Spezifikation für TI-Gateway veröffentlicht

Ab Herbst keine Konnektoren in Apotheken mehr nötig?

Stuttgart - 20.02.2023, 15:15 Uhr

Dezentrale Konnektoren dürften ein Auslaufmodell sein. (Foto: DAZ / Schelbert) 

Dezentrale Konnektoren dürften ein Auslaufmodell sein. (Foto: DAZ / Schelbert) 


In den meisten Apotheken stehen derzeit Einbox-Konnektoren. Ab Herbst dieses Jahres soll der Zugriff auf die Telematikinfrastruktur (TI) auch standardmäßig mit einer rechenzentrumsbasierten Lösung möglich sein, dem TI-Gateway. Die entsprechende Spezifikation hat die Gematik nun veröffentlicht.

Um auf die TI zugreifen zu können, braucht es bekanntermaßen einen speziellen Router, Konnektor genannt. Die große Mehrheit der Leistungserbringer hat den Konnektor vor Ort, also zum Beispiel in der Apotheke oder der Arztpraxis. In Praxisgemeinschaften können auch mehrere in Betrieb sein. In Krankenhäusern gibt es – je nach Größe – eine Vielzahl von Konnektoren. Rechenzentrumsbasierte Lösungen mit sogenannten Konnektorfarmen, wie sie Red Medical anbietet, sind der derzeit die Ausnahme. Das will die Gematik im Laufe des Jahres ändern – mit sogenannten Highspeed-Konnektoren beziehungsweise dem TI-Gateway.

Laut Gematik ist der Highspeed-Konnektor im Vergleich zum aktuell genutzten Konnektor ein technisch deutlich leistungsfähigeres und moderneres Gerät. Damit soll die Grundlage für eine hochverfügbare und skalierbare Konnektorlösung zum Betrieb in einem Rechenzentrum geschaffen werden, heißt es. Der Highspeed-Konnektor soll demnach künftig den Betrieb mehrerer Einbox-Konnektoren unnötig machen. Ein einzelner Highspeed-Konnektor werde dann, je nach Ausbaustufe, voraussichtlich für die Anbindung zum Beispiel eines gesamten Krankenhauses ausreichen. Krankenhäuser sollen die neuen Konnektoren eigenverantwortlich in ihren Rechenzentren betreiben können.

Im Gegensatz zu Krankenhäusern haben Arztpraxen und Apotheken im Normalfall aber keine eigenen Rechenzentren, in denen der neue Konnektor stehen könnte. Damit auch diese die Highspeed-Konnektoren nutzen können, sollen zugelassene Dienstleister in geprüften Rechenzentren Highspeed-Konnektoren für die Anbindung vieler Apotheken, (Zahn-)Arztpraxen und anderer Nutzergruppen betreiben – das sogenannte TI-Gateway.

TI-Gateway soll im Herbst 2023 verfügbar sein

Laut einer Mitteilung vom heutigen Montag hat die Gematik nun die Spezifikation zum TI-Gateway veröffentlicht. Gemeinsam mit den Gesellschaftern, zu denen auch der Deutsche Apothekerverband gehört, sowie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und dem Bundesbeauftragten für den Datenschutz und Informationsfreiheit (BfDI) fanden in den vergangenen Wochen Abstimmungen zur Spezifikation statt, heißt es.

In der Spezifikation finden sich zum Beispiel Vorgaben zur Authentifizierung der Nutzer:innen – nämlich über zwei Faktoren, die jeweils aus verschiedenen Kategorien (Wissen, Besitz, Biometrie) stammen müssen, zum Beispiel eine Push-Tan plus Face-ID. Auch eine VPN-Verbindung für den Zugang ist vorgeschrieben.

Mit der veröffentlichten Spezifikation zum TI-Gateway seien die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Industrie entsprechende Lösungen und Alternativen zu den bisherigen Einbox-Konnektoren entwickeln und am Markt anbieten könne, erklärt die Gematik. Mit der Verfügbarkeit des TI-Gateways sei im Herbst 2023 zu rechnen. Die Nutzung eines High-Speed-Konnektors im Krankenhaus könnte schon etwas früher möglich sein.

Ein Schritt Richtung TI 2.0

Ohne Not wird wohl niemand vom herkömmlichen Konnektor auf ein anderes System wechseln. Anlass für einen Wechsel könnte zum Beispiel das Auslaufen der Zertifikate der Konnektoren sein, das den Apotheken auch irgendwann bevorsteht. Hier gäbe es dann mit der rechenzentrumsbasierten Lösung eine zusätzliche Option neben der Laufzeitverlängerung der vorhandenen Konnektoren. Über kurz oder lang sollen die dezentralen Konnektoren aus den Apotheken und Praxen aber ganz verschwinden – so sieht es die Gematik für die TI 2.0 vor. Mit dem Produkt TI-Gateway werden die Funktionen von VPN-Zugangsdienst und Konnektor in einem Dienst zusammengefasst, um für die TI 2.0 die Komplexität der dezentralen Umgebung zu reduzieren, wie im Fachportal der Gematik zu lesen ist.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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