INTERPHARM 2023

Arzneiformen richtig anwenden – 50 Tipps, die Sie in keiner Packungsbeilage finden

Stuttgart - 19.04.2023, 17:50 Uhr

Apotheker Dr. Philipp Kircher erklärt Ihnen im Mai auf der INTERPHARM in Göttingen, wie man Arzneiformen richtig anwendet. (Foto: privat)

Apotheker Dr. Philipp Kircher erklärt Ihnen im Mai auf der INTERPHARM in Göttingen, wie man Arzneiformen richtig anwendet. (Foto: privat)


„Pharmazeutische Betreuung ist kein einmaliges Agieren, sondern ein kontinuierlicher Prozess“, sagt Dr. Philipp Kircher. Der Apotheker hat für die INTERPHARM 2023 Tipps, wie Apotheker kritische Arzneiformen korrekt an den Patienten bringen. 

Der selektivste Wirkstoff und die ausgetüfteltste Darreichungsform nutzen nichts, wenn Patient:innen ihr Arzneimittel falsch anwenden und die Arzneimittel damit gar nicht die Möglichkeit erhalten, zu wirken. Inhalation und Injectabilia kennen Apotheker:innen seit Jahren als kritische Anwendungsformen. Und auch viele Patient:innen nutzen ihre Präparate seit Jahren, was sie jedoch nicht vor Fehlern beim Inhalieren, Injizieren oder Pflaster kleben feit. 

Neu seit einiger Zeit sind Cannabisblüten – zerkleinern, sieben, verdampfen: Der Prozess birgt zahlreiche Tücken. Dr. Philipp Kircher, Apotheker und Autor beim Deutschen Apotheker Verlag, hat bei der diesjährigen INTERPHARM 2023 im Mai in Göttingen für Apotheker:innen „50 Tipps, die Sie in keiner Packungsbeilage finden“. Die DAZ durfte bei den kritischen Arzneiformen bereits vorfühlen, was Apotheker und Apotheker:innen erwartet.

DAZ: Herr Dr. Kircher, welches sind Ihrer Ansicht nach die problembehaftetsten Arzneiformen in der Apotheke, bei welchen passieren die gröbsten Fehler? 

Kircher: Studien zeigen, dass bronchopulmonale Applikationsformen als „Spitzenreiter“ unter den problematischen Arzneiformen rangieren. Dabei sollten neben den klassischen Pulverinhalatoren und Dosieraerosolen auch Hilfsmittel wie Spacer sowie moderne Cannabis-Verdampfer im Patientengespräch berücksichtigt werden. Darüber hinaus sind insbesondere konjunktivale Arzneiformen zu nennen, die aufgrund ihrer Fehleranfälligkeit das Potenzial für eine weitere, den Therapieerfolg verbessernde und zudem leicht durchführbare pharmazeutische Dienstleistung hätten. Last but not least werden auch bei parenteralen Arzneiformen zur Selbstinjektion sowie bei transdermalen und peroralen Darreichungsformen häufig Fehler bei der Anwendung beschrieben. 

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DAZ: Ihrer Meinung nach: Woran hapert es? Sind vielleicht auch manche Apotheker:innen unsicher bei der Anwendung bestimmter Arzneiformen, beispielsweise Adrenalin-Injektoren?

Kircher: Ein wesentlicher Grund ist, dass die Patient:innen oft glauben, im Umgang mit der Arzneiform fit zu sein. Nachfragen ergeben aber doch recht folgenreiche Fehlbedienungen. Manchmal argumentieren Patient:innen auch, dass man ihnen die betreffende Arzneiform ja schon einmal in der Apotheke erklärt habe und übersehen dabei, dass sie die damals gegebenen Hinweise zwischenzeitlich unbewusst gar nicht mehr beherzigen. Pharmazeutische Betreuung ist ja kein einmaliges Agieren, sondern ein kontinuierlicher Prozess.

Bei den angesprochenen Adrenalin-Pens herrscht beim Patienten häufig leider eine gewisse, völlig unbegründete Anwendungsfurcht. Hier sollte die Apotheke durch Üben der Handhabungsschritte und Betonung des lebensrettenden Effekts des Arzneimittels dringend gegensteuern.

DAZ: Gerade auch geriatrische Patienten haben oft Schwierigkeiten mit der Anwendung von Arzneimitteln. Worauf sollte man bei der Beratung dieser Patientengruppe besonders achten?

Kircher: In der Vor-Ort-Apotheke sehen wir den Patienten vor uns, können dementsprechend seine kognitiven, visuellen und vor allem feinmotorischen Fähigkeiten beurteilen und unterstützend eingreifen, um negative Konsequenzen für die korrekte Anwendung zu vermeiden. Problematisch ist, dass Patient:innen sich oft scheuen, solche „Handicaps“, und sei es nur das trivial erscheinende Öffnen einer Primärverpackung, zu artikulieren. Hilfreich ist hier ein feinfühliges Vorgehen und vor allem dem Patienten zu verdeutlichen, dass die Lösung solcher Probleme zu den Aufgaben einer Apotheke gehören.

DAZ: Cannabisblüten in der Apotheke – sind diese nicht prädestiniert, falsch angewendet und dosiert zu werden? Was ist das Problem?

Kircher: Absolut. Oberstes Ziel muss es sein, den Patienten (und in Zukunft eventuell auch Konsumenten) in die Lage zu versetzen, Blüten sicher und in einer definierten Dosis zu applizieren. Neben häufig etwas konfusen Auftitrations-Schemata stellen wir in der Praxis immer wieder Handhabungsfehler beim Zerkleinern und Sieben der Blüten fest. Beim Applizieren mittels Verdampfer sehen wir Fehler bei der Auswahl der richtigen Temperatur, der Atemtechnik oder der Handhabung des Inhalationsballons. 
 

Das war nur ein Vorgeschmack von den Tipps, die Dr. Philipp Kircher bei der diesjährigen INTERPHARM 2023 in Göttingen für Sie parat haben wird. Hier geht es zur Anmeldung.

Arzneiformen richtig anwenden – 50 Tipps, die Sie in keiner Packungsbeilage finden

Mehr Anwendungstipps zu verschiedenen Arzneiformen erfahren Sie auf der INTERPHARM 2023 in Göttingen von Apotheker Dr. Philipp Kircher. Der Vortrag beginnt am Freitag, dem 5. Mai 2023, um 17:00 Uhr. Der gesamte pharmazeutische Kongress beginnt am Freitag schon um 9:00 Uhr und endet am Samstag um 18:00 Uhr.

Tickets und weitere Infos rund um die INTERPHARM 2023 in Göttingen gibt es hier. 


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


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