Deutsche Gesellschaft für Infektiologie

Azithromycin-Engpass: Diese Leitlinien sind jetzt relevant

Stuttgart - 26.08.2024, 15:00 Uhr

Unter anderem für Zithromax 500 mg Filmtabletten besteht laut Lieferengpassliste des BfArM dezeit noch bis 15.09.2024 ein Engpass. Als Grund wird eine erhöhte Nachfrage angegeben. (Symbolfoto: robypangy / AdobeStock)

Unter anderem für Zithromax 500 mg Filmtabletten besteht laut Lieferengpassliste des BfArM dezeit noch bis 15.09.2024 ein Engpass. Als Grund wird eine erhöhte Nachfrage angegeben. (Symbolfoto: robypangy / AdobeStock)


Ist Azithromycin knapp, ist meist Clarithromycin eine gute Alternative – allerdings nicht immer, und es gilt bei einem Wechsel des Antibiotikums einiges zu bedenken. Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie erklärt, welche Leitlinien jetzt angesichts des aktuellen Engpasses wichtig sind.

Dass bei Azithromycin und Doxycyclin derzeit Lieferengpässe bestehen, ist schon seit Mitte Juli bekannt. Nun hat vergangene Woche die Deutschen Gesellschaft für Infektiologie e.V. Therapieempfehlungen veröffentlicht, die erläutern, was angesichts des Azithromycin-Mangels zu tun ist.

Das Makrolid-Antibiotikum Azithromycin wird demnach insbesondere bei respiratorischen Infektionen, Infektionen des HNO-Traktes und bei sexuell übertragenen Infektionen angewendet. Es wird auf mehrere Leitlinien verwiesen, in denen Azithromycin als Standardtherapie empfohlen wird:

Clarithromycin primärer Ersatz für Azithromycin

Weil sich das Spektrum der von Azithromycin erfassten Erreger in großen Teilen mit dem von Clarithromycin überlappe, komme Clarithromycin primär als Ersatz für Azithromycin infrage. Kommt es wirklich zu einem Austausch gegen Clarithromycin, sei aber beispielsweise zu bedenken, dass dieses zweimal täglich und über einen längeren Zeitraum als Azithromycin gegeben werden muss. Hinsichtlich der Therapiedauer wird auf die entsprechenden Leitlinien (s.o.) verwiesen.

Clarithromycin bei sexuell übertragenen Erkrankungen kritisch hinterfragen

Bei der Behandlung sexuell übertragener Erkrankungen wie Gonorrhoe und Chlamydien-Infektionen sollte Clarithromycin allerdings nur im Einzelfall zum Einsatz kommen, wenn auch Doxycyclin nicht verfügbar ist. Bei nachgewiesener Gonokokken-Infektion sei eine Monotherapie mit Ceftriaxon (einmalig 1 bis 2 g i.m. oder i.v.) ausreichend.

So wichtig Azithromycin in der alltäglichen Praxis also ist, auch seine Anwendung wird derzeit auf europäischer Ebene hinterfragt, um einen unkritischen und übermäßigen Einsatz zu verhindern. Die Ergebnisse stehen noch aus, eine Empfehlung des europäischen Pharmakovigilanz-Ausschusses wird für September erwartet. 


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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