Kritik an Referentenentwurf

VdPP: Apothekenreform und Primärversorgungsansätze zusammendenken

Berlin - 20.06.2024, 10:45 Uhr

Ein „unproduktiver Konkurrenzkampf der Apotheker:innen untereinander“ wäre die Folge der Apothekenreform, sagt der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten. (Foto: DAZ / Schelbert)

Ein „unproduktiver Konkurrenzkampf der Apotheker:innen untereinander“ wäre die Folge der Apothekenreform, sagt der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten. (Foto: DAZ / Schelbert)


Der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) lehnt die Apothekenreform von Karl Lauterbach (SPD) ab, teilweise werden dafür dieselben Gründe genannt, wie von der ABDA. Wenn es um die nachhaltige Lösung der Arzneimittelversorgung in der Fläche geht, hat der VdPP jedoch ganz eigene Vorstellungen.

Umverteilung und Zweigapotheken: Der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) sieht im Referentenentwurf für die Apothekenreform keine Verbesserung einer „patient:innenorientierten Arzneimittelversorgung“. Das geht aus einem Positionspapier des Vereins hervor, der diese Woche Mittwoch veröffentlicht wurde.

Bemängelt wird, dass die Vertreter:innen der Apothekerschaft bei der Ausgestaltung der Reform nicht einbezogen wurden und die Vorschläge daher „praxisfremd seien, und die Probleme nicht gelöst werden“. Laut VdPP wäre ein „unproduktiver Konkurrenzkampf der Apotheker:innen untereinander“ unausweichlich, sollten die Pläne umgesetzt werden.

Fokus auf besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen

Der Verein fordert demgegenüber, die Apothekenreform mit den Primärversorgungsansätzen aus früheren Entwürfen des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) zu verbinden. Ziel sei, „die Arzneimittelversorgung endlich interprofessionell zu organisieren und verstärkt auf die Versorgung der besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen zu fokussieren“.

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Die Primärversorgungszentren (PVZ) mit Gesundheitskiosken und -regionen waren anfangs die zentralen Elemente des GVSG gewesen und wurden aus dem jüngsten Referentenentwurf herausgestrichen. Die ABDA und andere Verbände, aber auch Krankenkassen zeigten sich hierüber erleichtert, andere kritisierten, dass das Gesetz so zu einer kleinen Hausärztehonorierungs-Reform verkommen sei.

Seither wurde der GVSG-Entwurf bereits vom Kabinett abgesegnet. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte erklärt, er hoffe, die PVZ und Kioske noch über das parlamentarische Verfahren in das Gesetz hineinverhandeln zu können.

„Ausreichende, auch finanzielle Ressourcen bereitstellen“

Der VdPP befürwortete stets die Ansätze der Primärversorgung. Und er meint auch jetzt: Mit einer Apothekenreform müssten die Voraussetzungen für eine verstärkte Einbindung der Apotheken und der pharmazeutischen Kompetenzen in eine allen Menschen zugängliche, auf Solidarität fußende und am Gemeinwohl orientierte Primärversorgung geschaffen werden. Integriert in eine solche Primärversorgung biete sich für die Apotheken eine zukunftsweisende Perspektive und eine Verbesserung der Arzneimittelversorgung für die Patient:innen.

Um zukünftige Herausforderungen – der VdPP nennt unter anderem den demografischen Wandel, Fachkräftemangel und eine steigende Altersarmut – bewältigen zu können, müssen laut dem Verein die pharmazeutischen Kompetenzen in den Apotheken im Vordergrund stehen – „abgesichert mit der Bereitstellung von ausreichenden, auch finanziellen Ressourcen und geeigneten Rahmenbedingungen“.

Kompetenzen an den Schnittstellen

Der VdPP sieht den Nutzen dieser Kompetenzen vor allem an „Schnittstellen“. Konkret:

  • Schnittstelle stationär-ambulant
  • Schnittstelle ambulante Arzneimittelversorgung / Alten- und Pflegeheime
  • Information und Beratung der Patient:innen und Kund:innen durch das pharmazeutische Personal in Apotheken
  • Zusammenarbeit bei der ambulanten medizinischen und pharmazeutischen Versorgung
  • Schnittstelle Versorgung Erkrankter und Prävention/Gesundheitsförderung

Damit die Apotheken auf diese Weise tätig werden können, „muss mit der geplanten Apothekenreform kurzfristig das Apothekensterben gestoppt werden“. Dies gelte „vorrangig in Regionen, in denen bislang schon weite Wege für die Bevölkerung zur nächsten Apotheke bewältigt werden müssen und in Quartieren mit besonderem Entwicklungsbedarf“. Gelinge dies nicht, „drohen Versorgungslücken, die zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr oder nur noch schwer wieder geschlossen werden können“.

Der VdPP fordert, dass die gegenwärtigen „Umbruchzeiten“ für „eine Weiterentwicklung des bisherigen Systems von Versorgung, Prävention und Gesundheitsförderung genutzt werden“. Ziel müsse sein, so der Verein, dass „im Sinne nachhaltiger Prinzipien die Gesundheit der Bevölkerung, insbesondere der sozial Benachteiligten“, erhalten und gefördert wird.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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