Controlling (Teil 1)

Allgemeine Betriebswirtschaft – welche Kennzahlen sind für die Apotheke wichtig?

12.08.2022, 07:00 Uhr

Apothekenleiter kommen nicht umhin, sich mit den wichtigsten Zahlen zu befassen. (x / Foto: Thomas Francois/ AdobeStock)

Apothekenleiter kommen nicht umhin, sich mit den wichtigsten Zahlen zu befassen. (x / Foto: Thomas Francois/ AdobeStock)


Wer eine Apotheke oder gar mehrere Apotheken erfolgreich führen möchte, muss stets den Überblick darüber behalten, was in den Apotheken vor sich geht. Das Controlling erstreckt sich dabei auf viele Bereiche. In unserer Serie stellen wir die wichtigsten vor. Im ersten Teil geht es um die Kennzahlen der allgemeinen Betriebswirtschaft. 

Der Leiter einer Apotheke kommt nicht daran vorbei, sich mit betriebswirtschaftlichen Fragen auseinander­zusetzen, um wirtschaftlich relevante Entscheidun­gen richtig treffen zu können. Es gibt eine Reihe von Kennzahlen, die es ermöglichen, Aussagen über die Wirtschaftlichkeit und Effizienz einer Apotheke zu machen. Im Folgenden zeigen wir Ihnen einen Über­blick zu den wichtigsten Kennziffern.

Umsatz wenig aussagekräftig

Wird der Erfolg eines Unternehmens ermittelt, so beginnt man meist beim Umsatz der betrachteten Ab­rechnungsperiode. Der Umsatz setzt sich aus allen ein­genommenen Beträgen dieses Zeitraums zusammen. Für Apotheken ist der reine Umsatz jedoch häufig we­nig aussagekräftig, da sie für verschreibungspflichti­ge Arzneimittel überwiegend mit einem Festzuschlag honoriert werden. Nach dem Umsatz wird oft der Ab­satz, also die Zahl der in einer Abrechnungsperiode verkauften Artikel, betrachtet. Um einen besseren Ein­druck des wirtschaftlichen Erfolgs der Apotheke zu er­halten, sind jedoch weitere Kennziffern notwendig.

So werden vom Umsatz die Aufwendungen für die bezogenen Waren abgezogen. Da nicht alle einge­kauften Waren auch in derselben Abrechnungsperiode verkauft werden, muss bei einer jährlichen Gewinner­mittlung auch die Änderung des Lagerwerts ein­bezogen werden. Bezieht man all diese Variablen mit ein, erhält man den Rohgewinn. Für ein vollständiges Betriebsergebnis müssen von diesem Rohgewinn nun noch alle weiteren Kosten wie Personalkosten und Ausstattungskosten abgezogen werden. Das Betriebsergebnis lässt sich also wie folgt bestimmen:

Betriebsergebnis = Rohgewinn – Kosten

Beispiel BWA einer Apotheke

Umsatz (ohne Umsatzsteuer)

2.350.000

 

Materialaufwand

 

1.720.200

= Rohgewinn

629.800

 

Gesamtkosten

 

488.800

Personalkosten

310.200

Raumkosten

68.150

Versicherung/Beiträge

7.050

Reparatur/Instandhaltung

4.700

Kfz-Kosten

7.050

Werbe-/Reisekosten

23.500

Zinskosten

7.050

Abschreibungen

18.800

Sonstiger Aufwand/Verwaltungs­kosten

42.300

= Betriebsergebnis

141.000

Das Betriebsergebnis kann als zentrale Erfolgsgröße in der Unternehmensrechnung betrachtet werden. Es ist das beste Maß, um den wirtschaftlichen Erfolg der betrieblichen Tätigkeit zu beschreiben

Vergleichbarkeit Haupt- und Filialapotheken

Ein Filialverbund wird grundsätzlich als ein Unter­nehmen betrachtet. Ein Betriebsergebnis wird daher für den ganzen Verbund gemeinsam ermittelt. Möch­te man herausfinden, was die einzelne Filialapotheke dazu beigesteuert hat, müssen weitere interne Ermitt­lungen angestellt werden. Hierbei gibt es keine all­gemeinen Vorschriften, es können alle oder auch nur manche Kennzahlen auf die Filialapotheke bezogen be­rechnet werden. Für eine faire Erfolgsrechnung müs­sen auch die Kosten den einzelnen Apothekenfilialen zugeordnet werden. Bei Mieten oder Energiekosten ist das deutlich einfacher als beispielsweise bei den Kos­ten für den Steuerberater eines ganzen Verbunds.

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Filiale im Fokus

Filialapotheken haben meist höhere Personal­kosten und ein geringeres Betriebsergebnis als die Hauptapotheke. Das Gehalt und die Personalneben­kosten des Filialleiters werden in die Personalkosten der Filiale einbezogen, während die Arbeit des Apo­thekeninhabers in der offiziellen Rechnung nicht mit eingerechnet wird. Grund dafür ist die Rechtsform von Apotheken.

Ein weiterer Faktor, der die Vergleichbar­keit von Haupt- und Filialapotheken erschwert, sind die Mietkosten. Betreibt ein Inhaber die Hauptapo­theke in eigenen Räumen, bezahlt er dort keine Miete. Die Filialapotheke ist hingegen häufig in Mieträumen beheimatet, was nicht unerhebliche zusätzliche Kos­ten verursacht. Möchte man also die Hauptapotheke hinsichtlich der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen vergleichen, muss man solche und ähnliche Faktoren vorher ausschließen bzw. einen fiktiven Unter­nehmerlohn und/oder eine fiktive Miete ergänzen.

Fazit

Die Kennzahlen der allgemeinen Betriebswirt­schaft sind auch beim Controlling ein wichtiger erster Schritt, um den Erfolg der Apotheke zu messen. Sie sind allerdings lediglich eine Basis und keinesfalls ausreichend. Für eine genauere Einschätzung und ein erfolgreiches Controlling müssen weitere Bereiche einbezogen werden. Um diese wird es in den nächsten Teilen der Controlling-Serie gehen. 


Nicolas Dongus, Diplom-Kaufmann
redaktion@daz.online


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