Projekt in Berlin startet endlich
Nach einer bis in die 90er-Jahre zurückreichenden Vorgeschichte startete jetzt auch in Berlin ein offiziell vom Land Berlin initiiertes und finanziertes Drug-Checking-Projekt – zumindest vorerst im Testbetrieb. In durchaus konservativ zu nennenden Ländern wie eben der Schweiz, aber auch Österreich und Spanien sowie in traditionell liberaleren Ländern wie den Niederlanden oder in Frankreich gibt es das dagegen bereits seit den 1980er-Jahren. „Die Erfahrungen dort sind sehr positiv“, sagt Piest. Das Präventionsangebot Sonar Berlin, für das sie arbeitet, setzt sich seit Projektbeginn für Drug-Checking in Deutschland ein.
Awareness, keine Konsumerleichterung
Sonar bietet Infostände, Workshops, Beratung und Informationen für Konsumenten von Partydrogen aber auch für Veranstalter und Club-Betreibende. Sonar Berlin gibt unter anderem Hinweise zum „Safer Use“ und klärt über die verschiedenen im Umlauf befindlichen Substanzen auf. „Genau wie beim Drug-Checking geht es dabei nicht darum, irgendjemandem den Konsum zu erleichtern, wie es oft kritisiert wird.
Es geht darum, Awareness, Achtsamkeit, bei den Betroffenen zu wecken. Die Entscheidung, Substanzen nehmen zu wollen, haben die Betroffenen ja in der Regel bereits getroffen. Durch Information wollen wir aber helfen, dass sie sich dieser Entscheidung auch ganz bewusst sind“, erklärt Piest. Beim Drug-Checking kommt noch hinzu, dass versehentliche Überdosierungen oder Vergiftungen vermeidbar werden – insbesondere im Bereich der sogenannten Partydrogen wie Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA) und anderer synthetischer Wirkstoffe sind viele sehr hoch dosierte „Pillen“ im Umlauf. „Straßenheroin ist dagegen auch gelegentlich mit Fentanyl oder ähnlichem gestreckt“, erklärt Piest.
Zwei der Partner, mit denen der Notdienst gemeinsam Sonar Berlin betreibt, sind auch die sozialen Träger des Drug-Checking-Projekts in Berlin. Das sind zum einen der Fixpunkt e. V., der sich für „vorurteilsfreie Drogenhilfe und Gesundheitsförderung“ einsetzt und neben Beratung unter anderem Drogenkonsumräume, Drogenkonsummobile oder Präventionsautomaten betreibt.
Zum anderen gehört die Vista gGmbH dazu, ein Verbund für integrative soziale und therapeutische Arbeit, der sich auf die Beratung und Therapie von Menschen mit Suchtproblemen spezialisiert hat und ebenfalls Drogenkonsumräume betreibt. Dritter Träger des Berliner Drug-Checking-Projekts ist die Schwulenberatung Berlin, die viel Erfahrung hat bei der Beratung und Gesundheitsförderung einschließlich Substanzgebrauch und Abhängigkeit für Schwule, Lesben, Trans- und Inter-Menschen sowie für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Die Schwulenberatung Berlin ist Träger des aufsuchenden Präventionsprojekts man*Check) und des Kooperationsprojekts Checkpoint BLN, einer community-basierten Anlaufstelle für Fragen der sexuellen Gesundheit von LSBTIQ*-Menschen. Außerdem koordiniert sie das Chemsex-Netzwerk Berlin.
1 Kommentar
geht's noch?
von Norbert Brand am 31.05.2023 um 8:15 Uhr
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