Deutscher Apotheker Tag 2023

Delegierte diskutieren über Lauterbachs Pläne

Düsseldorf - 28.09.2023, 06:58 Uhr

Der Saal ist voll, die Stimmung nach Lauterbachs Auftritt erhitzt. (Foto: Schelbert/DAZ)

Der Saal ist voll, die Stimmung nach Lauterbachs Auftritt erhitzt. (Foto: Schelbert/DAZ)


Nachdem die Apothekerschaft statt Antworten auf ihre Fragen Pläne für eine Umstrukturierung im Apothekenwesen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erhalten hatte, wurde auch die Agenda des Deutschen Apothekertags angepasst: Statt dem Geschäftsbericht zu lauschen und anschließend in die Antragsdebatten einzusteigen, räumte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening den Kolleg:innen Zeit für eine Diskussion ein. Ebenfalls hatte die ABDA eine Resolution als rasche Reaktion auf Lauterbachs Äußerungen vorbereitet. Die Abstimmung wurde jedoch auf Donnerstag verschoben.

Auf der Agenda des Deutschen Apothekertages 2023 standen am gestrigen Mittwochnachmittag im Anschluss an die Liveschalte mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ursprünglich der Geschäftsbericht und anschließend der Auftakt der Antragsberatungen. Nachdem es jedoch in dem digitalen Austausch mit dem SPD-Politiker statt der geforderten Antworten auf sechs von der ABDA gestellte Fragen – etwa zur Honorierung oder zur flächendeckenden Arzneimittelversorgung – weitere Erläuterungen zu den am Dienstag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlichten Plänen Lauterbachs für eine Umstrukturierung des Apothekenwesens gab, wurde die Agenda kurzerhand der Lage angepasst und Platz für Diskussionen geschaffen.

Zunächst wurden die Ergebnisse der Instant-Umfrage vorgestellt, zu deren Teilnahme die ABDA die Apothekenteams aufgerufen hatte, die Lauterbachs Ausführungen im Live-Stream verfolgt hatten. Die Ergebnisse waren eindeutig: 75 Prozent der Zuhörenden gaben Lauterbach für seinen Auftritt die Schulnoten fünf oder sechs. Zu erneuten Protesten bereit zeigten sich sogar über 99 Prozent der Abstimmenden. Und solche werden folgen: Overwiening hatte bereits in ihrer Rede am Mittwochmittag eine Protestwelle mit erneuten Apothekenschließungen und Kundgebungen im November angekündigt. 

In der anschließenden Diskussion der anwesenden Delegierten, lobten diese die Rede der ABDA-Präsidentin von allen Seiten kräftig, während die Pläne Lauterbachs auf scharfe Kritik stießen. Diskutiert wurde unterdessen, wie nun auf letztere am sinnvollsten zu reagieren sein. Einige Delegierte warnten davor, der Lauterbach‘schen „Nebelkerze“ „auf den Leim zu gehen“. Sie befürchten ein bewusstes Ablenkungsmanöver des Ministers, das den Fokus etwa von der Honorierungsfrage abbringen solle. Es sei daher sinnvoll, sich in den verbleibenden DAT-Tagen auf die Kernfragen und -forderungen der Apothekerschaft zu konzentrieren. Andere Delegierte hielten dagegen, dass es der Sache durchaus nutzen könne, bessere Vorschläge als die von Lauterbach einzubringen.

Overwiening führte unterdessen aus, dass viele Bundestagsabgeordnete nicht ausreichend über die Problemlage und Struktur des Apothekenwesens informiert seien. Ihnen ließen sich Lauterbachs Vorschläge leicht als sinnvolle Lösung verkaufen. Daher habe die ABDA den Entwurf für eine Resolution erarbeitet, die der Deutsche Apothekertag diskutieren und abstimmen könne, um so ein rasches Signal zu senden. Im Anschluss hatten die Delegierten Zeit, ihre Anmerkungen zu dem Resolutions-Entwurf kundzutun. Unter anderem wünschten sie sich eine „knackigere“ Formulierung, die auch für fachfremde Personen verständlich sein soll. Die ABDA versprach, den Entwurf über Nacht zu überarbeiten. Die Abstimmung soll am Donnerstagmorgen erfolgen. Anschließend wird sich die Hauptversammlung dann der Antragsberatung widmen.


Dr. Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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