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Was ist drin?
Ceramide – die Lipidphase der Basistherapeutika
Bei der Basistherapie von Menschen mit Neurodermitis geht es einerseits um die Versorgung trockener Haut. Entsprechende Basispflegeprodukte aus der Apotheke enthalten deshalb Feuchthaltemittel wie Glycerin oder auch Harnstoff. Allerdings geht es auch darum, die gestörte Hautbarriere zu stärken – und dafür braucht es neben den Feuchthaltemitteln auch eine Lipidphase. Diese enthält beispielsweise Ceramide.
Um bei Neurodermitis die gestörte Hautbarriere wieder ins Gleichgewicht zu bringen, müssen der oberen Epidermis Lipide zugeführt werden. Von reinen Ölprodukten wie Kokosnuss- oder Olivenöl wird dabei ausdrücklich abgeraten, weil so die Haut austrocknen kann [1,2].
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Die S2k-Leitlinie zum „Gebrauch von Präparationen zur lokalen Anwendung auf der Haut“ (Stand 2017 und seit Oktober 2022 in Überarbeitung) empfiehlt, dass in Basistherapeutika neben Harnstoff und Glycerin als wasserbindende Stoffe auf der einen Seite, in der Lipidphase auf der anderen Seite Ceramide oder Phospholipide (Lecithine) aus Pflanzenölen zum Einsatz kommen, wie Sojaöl oder „Shea Butter“ [1,2,3].
Produktbeispiele mit Ceramiden
Eine Apothekenkosmetik-Marke, welche sich speziell den Ceramiden als Inhaltsstoff widmet, ist Cerave von L’Oréal. Die Marke wirbt mit einem Komplex aus drei essenziellen Ceramiden (Ceramide 1, 3 und 6-II) und damit, dass Ceramide 50% der natürlichen Hautschutzbarriere ausmachen [4]. Aber auch die Marke Eucerin von Beiersdorf bewirbt beispielsweise die „AtopiControl Creme“, zu deren Inhaltsstoffen Ceramide zählen, als „reichhaltige Pflegecreme für Gesicht & Körper bei Neurodermitis“ [5]. Und auch Dermasence von der Medicos Kosmetik GmbH & Co. KG bewirbt etwa die „Adtop Lipidlotion“ mit Ceramiden für trockene, schuppige Haut [6]. Die Marke Cetaphil von Galderma wiederum bewirbt ihre „Pro Itchcontrol akut repair Creme“ mit Ceramiden „für akut hilfebedürftige zu Neurodermitis & Ekzemen neigende Haut“ [7].
Besser Ceramide oder Sheabutter?
Die aktuelle S3-Leitlinie zur Neurodermitis greift eine Studie auf, bei der ein Ceramid-Produkt zum Einsatz kam: Demnach wurden bei insgesamt 58 Neurodermitis-Patient:innen „die Wirksamkeit und die Hautbiophysiologie einer Creme und eines Reinigungsmittels, die einen Lipidkomplex mit Sheabutterextrakt enthielten, mit der eines Ceramid-Produktes während einer vierwöchigen Behandlungsphase verglichen“. Die Behandlungen waren erfolgreich, allerdings wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Produkten festgestellt, heißt es [1].
Ceramide – ist weniger mehr?
Das Positionspapier „Diagnostik und Therapie der Xerosis cutis“ der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) von 2018 (Synonyme für Xerosis cutis sind Xerodermie, trockene Haut, hydrolipidarme Haut) geht in einem Unterkapitel ebenfalls auf Ceramide ein. Demnach sind Ceramide Lipide der Untergruppe Sphingolipide und neben freien Fettsäuren und Cholesterin ein essenzieller Bestandteil der Hautbarriere – sie machen etwa 40% der extrazellulären Lipidmatrix der Hornhaut (Stratum corneum) aus, heißt es und: „Beim Einsatz von Ceramiden in Topika gilt grundsätzlich, dass der reine Ceramid-Gehalt eines Hautpflegepräparates weniger entscheidend ist als dessen physiologische Lipidzusammensetzung aus Ceramiden, Fettsäuren und Sterolen“.
Ein Ceramid kommt selten allein
Die meisten klinischen Studien zu reinen Ceramiden seien beim atopischen Ekzem und der Psoriasis durchgeführt worden, für die Xerosis cutis sollen nur wenige Studien vorliegen. Aus den vorhandenen Studien leitete das Positionspapier 2018 ab, dass Ceramide in Kombination mit Urea, natürlichen Feuchthaltefaktoren und Glycerol bessere barrierestabilisierende Ergebnisse erzielen als alleine eingesetzt.
Insgesamt heißt es im Fazit zur Xerosis cutis, dass für eine optimale rückfettende Wirkung „sich hautphysiologische Lipide wie Ceramide oder Omega-6-Fettsäurehaltige Öle“ eignen. Mineralöle sollen außerdem den barrierestabilisierenden Effekt erhöhen. Allerdings unterscheidet das Positionspapier zwischen rückfettenden Substanzen und „Filmbildnern“: „Während Öle, Fette oder Wachse auf Mineralölbasis oder Silikonölbasis aufgrund ihres hohen Molekulargewichts die Haut nicht durchdringen und einen dünnen lipophilen Film auf der Hautoberfläche bilden, können physiologische Hautfette, wie z.B. Ceramide, Cholesterin, freie Fettsäuren und bestimmte Bestandteile der natürlichen Öle, die interzelluläre Lipidmatrix wiederauffüllen und dadurch die Barrierefunktion der Haut stärken“ [8].
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Je nach Patient:in sollten Präparate individuell ausgewählt werden. Während im Sommer zu hydrophileren Cremes als im Winter zu raten ist, sollte die Zusammensetzung auch daran angepasst werden, in welchem Körperareal die Zubereitung zum Einsatz kommen soll [1,2]. Wissenswertes zu anderen verbreiteten Inhaltsstoffen für die Basistherapie der Neurodermitis erfahren Sie in den weiteren Teilen der DAZ-Kosmetik-Serie „Was ist drin?“.
Literatur
[1] S3-Leitlinie Atopische Dermatitis (AD) [Neurodermitis; atopisches Ekzem], register.awmf.org/de/leitlinien/detail/013-027
[2] Moll D. Basispflege bei Neurodermitis – wie man sie an den Inhaltsstoffen erkennt. DAZ.online, 25.07.2023, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/07/25/basispflege-bei-neurodermitis-wie-man-sie-an-den-inhaltsstoffen-erkennt
[3] S2k-Leitlinie Gebrauch von Präparationen zur lokalen Anwendung auf der Haut, Stand 01.11.2017, gültig bis 31.10.2022 (in Überarbeitung), register.awmf.org/de/leitlinien/detail/013-092
[4] Internetauftritt von Cerave, Abruf am 12.10.2023, https://www.cerave.de/ueber-cerave/die-bedeutung-der-ceramide
[5] Internetauftritt von Eucerin, Abruf am 12.10.2023, https://www.eucerin.de/unsere-forschung/datenbank-fuer-inhaltsstoffe/ceramide-3
[6] Internetauftritt von Dermasence, Abruf am 12.10.2023, https://www.dermasence.de/ratgeber/dermasence-wissen/wirkstoff-lexikon/ceramide
[7] Internetauftritt von Cetaphil, Abruf am 12.10.2023, https://www.cetaphil.de/feuchtigkeitspflege/pro-itchcontrol-akut-repair-creme/18176739.html
[8] Augustin M, Wilsmann-Theis D, Körber A et al. Positionspapier: Diagnostik und Therapie der Xerosis cutis. JDDG 2018;16:3-35, doi.org/10.1111/ddg.13580
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