Vor der Central-Apotheke in Waiblingen

Freiverkäufliches und Kosmetik aus dem Apomaten

Düsseldorf - 16.08.2023, 07:00 Uhr

(Foto: privat)

(Foto: privat)


Im baden-württembergischen Waiblingen steht seit Kurzem ein Apomat rund um die Uhr für die Kundschaft der Central-Apotheke von Patrick Pfeifer bereit. Nicht- apothekenpflichtige Arzneimittel, zum Beispiel Hustensaft, sowie Waren wie Kondome oder Schwangerschafttests lassen sich dort aus dem Automaten ziehen.  

Der Nachhall von Hüffenhardt ist irgendwie immer noch zu hören, wenn das Thema Apotheken-Automaten angesprochen wird. Im Jahr 2017 hatte der ohnehin umstrittene Arzneimittelversender DocMorris im baden-württembergischen 2000-Einwohner-Ort Hüffenhardt einen Apotheken-Automaten installiert, der Arzneimittel herausgab und über eine Videoberatung verfügte. Nur rund 48 Stunden später kassierte die zuständige Behörde „das Gerät“ ein. Gerichte über den Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg und schließlich auch bis zum Bundesgerichtshof bestätigten das Verbot.

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Dennoch hat seitdem eine, wenn auch noch auf niedrigem Niveau, steigende Anzahl von Apotheken in Deutschland Apomaten. Sie heißen 24-Stunden-Apomat, Apothekenautomat oder auch Erste-Hilfe-Automat. Insgesamt ist ihre Anzahl noch überschaubar.

Diese Automaten beinhalten ein breites Sortiment – allerdings nur solche Arzneimittel, Gesundheitsprodukte und Pflegemittel, die auch sonst außerhalb von Apotheken verkauft werden und vor allem ohne besonderen Beratungsbedarf über den HV-Tisch gehen dürfen.

Unterscheiden muss man sie von automatisierten Abgabestationen, 
in denen vorbestellte Arzneimittel abgeholt werden können (zu denen 
es bereits Beratung gab), und die mit dem gesetzlich geregelt sind.

Betrieben von einer Apotheke in räumlicher Nähe

Mit dem Hüffenhardter Automat mit Videoberatung haben diese Automaten auch nichts gemein, denn sie werden von einer Apotheke vor Ort in direkter räumlicher Nähe zu dieser betrieben und nicht als verlängerter Arm eines niederländischen Arzneimittelver­senders. Dennoch ist jeder neue Automat noch etwas Besonderes und er bekommt Aufmerksamkeit nicht nur vor Ort.

So geht es auch dem Apotheker Patrick Pfeifer, der im baden-württembergischen Rems-Murr-Kreis nahe der Landeshauptstadt Stuttgart drei Apotheken betreibt. Vor der Central-Apo­theke in der 56.000-Einwohner- und Kreisstadt Waiblingen steht nun ganz neu seit Ende Juli 2023 sein Waiblinger Apomat – und dieser fand auch prompt bereits Erwähnung in der Tageszeitung und im Lokalradio.

Pfeifer bewirbt den Automaten selbst als „den perfekten Partner für Menschen, die es eilig haben oder außerhalb der regulären Öffnungszeiten Medikamente benötigen und dies ganz ohne Notdienstgebühren“. Von Hustensaft über Pflaster bis zu Kondomen und Schwangerschaftstests bietet der Automat vieles – inklusive Mineralwasser, um eventuell ein Arzneimittel mit Flüssigkeit direkt einnehmen zu können.

Inspiriert aus dem Ausland

Auf die Idee für den Automaten kam Pfeifer über einen Mitarbeiter, der im nahen Ausland einen solchen gesehen hatte. Anders als in Deutschland, wo die Gesamtzahl immer noch in der Größenordnung von zehn Geräten liegen dürfte, gibt es in Österreich und der Schweiz immer mehr dieser Apomaten. 

„Wir betrachten uns als sehr innova­tive Apotheken“, sagt Pfeifer. Digitalisierung, E-Rezept und während der COVID-19-Pandemie Impfungen, Tests und Impfzertifikate – bei allem sei man immer ganz vorne mit dabei und für vieles auch Pilot-Apotheke im Landkreis gewesen. „Ich habe Spaß an neuen Techniken und finde es gut, wenn meine Kunden auch Spaß daran haben“, sagt er. 

Der neue Automat erfreue sich in der kurzen Zeit, in der es ihn erst gibt – seit Ende Juli 2023 – bereits großer Beliebtheit. „Viele Kunden kommen sich das Gerät anschauen und machen sogar Fotos“, sagt Pfeifer. 

Kondome und Schwangerschaftstests sowie Pflaster und Hustensaft, das seien in der kurzen Zeit bereits die beliebtesten Produkte gewesen – ganz so wie es Betreiber anderer Automaten bereits berichtet haben. Die Niedrigschwelligkeit des Angebotes und die Anonymität machten diese Produkte am Apomaten eben beliebt, sagt Pfeifer. 

Hersteller aus der Region

Dabei gibt es an dem Gerät einen Alterscheck für bestimmte Produkte – analog wie bei Zigarettenautomaten über die EC-Karte oder den Personalausweis. Der Hersteller des Gerätes stamme dabei aus der Region und baue auch ansonsten verschiedene Verkaufsautomaten. „Die gibt es ja sogar immer mehr, etwa bei Bauernhöfen für Milch und Eier und andere Produkte“, sagt Pfeifer. 

Und genauso lassen sich an dem Waiblinger Automaten Pro­dukte per Touchscreen auswählen und bar oder per Karte bezahlen. Man müsse eben mit der Zeit gehen, sonst ginge man mit der Zeit, zitiert Pfeifer ein Sprichwort. 

Allerdings sagt er auch, er sei ein Verfechter der Apotheke vor Ort mit guter Beratung. „Videoberatung kann das nicht so ohne Weiteres ersetzen“, sagt er. Dennoch gehe die Entwicklung immer weiter und man müsse seinen Kunden auch Innovationen bieten. „Am besten solche, an denen man auch Spaß hat und mit denen man den Service der Apotheke ergänzen kann“, sagt der Apotheker.


Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Abgabeautomat

von Wolfgang Steffan am 16.08.2023 um 11:44 Uhr

Na, also ich weiß nicht.
Geschäftstüchtig ist die Idee schon, aber sie hat doch ein
"Gschmäckle" .
Wo ist denn da der Unterschied, ob die abgebende Apotheke 5 m oder 500 km entfernt ist ? Tatsächlich kann nach Geschäftsschluß kein Apothekenpersonal mehr um Beratung gebeten werden- oder berät jetzt KI ?
Und die notdiensthabenden Apotheken im Umkreis haben
das Nachsehen. Denn im Notdienst werden doch zum großen Teil genau diese Artikel verlangt, die jetzt wohlfeil per Automat verkauft werden, natürlch ohne Notdienstgeb.
nach 20 Uhr. Unlauterer Wettbewerb ?
Ich sehe jedenfalls keinen Unterschied zu Hüffenhardt.
DocMorris sicher auch nicht- wir werden sehen.

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