dabei gilt, unter Therapie einen Serumharnsäurewert von unter 
6 mg/dl zu erreichen. Dieser Empfehlung stimmten nicht alle Beteiligten zu (Konsensstärke 81%). So sprach sich die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM) in einem Sondervotum für ein patientenzentriertes, an das individuelle Risiko und die Gichtlast adaptiertes Vorgehen aus. 
Urikosurika sollen erst angewendet werden, wenn Urkostatika nicht eingesetzt werden können oder trotz maximal möglicher Dosierung nicht ausreichend wirksam sind.

Für die Ernährung lautet die Empfehlung: Eine gesunde, ausgewogene, pflanzenbetonte Ernährung mit Reduktion des Fleisch- und Alkoholkonsums sowie mit Fructose angereicherten Lebensmitteln kann empfohlen werden. Für eine spezifische Diät, die Gichtanfälle reduziert, gibt es keine evidenzgesicherte Empfehlung.


Julia Stützle, Apothekerin und Volontärin


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