Referentenentwurf

Overwiening: Apothekenreform ist Bedrohung für Arzneimittelversorgung

Berlin - 12.06.2024, 17:10 Uhr

„Keine Weiterentwicklung der apothekerlichen Tätigkeit, sondern Trojanisches Pferd“: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zu den bekanntgewordenen Reformplänen. (Foto: ABDA)

„Keine Weiterentwicklung der apothekerlichen Tätigkeit, sondern Trojanisches Pferd“: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zu den bekanntgewordenen Reformplänen. (Foto: ABDA)


Der lang erwartete Referentenentwurf für die Apothekenreform ist da. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening bezeichnet die darin enthaltene Idee der Apotheken ohne Apothekerinnen und Apotheker als „Tabubruch“. Insgesamt sei der Entwurf eine Bedrohung für die Arzneimittelversorgung in Deutschland.

Apotheken ohne Approbierte, Zweigapotheken, eine geringe Fixhonorarerhöhung bei gleichzeitiger Senkung des variablen Anteils: An diesem Mittwoch berichtete zunächst die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) über den Referentenentwurf für die vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) geplante Apothekenreform, der auch der DAZ vorliegt.

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sagte in einer ersten Reaktion auf den FAZ-Bericht, der Referentenentwurf „bedroht die Arzneimittelversorgung der Menschen“. Er stelle keine „keine Weiterentwicklung der apothekerlichen Tätigkeit in den Apotheken vor Ort, sondern kommt einem Trojanischen Pferd gleich“.

Bezüglich der Apotheken ohne Apothekerinnen oder Apotheker sprach Overwiening von einem „Tabubruch“. Einrichtungen ohne Apothekerinnen oder Apotheker seien keine Apotheken. „Da hilft es auch nicht, wenn ein Apotheker oder eine Apothekerin für ein paar Stunden pro Woche vorbeischaut. Solche Abgabestellen auf niedrigstem Niveau sehen wir mit großer Besorgnis.“

Sie erinnerte daran, dass Lauterbach versprochen hatte, keine Leistungskürzungen vorzunehmen, „aber genau das macht er hier“, so Overwiening. „Mit dieser Idee wird die Versorgung bagatellisiert und abgewertet – und mit nicht verantwortbaren Risiken für die Patientinnen und Patienten belastet.“

Mit Blick auf die Honorarpläne sagte die ABDA-Präsidentin, es komme damit „kaum weiteres Geld in das bereits seit Jahren unterfinanzierte System der Arzneimittelversorgung über die Apotheken vor Ort“. Es fehle „an jeglicher schnellen Unterstützung“.

Overwiening bezeichnete die Reform in ihrer jetzigen Form als „schädlich und eine verpasste Chance“. Apothekerinnen und Apotheker würden seit langem auf „eine bessere Honorierung, mehr Entscheidungskompetenzen, weniger Bürokratie und eine digitale Weiterentwicklung der apothekerlichen Aufgaben warten“.

Die ABDA-Präsidentin weist zum Schluss darauf hin, dass sich die Apothekerschaft mit den vom BMG erwarteten Einsparungen durch Kündigungen „nicht anfreunden“ kann. „Gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Apotheken ist das mehr als verantwortungslos“, so Overwiening.


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Unfassbar!

von Kerstin Andresen am 12.06.2024 um 19:09 Uhr

Diese Pläne sind der blanke Hohn! In jedem Punkt findet sich eine Verschlechterung der bestehenden Struktur und somit wird nichts reformiert - es wird abgeschafft! Da kann man sich gleich den Drogerie-Ketten dieses Landes anschließen. Den Apotheker braucht es ja bald nicht mehr.

Die Preisanpassungen sind Anpassungen zu noch mehr Verlusten. Da kann die Adexa ihre Tarifverhandlungen bald ganz auf Eis legen.

Und wie soll da bitte eine Apotheke bestehen können - die Versorgung wird weiter verschlechtert, aber - ach ja - wir haben ja die Zweigapotheke (ein Relikt auf Kriegszeiten)! Super Idee!

Es muss jetzt flächendeckend gezeigt werden, dass der dienende Pharmazeut die Nase voll hat!

Noch gibt es eine kleine Chance; wenn die „Reform“ durch ist - ist es für uns zu spät!

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Glückwunsch!

von Beldowitz am 12.06.2024 um 17:56 Uhr

Jetzt bekommt die ABDA ihr Versagen auf dem Silbertablett präsentiert. Herzlichen Glückwunsch Frau Overwieing, Herr Schmitz und Herr Hubmann!

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1 Jahr umsonst

von Marc am 12.06.2024 um 17:25 Uhr

Vor einem Jahr hätten wir mit flächendeckenden Streiks, was bewegen können. Genau heute vor 1 Jahr hatten wir im überwiegend zu. Mit Lauterbach kann man nicht reden. Wir haben mit dem Kuschelkurs danach nichts bewegt. Das Resultat sehen wir jetzt. Liebe ABDA , danke für Ihr Versagen. Jetzt muss es knallen oder das war’s. Es wird, wie immer nix passieren. So schade, so schlimm.

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