Vorschlag aus Brandenburg

So könnte die Ausbildungsvergütung für PTA gestemmt werden

Potsdam - 16.06.2022, 16:00 Uhr

Die Kammer Brandenburg bemüht sich redlich, Nachwuchs für die Apotheken zu finden. Doch  die PTA-Ausbildung hat so einige Haken. (Foto: DAZ)

Die Kammer Brandenburg bemüht sich redlich, Nachwuchs für die Apotheken zu finden. Doch  die PTA-Ausbildung hat so einige Haken. (Foto: DAZ)


Ein großes Problem der PTA-Ausbildung ist, dass es im Gegensatz zu anderen Ausbildungen keine Vergütung gibt. Förderung durch das Land und Stipendien von Apotheken reichen auch aus Sicht von Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher nicht, wie sie bei der Kammerversammlung in Potsdam am vergangenen Mittwoch deutlich machte. Sie fordert kreative Lösungen – und dafür gibt es sogar schon einen Vorschlag.

Die Apotheken ächzen deutschlandweit unter dem Fachkräftemangel, der sich durch alle Berufsgruppen zieht. Auch Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher sprach das Thema bei der Kammerversammlung in Potsdam am vergangenen Mittwoch an. Unter anderem ging sie auf die PTA-Ausbildung ein. Sie ist in Brandenburg derzeit nur in Eisenhüttenstadt möglich. Das Land fördert diese Ausbildung – dennoch sei sie nicht konkurrenzfähig mit anderen Ausbildungen, für die eine Vergütung gezahlt werde, betonte die Ministerin. Gut seien die Stipendien, die Apotheken gewähren. Doch nötig seien weitere „kreative Lösungen“.

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Und für die gibt es tatsächlich auch eine Idee. Diese brachte der Leiter der PTA-Schule in Eisenhüttenstadt, Clemens Tründelberg, in die Kammerversammlung mit. Er zeigte in einem Vortrag zunächst die schwierige Situation auf: 24 Schüler:innen kann er in einer Schulklasse aufnehmen. Gab es 2015/2016 noch 71 Bewerbungen, sank die Zahl seitdem beständig. 2020/21 waren es noch 46, von denen letztlich 22 tatsächlich starteten. Mehr als die Hälfte habe mittlerweile eine ausländische Abstammung. In diesem Jahr stellen sich aber nur noch 13 Schüler:innen der Prüfung. Der Rest der Klasse sei bereits abgesprungen. Das liege daran, dass er selbst solche Schüler:innen aufnehmen müsse, bei denen er Zweifel habe, ob sie die Ausbildung durchhalten – schließlich brauche er mindestens 18 Schüler:innen, um überhaupt eine Klasse eröffnen zu können.

Das Stipendien-Programm, an dem sich 95 Apotheken im Land beteiligten, sei zwar gut. Fast alle Schüler:innen der derzeitigen 2021-Klasse hätten eine Stipendiumsapotheke gefunden und erhielten nun 150 bis 300 Euro im Monat. Einige hätten aber Probleme bei ihrer Suche, etwa weil sie Kopftuch trügen oder die Apotheken zu hohe Ansprüche stellten. Insgesamt wünscht sich Tründelberg ein größeres Engagement der Apothekenleiter:innen. Der PTA-Beruf sei den Schulabgänger:innen noch immer unbekannt. Jede Apotheke, die PTA suche, sollte in ihrem Schaufenster mit einem Plakat darauf aufmerksam machen. Immerhin handele es sich um sichere, krisenfeste und familienfreundliche Arbeitsplätze. Allerdings sei es schwierig, junge Menschen für den Beruf zu gewinnen, wenn ebenso dringlich Pflegekräfte, Azubis für die Sparkasse oder die Verwaltung gesucht werden – denn hier wird die Ausbildung vergütet. Da komme er auf einer Ausbildungsmesse mit einem „Null-Euro-Schild“ für einen Assistenzberuf ohne Aufstiegschancen nicht weit.

Modell für 450 Euro Ausbildungsvergütung 

Tründelberg hat sich daher ein Modell zur Finanzierung der Ausbildungsvergütung überlegt: In einer Variante würden die Schüler:innen 450 Euro in den ersten beiden Jahren erhalten. Dies würde die Apotheken 38 Euro im Monat kosten (Berechnungsgrundlage: 570 Apotheken finanzieren 48 Schüler:innen, also zwei Klassen).  In einer zweiten Variante erhielten die Azubis 450 Euro nur im ersten Jahr oder 225 Euro über zwei Jahre – dies wäre mit monatlich 19 Euro pro Apotheke zu realisieren. Mit 9,50 Euro im Monat könnten die Brandenburger Apotheken immerhin noch 225 Euro im ersten Jahr finanzieren. Letztere Option ähnelt dem Stipendien-Modell, wobei hier die Summe von einer einzigen Apotheke aufgebracht werde.

Über diesen Vorschlag können sich die Brandenburger Delegierten nun Gedanken machen. Wie wichtig das Thema den Apotheker:innen ist, zeigt auch ein Antrag, den die Kammer Brandenburg beim kommenden Deutschen Apothekertag in die Hauptversammlung einbringen will. Mit diesem soll der Gesetzgeber aufgefordert werden, „eine Grundlage zu schaffen, dass PTA während der schulischen Ausbildung eine Ausbildungsvergütung bekommen“. Die Delegierten der Kammerversammlung beschlossen zudem zwei weitere Anträge für den DAZ. Bei ihnen stehen der Abbau von Bürokratie und die Abkehr von der Präqualifizierungspflicht der Apotheken im Mittelpunkt.


Kirsten Sucker-Sket / dpa
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Ausbildungsvergütung für PTA

von Roland Mückschel am 17.06.2022 um 15:25 Uhr

Mehr Geld in die Apotheken.
Dann zahlen wir das gerne und zielgerichtet.

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