Besuch in Leipziger Apotheke

Linke: Solidarität mit Apotheken in Sachsen

Berlin - 31.05.2024, 15:15 Uhr

Die sächsische Linken-Abgeordnete Susanne Schaper und der Linken-Gruppenvorsitzende Sören Pellmann bei Kornelia Witzel in der Arkana-Apotheke in Leipzig (v. l.). (Foto: SAV)

Die sächsische Linken-Abgeordnete Susanne Schaper und der Linken-Gruppenvorsitzende Sören Pellmann bei Kornelia Witzel in der Arkana-Apotheke in Leipzig (v. l.). (Foto: SAV)


Vor wenigen Tagen machten Kammer und Verband in Sachsen darauf aufmerksam, dass sich die Apothekenzahlen in dem Bundesland im Sinkflug befinden. Der Gruppenvorsitzende der Partei Die Linke im Bundestag, Sören Pellmann, und die Gesundheitspolitikerin und sächsische Linken-Landtagsabgeordnete Susanne Schaper haben sich von Kornelia Witzel in ihrer Arkana-Apotheke in Leipzig über die Hintergründe aufklären lassen.

Sören Pellmann und Susanne Schaper hatten viele Fragen. Wie viele Arzneimittel sind denn nun nicht lieferbar? Wie schwer ist es, einen Engpass zu managen? Wieviel Zeit geht dabei drauf? Und: Was macht man, wenn gar nichts geht? „Total interessiert“ seien der Gruppenvorsitzende der Partei Die Linke im Bundestag und die Gesundheitspolitikerin und sächsischen Linken-Landtagsabgeordnete gewesen, sagt Kornelia Witzel der DAZ. Sie ist Inhaberin der Arkana-Apotheke in Leipzig, die Pellmann und Schaper am vergangenen Dienstag besucht hatten.

Wirklich lange seien die beiden da gewesen, sagt Witzel, etwa zweieinhalb Stunden. Neben den Arzneimittellieferengpässen ging es auch um die Konsequenzen des Skonto-Urteils oder die Frage der Herstellung in der Apotheke. Witzels Apotheke ist neben den allgemeinen Apothekenleistungen auf den Schwerpunkt Onkologie spezialisiert. Insbesondere die Sterilherstellung hätten Pellmann und Schaper „superspannend“ gefunden. Zuvor waren beide in der Geschäftsstelle des Sächsischen Apothekerverbands gewesen, Witzel ist Vorstandsmitglied.

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Die Apothekeninhaberin erläuterte Pellmann und Schaper auch die Hintergründe für die schwierige wirtschaftliche Lage der Apotheken. Sie erklärte unter anderem, welche Folgen die laut Eckpunktepapier geplante Umlegung des variablen Anteils der Apothekenvergütung auf den fixen haben werde: Die Versorgung mit Hochpreisern werde gefährdet. Es sei eine „fixe Idee“, sagte Witzel Pellmann und Schaper, dass davon die kleinen Apotheken auf dem Land profitieren werden. Speziell diese bräuchten mit Blick auf die Versorgung mit Hochpreisern die drei Prozent.

Pellmann:  Linke unterstützt Proteste der Apotheken

Die starke Zunahme des Apothekensterbens und die damit verbundene Versorgungsunsicherheit der Bevölkerung in Sachsen mit Arzneimitteln treibe auch ihn um, sagte Pellmann gegenüber der DAZ. „Der gemeinsame Besuch mit Susanne Schaper in der Arkana-Apotheke zeigte mir die arbeitsreiche Realität hinter dem Ladentisch, die die kundennahe Versorgung vor Ort sichert, aber auch die Sorgen und Nöte der Apotheker“.

Die Linke im Bundestag stütze daher die Proteste der Apotheker, versicherte der Gruppenvorsitzende. Man werde „sich im Bundestag für eine Politik einsetzen, die die wohnortnahe Arzneimittelversorgung sichert und nicht die Interessen der Pharmaindustrie bedient“.

Schaper: „Solidaritätsbekundung mit Apotheken in Sachsen“

Für Schaper war der Besuch auch „eine weitere Solidaritätsbekundung mit den Apotheken in Sachsen“, wie sie gegenüber der DAZ erklärt. Die Apotheken würden „engagiert gegen viele Widrigkeiten ankämpfen: Kostendruck, Personalmangel, Lieferengpässe und nicht zuletzt die Konkurrenz durch Versandapotheken“.

Sie warne seit Jahren davor, dass die Zahl der Apotheken sinkt, sagt Schaper. „Der Zugang zu Medikamenten ist eine Frage der Gerechtigkeit! Perspektivisch ist die flächendeckende Versorgung gefährdet, vor allem im ländlichen Raum. Die Apotheke vor Ort ist unverzichtbar, weil sie eine niedrigschwellige pharmazeutische Beratung bietet.“ Die alternde Bevölkerung sei darauf angewiesen, „zumal es nicht überall genug Arztpraxen gibt“, so Schaper. „Auch angesichts der Medikamentenengpässe und der nötigen Herstellung von Rezepturen sind die Apotheken unverzichtbar.“

„Mehraufwand muss vergütet werden“

Die Landtagsabgeordnete fordert, dass die Rahmenbedingungen besser werden müssen, „damit wieder mehr junge Menschen Lust haben, eine Apotheke zu betreiben oder dort mitzuarbeiten“. Das fange bei den Honoraren an, die seit beinahe 20 Jahren eingefroren sind, und höre beim Abbau zeitraubender Bürokratie nicht auf. „Der Mehraufwand muss vergütet werden“, sagt Schaper.

Gleichzeitig sollten die Apothekerinnen und Apotheker aber auch mehr Entscheidungsspielraum bei der Abgabe von Arzneimitteln bekommen, so Schaper. An dieser Stelle müssten sowohl Bund als auch der Freistaat Sachsen aktiv werden, damit Lieferengpässe reduziert werden und mehr Ausbildungsplätze entstehen. „Profitinteressen der Pharmaindustrie und die Kürzungswünsche der Kassen müssen hintanstehen“, verlangt die sächsische Landtagsabgeordnete.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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