Hype um Wegovy und Ozempic

Auch Saxenda wird knapp

21.07.2023, 12:15 Uhr

Novo Nordisk bestätigt, dass auch Saxenda knapp sein könnte. (Foto; IMAGO / Panthermedia)

Novo Nordisk bestätigt, dass auch Saxenda knapp sein könnte. (Foto; IMAGO / Panthermedia)


Der Hype um die Arzneimittel Wegovy und Ozempic, die unter Abnehmwilligen derzeit heiß begehrt sind, zieht Kreise: Laut einer Notiz des Herstellers Novo Nordisk bei der US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA ist inzwischen auch das Arzneimittel Saxenda nur noch eingeschränkt zu bekommen. In Deutschland scheint das Präparat ebenfalls nicht mehr überall ohne Weiteres verfügbar zu sein. Zu einem möglichen Zusammengang mit dem Ozempic-Engpass möchte der Hersteller aber keine Aussage treffen. 

Die Nachfrage nach Ozempic® (Wirkstoff: Semaglutid) in den Apotheken ist schon seit einiger Zeit groß – erfüllen können die Teams die Kundenwünsche allerdings nur schwerlich. Das Arzneimittel ist zur Behandlung von Menschen mit unzureichend kontrolliertem Diabetes mellitus zugelassen, zusätzlich zu einer Diät und körperlicher Aktivität. Eingesetzt wird es jedoch oftmals zur Gewichtsreduktion und wird zu diesem Zweck auch in den sozialen Medien stark beworben. Die Folge: Ozempic ist bereits seit Monaten Mangelware.

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Inzwischen ist hierzulande auch das Präparat Wegovy® (Wirkstoff: Semaglutid) zugelassen, explizit auch zur Gewichtsreduktion in Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Ernährung und gesteigerter Aktivität für Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 oder mehr oder bei Vorliegen bestimmter Begleiterkrankungen ab einem BMI von 27. Die Krankenkassen bezahlen Wegovy nicht, da Mittel zum Abnehmen zu den sogenannten Lifestyle-Präparaten zählen und damit von der Erstattung ausgeschlossen sind.

Liraglutid als Alternative 

Während Ozempic zumeist vergriffen ist, warten die Apotheken oft noch auf die ersten Wegovy-Lieferungen. Weil beide Präparate derzeit kaum zu bekommen sind, weichen offenbar viele Menschen auf das Arzneimittel Saxenda® aus, das den mit Semaglutid verwandten Wirkstoff Liraglutid enthält. Jetzt scheint auch dieses Medikament knapp zu werden: Laut einer Notiz des Herstellers Novo Nordisk bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA am Dienstagabend ist nun auch Saxenda von Engpässen betroffen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Demnach soll das Präparat bis zum Jahresende nur begrenzt verfügbar sein. Auch darüber hinaus könnte es noch Schwierigkeiten geben, die Nachfrage zu stillen. „Wir sehen derzeit, dass die Nachfrage nach Saxenda in bedeutendem Maße ansteigt“, sagte eine Unternehmenssprecherin.

GLP1-Analoga

Die GLP-1-Analoga zählen zu den sogenannten Inkretin-basierten Therapien. Die Inkretine Glucagon like peptide 1 (GLP-1) und Glucosedependant insulinotropic polypeptide (GIP) werden bei oraler Aufnahmen von Glucose freigesetzt. Das Enzym Dipeptidylpeptidase 4 (DPP-4) baut diese beiden Peptidhormone ab. Analoga von GLP-1 haben eine zu GLP-1 geänderte Aminosäuresequenz, die diese vor einem Abbau durch das Enzym Dipeptidylpeptidase 4 (DPP-4) schützen und deren Wirkung so verstärken. Dies resultiert vor allem in einer erhöhten Insulin-Biosynthese und Insulinsekretion, einer erhöhten Glucose-Empfindlichkeit der Betazellen und einer gedrosselten Glucagon-Sekretion. 

Saxenda ist auch in Deutschland zur Gewichtskontrolle bei Adipositas beziehungsweise unter bestimmten Voraussetzungen ab einem BMI von 27 zugelassen. Es gilt im Vergleich zu Semaglutid-haltigen Präparaten als weniger effektiv, dennoch ist es auch hierzulande begehrt. Und auch in Deutschland scheint Saxenda nicht mehr überall ohne Weiteres verfügbar zu sein: Einige Apotheker:innen berichten, das Arzneimittel nur noch schwer oder gar nicht mehr bekommen zu können. Andernorts ist es nach DAZ-Information derzeit regulär über den Großhandel bestellbar. 

Hersteller Novo Nordisk erklärt auf Nachfrage der DAZ: „Obwohl wir mehr Produkte produzieren und ausliefern als je zuvor und kontinuierlich neue Lieferungen in Deutschland erhalten, kann es aufgrund der erhöhten Nachfrage nach unseren GLP-1-Rezeptoragonisten auch in den nächsten Monaten immer wieder zu Lieferverzögerungen und Lieferengpässen kommen.“ Dies beträfe auch Saxenda. Über einen möglichen Zusammenhang zwischen Lieferengpässen bei Liraglutid und Semaglutid könne man allerdings keine Aussage treffen.


Christina Grünberg, Apothekerin, Redakteurin DAZ (gbg)
cgruenberg@daz.online


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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