Thüringen macht den Anfang

ABDA startet neue Kampagne

Berlin - 15.04.2024, 17:55 Uhr

(Bild: ABDA)

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Bundesweit schlossen 2023 rund 500 Apotheken – etwa so viele, wie es derzeit (noch) in Thüringen gibt. Auf die sich zuspitzende Situation machten heute in Erfurt ABDA-Präsidentin Overwiening sowie Thüringens Kammerpräsident Schreiber und Verbandsvorsitzender Fink aufmerksam. Gemeinsam kündigten sie eine neue Protestaktion der Apotheken an – in Thüringen startet sie vorab bereits an diesem Mittwoch.

Vergangene Woche hatte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening bereits an der Seite der Spitzenvertreter anderer Heilberufe in der Bundespressekonferenz die schwierige Situation der Apotheken geschildert. Trotz vieler Ankündigungen, Eckpunktepapiere und einzelner tatsächlich in Kraft getretener Gesetze habe sich in der Arzneimittelversorgung in den vergangenen Monaten nichts verbessert. Eher das Gegenteil sei der Fall. Lieferengpässe und seit Jahresbeginn auch das E-Rezept stellen die Apothekenteams Tag für Tag auf die Probe. 

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Am heutigen Montag machte Overwiening auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des Thüringer Apothekertages nochmals deutlich, wie angespannt die Lage ist. Sie verwies auf 500 im vergangenen Jahr bundesweit verlorene Apotheken, die sich in Thüringen besonders plastisch veranschaulichen lassen: 491 Apotheken gibt es in dem Bundesland noch – 2023 schlossen zwölf ihre Türen für immer, bis zum Ende des ersten Quartals 2024 kamen weitere vier dazu. Der Vergleich liegt für die ABDA-Präsidentin auf der Hand: „Wir haben sozusagen Thüringen verloren“.

ABDA

Damit die wohnortnahe Arzneimittelversorgung auch in Zukunft sichergestellt werden kann, müsse der Nachwuchs zur Selbstständigkeit bereit sein, betonte Overwiening. Doch das gelinge nur, wenn sich der Betrieb einer Apotheke wirtschaftlich rentiere, so Overwiening. Dieses „sich rentieren“ sei dabei kein Ziel, sondern eine schlichte Notwendigkeit.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach wisse von der Entwicklung, tue aber nichts zur Stabilisierung der Apotheken. Stattdessen kündige er Schein-Reformen an, die letztlich Leistungskürzungen für die Bevölkerung bedeuten.

Gesundheit sichern. Die Apotheke.

Und so kündigte die ABDA-Präsidentin eine neue Protestaktion an. Im vergangenen Jahr wurde bereits deutschlandweit und öffentlichkeitswirksam mit zentralen Kundgebungen protestiert. Nun setzt die ABDA auf die direkte Ansprache der Kundinnen und Kunden in der Apotheke. Es wird eine neue Dachkampagne mit dem Titel „Gesundheit sichern. Die Apotheke.“ geben. In ihren Rahmen sollen Patientinnen und Patienten direkt in den Apotheken über die bedrohliche Lage informiert werden. „Wir verstehen uns als Anwälte der Patientinnen und Patienten“, betonte Overwiening. Zudem sollen die Menschen die Möglichkeit bekommen, sich über eine bundesweit angelegte Umfrage zur Arzneimittelversorgung zu äußern. „Der Stimme unserer Patientinnen und Patienten geben wir damit eine Bühne – in der Hoffnung, dass Politik sie wahr- und ernst nimmt“, so Overwiening. 

Info- und Werbematerial für Apothekenteams

Losgehen soll es am kommenden Montag, bevor am Dienstag das DAV-Wirtschaftsforum startet. Einer der Claims lautet „Wir sehen rot“.  Die Apothekenteams, so Overwiening, können in der einwöchigen Protestzeit Plakate aufhängen und sich rot kleiden, um nochmals besonders auf sich aufmerksam zu machen. Es gebe einen Katalog mit verschiedenen Maßnahmen, die regional angepasst eingesetzt werden könnten. Das Ziel sei dabei stets, mit den Patienten und Patientinnen ins Gespräch zu kommen

Am 17. April nur Klappendienst in Thüringen

In Thüringen sollen die Proteste bereits diesen Mittwoch beginnen – unmittebar vor dem Thüringer Apothekertag. Dann werden die Schaufenster und Apotheken-As schwarz und rot verhangen, kündigte der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbands, Stefan Fink, an. Die Versorgung soll am 17. April nur über die Notdienstklappe erfolgen. Die Schaufenster sollen bis einschließlich 21. April verhüllt bleiben. Mit dieser symbolhaften Aktion wolle man deutlich machen, dass die Apotheken und damit die qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung vor Ort nicht mehr selbstverständlich verfügbar sein werden, wenn man ihnen die Existenzgrundlage nehme. 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Grabrede

von Dr. House am 15.04.2024 um 19:46 Uhr

Mehr als solche Grabreden wird es in dieser Konstellation nicht geben. Der Berufsstand der Apotheker ist nicht in der Lage zu kämpfen - zu lange ging es uns zu gut und zu schnell kam der Absturz durch das leise aber durchaus deutliche "Fallenlassen" der Politik. Wir sind in einer Art Schockstarre und durch die innere Gewissheit gebrandmarkt "Es könne doch nicht sein, dass man uns Jahrzehnte lang gebraucht und gut honoriert hat und uns dann so sang-und klanglos und vor allem erklärungslos (bis auf "es ist kein Geld mehr da") zum Abschuss freigäbe" Also hoffen wir still und heimlich bis heute auf ein Umlenken der Politik. Das Ganze begleiten wir nun seit Legislatur um Legistlatur mit Nettigkeit und hier und da einem "Aktiönchen" in dem der Patient seinen Daumen pro Apotheke hochhalten kann, sowie mit immer wieder den gleichen gedultigen Erklärungen an die stetig wechselnden Legislativen.
Claus Weselsky hat es verstanden Ergebnisse vorzulegen. Aber wir Apotheker begeben uns nicht auf so eine Ebene, denn wir sind nett und wie es Frau O. nochmal betonte, halt "sowieso immer da" - Dieser Satz, den man im Notdienst so gerne hört aus dem Munde der berufseigenen Lobbyorganisation! Einfach klasse. Toll gemacht. Jetzt fehlt nur noch das Begräbnis. Also noch einmal alle zusammenlegen und das Budget der ABDA erhöhen, noch ein letztes Mal eine lebensrettende PDL machen, noch einenen letzten Dienst schieben (Wie es Hagen Rether mal so schön formulierte: "Turne bis zur Urne!") und die Hand zum Salut zan die Stirn heben, um stolzen Hauptes mit samt dem Schiff den Weg an den Meeresboden anzutreten. Seebestattungen sind doch die schönsten.

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