UK-Biobank-Langzeitstudie

Mediterrane Ernährung senkt Demenz-Risiko – unabhängig von genetischen Risikofaktoren

Stuttgart - 22.03.2023, 10:45 Uhr

Eine Ernährungsweise, die reich an Gemüse und Ölen ist, konnte in einer großen Beobachtungsstudie das Demenz-Risiko senken. (Foto: somegirl/AdobeStock)

Eine Ernährungsweise, die reich an Gemüse und Ölen ist, konnte in einer großen Beobachtungsstudie das Demenz-Risiko senken. (Foto: somegirl/AdobeStock)


Was wir essen, beeinflusst unsere Gesundheit. Die mediterrane Ernährungsweise, die reich an Gemüse und Vollkornprodukten ist, wird oft als „Goldstandard“ bezeichnet, da sie in Untersuchungen diverse Krankheitsrisiken reduziert. Die Ergebnisse einer großen Beobachtungsstudie haben jetzt gezeigt, dass das Demenz-Risiko durch die Einhaltung einer mediterranen Ernährungsweise um 23 Prozent reduziert werden kann.

Eine mediterrane Ernährungsweise könnte das Demenzrisiko unabhängig von genetischen Risikomarkern um knapp ein Viertel senken. So lautet die Konklusion einer Forschungsarbeit der Universität im britischen Newcastle, die im Journal „BMC Medicine“ kürzlich veröffentlicht wurde. Als Datengrundlage diente dem Forschungsteam die „UK Biobank“ – eine Langzeitstudie mit einer hohen Teilnehmerzahl, die unter anderem ärztliche Gesundheitsdaten erfasst und in regelmäßigen Abständen Lebensstilgewohnheiten abfragt. 

Die 60.298 Studienteilnehmer waren zu Beginn zwischen 60 und 69 Jahre alt und wurden zu ihrer Ernährung befragt. Sie füllten während der rund 9-jährigen Nachbeobachtungsphase fünf retrospektive Ernährungsfragebögen aus, anhand derer das Forschungsteam erkennen konnte, wie mediterran die Essgewohnheiten der Teilnehmer waren. Außerdem führte das Team DNA-Analysen durch, die das individuelle genetische Risiko, an Demenz zu erkranken, determinierten. Dazu wurden bestimmte Polymorphismen in Genen erfasst, die mit einem erhöhten Demenzrisiko einhergehen.

Während der Studienzeit traten 882 Demenz-Fälle in der Kohorte auf. Die Gruppe, die sich weitestgehend mediterran ernährte, wies gegenüber der Gruppe mit der niedrigsten Adhärenz zur mediterranen Diät eine um 23 Prozent reduzierte Wahrscheinlichkeit auf, an Demenz zu erkranken  – und das unabhängig von polygenetischen Risikofaktoren. Die Studienautoren resümieren, dass von einer mediterranen Ernährungsweise auch Personen profitieren könnten, die durch ihre Genetik eine höhere Erkrankungswahrscheinlichkeit aufweisen. Weitere Forschungsarbeiten und Kausalitätsnachweise sind zu erbringen, um die Evidenz zu festigen, obwohl die Studie viele Teilnehmer hatte. Vor allem, weil die Studienpopulation nicht repräsentativ war: Um die Genetik der Studienpopulation mit einer europäischen Datenbank abzugleichen, konnten nur weiße Briten und Iren in die Studie einbezogen werden.

Was ist eine mediterrane Ernährung überhaupt?

Bei mediterraner Ernährung denken viele vielleicht an Pizza und Spaghetti. Tatsächlich ist damit aber eine Ernährungsweise gemeint, die reich an Gemüse, Vollkornprodukten, pflanzlichen Ölen, Nüssen, Fisch und Hülsenfrüchten ist. Gemieden werden hochverarbeitete Produkte, wie Tiefkühlpizza oder Süßigkeiten, aber auch weitestgehend Fleisch, Milchprodukte und Alkohol. In der Ernährungsforschung wird die mediterrane Ernährungsweise oft als „Goldstandard“ angesehen, da viele Beobachtungsstudien und Übersichtsarbeiten positive Effekte ausmachen konnten: So soll die pflanzenbasierte, ölreiche Ernährung einen protektiven Effekt auf kardiovaskuläre Krankheiten besitzen und wird beispielsweise in der Ernährungstherapie bei der Rezidivprophylaxe des Brustkrebses bereits eingesetzt. Außerdem konnte in einer Übersichtsarbeit eine Reduktion der Gesamtmortalität festgestellt werden.


Juliane Russ, Volontärin DAZ
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.