Gesundheitsversorgung

Thüringen: Anzahl der Rentner pro Apotheke steigt

Berlin - 24.07.2024, 15:30 Uhr

In Thüringen gibt es derzeit nur noch 490 Apotheken. (Foto: IMAGO / ingimage)

In Thüringen gibt es derzeit nur noch 490 Apotheken. (Foto: IMAGO / ingimage)


Nur noch 490 Apotheken gibt es in Thüringen. Das heißt auch, dass die Übriggebliebenen immer mehr Rentnerinnen und Rentner versorgen müssen. Denn die sind besonders auf die Beratung in der Vor-Ort-Apotheke angewiesen.

Immer weniger Apotheken müssen eine steigende Zahl an Rentnerinnen und Rentnern versorgen. Davor warnt die Landesapothekerkammer Thüringen an diesem Mittwoch in einer Pressemitteilung. Demnach versorgte in dem Bundesland 2003 eine Apotheke noch 826 Rentnerinnen und Rentner, 2013 waren es 909 und 2023 im Schnitt 1.174 Menschen, die 65 Jahre oder älter waren.

Die Kammer will mit der Meldung dem Eindruck entgegenwirken, dass in den neuen Bundesländern die Verschlechterung der Versorgung scheinbar weniger dramatisch verläuft. Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 12. Juli haben die neuen Bundesländer, mit Ausnahme Berlins, ein besseres Patienten-Apotheken-Verhältnis als der Bundesdurchschnitt.

Der Eindruck täusche aber, denn die entscheidende Bezugsgröße sei nicht die Gesamtbevölkerung, sondern der Teil der Bevölkerung, der auf die sichere Arzneimittelversorgung vor Ort angewiesen ist. Und der ist laut Kammer in den neuen Bundesländern besonders hoch.

Mehr zum Thema

Erstes Halbjahr 2024

Apothekenzahl weiter im Sinkflug

Statistisches Bundesamt legt Zahlen vor

Bremen mit der geringsten Apothekendichte

Gerade Menschen im Rentenalter brauchen ihre Apotheke vor Ort, heißt es in der Pressemitteilung. „Wir stehen am Anfang einer Entwicklung. Die ersten ‚Babyboomer‘ kommen gerade ins Rentenalter, in den nächsten 15 Jahren wird die Zahl der Menschen über 65 immer weiter steigen“, so Ronald Schreiber, Präsident der Kammer.

„Prognose ausgesprochen pessimistisch“

Auch unter den Apothekerinnen und Apothekern ist die Tendenz nicht anders. „Gut die Hälfte der Apothekenleitungen ist heute älter als 50, wird in 15 Jahren also nicht mehr zur Verfügung stehen. Stellt man beide Entwicklungen in Zusammenhang, ist die Prognose ausgesprochen pessimistisch“, so der Kammerpräsident.

Derzeit gibt es nur noch 490 Apotheken in Thüringen, in zahlreichen Gemeinden gibt es keine mehr. „Und dort wird die Arzneimittelversorgung nicht mehr so sichergestellt, wie es sein sollte. Das muss uns große Sorgen machen“, so Schreiber.

Apotheke ohne Apotheker? Beratung reine Glückssache

Der Kammerpräsident kann der Idee nichts abgewinnen, dass Kioske und sogenannte Gesundheitsmärkte, „in denen Arzneimittel nur noch über den Tresen gereicht werden“, es richten sollen. „Geht es nach den Vorstellungen des Apothekenreformgesetzes, soll das der neue Standard werden. Apotheken ohne verantwortliche Apothekerin bzw. verantwortlichen Apotheker vor Ort, Beratung, die reine Glückssache ist“. Das mache Arzneimittel zu einer Ware und die Arzneimittelversorgung zweitklassig. „So darf die Thüringer Gesundheitsversorgung in Zukunft nicht aussehen“, fordert Schreiber.


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.