Wechselwirkungspotenzial von Cannabis
Durch Erfassung der Arzneimitteltherapie können mögliche Wechselwirkungen des Cannabis-Konsums evaluiert werden.
Die Einnahme von Cannabis und Cannabinoiden kann Arzneimittel in ihrer Wirkung beeinflussen. In Kombination kann auch die Cannabis-Wirkung selbst verstärkt sowie das Risiko für Nebenwirkungen erhöht werden. Gerade bei Arzneimitteln, die eine geringe therapeutische Breite aufweisen, ist Vorsicht geboten. Im Sinne der Arzneimitteltherapiesicherheit ist es daher unerlässlich, vor Erstabgabe die Auswirkungen einer Cannabis-Anwendung auf die bestehende Medikation zu prüfen. Die Bewertung der klinischen Relevanz erfordert zwingend pharmazeutische und medizinische Expertise. Diese Leistungen werden in der Apotheke vor Ort bereits heute bei der Durchführung von Medikationsanalysen erbracht. Durch den Zugriff auf die Medikation der Patienten oder die Möglichkeit, Medikationspläne elektronisch auszulesen, sind nur Apotheken in der Lage, die Verbraucher bei der Abgabe von Cannabis als Genussmittel zuverlässig vor unerwünschten Wechselwirkungen zu schützen.
Einnahme von Genussmitteln zur Symptomlinderung
Neben der Evaluation der Arzneimitteltherapie sollte auch der Grund für die Einnahme von Cannabis beim Endverbraucher erfragt werden. So kann freiverkäufliches Cannabis auch zur Selbstmedikation genutzt werden. Eine Selbsttherapie zur Linderung von therapierefraktären Symptomen sollte jedoch niemals mit Genussmitteln erfolgen. Keinesfalls sollten medizinisch indizierte Maßnahmen aufgrund des Zugangs zu freiverkäuflichem Cannabis verschleppt werden oder gänzlich entfallen.
Eine medizinisch indizierte Arzneimitteltherapie hat immer Vorrang. Nur so kann eine adäquate Patientenversorgung garantiert und der bestmögliche Therapieerfolg erzielt werden. Unter keinen Umständen sollten sich Patienten, die medizinisch indiziert Cannabis einnehmen, dazu genötigt fühlen, von einer medizinischen Versorgung zu freiverkäuflichem Cannabis zu wechseln. Andernfalls droht eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung dieser Patienten. Dem können Apotheken mit ihrer Expertise und der Patientenberatung entgegenwirken.
Gesundheitsrisiken und Kontraindikationen
Für einen möglichst sicheren Cannabis-Konsum ist es essenziell, bestehende Erkrankungen sowie Risikofaktoren zu erfassen. Ziel ist es, mögliche Kontraindikationen frühzeitig zu erkennen. Hierzu zählen neben dem Alter des Konsumenten akute oder vergangene psychotische Episoden, Denk- oder Wahrnehmungsstörungen, hohe Dosierungen sedierender Arzneimittel, Gemüts- oder Angststörungen, Schwangerschaft und Stillzeit, bekannte Allergien, Atemwegserkrankungen, das Vorliegen kardiovaskulärer Erkrankungen, Krampfanfälle und Epilepsie, Organinsuffizienzen sowie ein aktueller oder früherer Substanzmissbrauch.
Vor der Abgabe muss eine sorgfältige, fachliche Risikoabwägung erfolgen. Werden bestehende Risikofaktoren nicht beachtet, droht eine Verschlechterung der Erkrankungen oder das Auftreten von irreversiblen Gesundheitsschäden. In gewissen Fällen muss daher der Konsum von Cannabis unbedingt unterbleiben. Das pharmazeutische Personal kann die Verbraucher gezielt zu den jeweiligen Risiken beraten.
Nebenwirkungen von Cannabis
Auch das Auftreten von kurz- oder langfristigen Nebenwirkungen ist ein unverzichtbarer Bestandteil im Beratungsgespräch. Dabei besitzen auch scheinbar gut verträgliche Cannabinoide wie Cannabidiol ein nicht zu vernachlässigendes Nebenwirkungsprofil. So können z. B. Somnolenz, verminderter Appetit, Diarrhö, Fieber, Müdigkeit, Erbrechen oder eine Transaminasenerhöhung auftreten.
Weitere essenzielle Beratungspunkte sind die Toleranzentwicklung bei anhaltendem Konsum, Risiken der Abhängigkeit, das Auftreten von typischen Entzugssymptomen sowie Anzeichen eines problematischen Cannabis-Konsums. Die Verbraucher sollten geschult werden, für ein sicheres Umfeld beim Konsum von Cannabis zu Genusszwecken zu sorgen und sollten über Anlaufstellen für weiterführende Hilfs- und Unterstützungsangebote informiert werden. All diese Beratungspunkte sind Kern einer pharmazeutischen Begleitung und benötigen Fachwissen zu den pharmakodynamischen Eigenschaften der Cannabinoide.
Individuelle Voraussetzungen des Verbrauchers
Jeder Verbraucher besitzt individuelle persönliche Voraussetzungen, die es zu berücksichtigen gilt. So sollte der Verbraucher zunächst über die Unterschiede der verfügbaren Cannabis-Produkte aufgeklärt werden. Hier ist es wichtig, auf die Unterschiede und abweichenden Wirkungen der verfügbaren Cannabis-Produkte sowie den darin enthaltenen Cannabinoiden einzugehen.
Aussagen zur Wirkung, Verträglichkeit und Anwendungsart müssen differenziert betrachtet werden und sind nicht ohne weiteres übertragbar. Pharmakokinetisches Fachwissen über die Absorption, die Verteilung, den Metabolismus und die Exkretion von Cannabinoiden ist daher eine wichtige Voraussetzung für die Beratung, insbesondere von unerfahrenen Cannabis-Konsumenten.
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