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Ärzte-Aufgaben für mehr Geld?
Ärzte wettern gegen pharmazeutische Dienstleistungen
Die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen stehen. Bald können die Apotheken mit den ersten, von den Krankenkassen honorierten Angeboten für Versicherte starten. Harsche Kritik kommt nun aus der Ärzteschaft. Nachdem Apotheker:innen bereits gegen Grippe und COVID-19 impfen können, sehen einige Mediziner:innen den nächsten Angriff auf die hausärztliche Versorgung.
Seit vergangenem Freitag steht fest, welche fünf pharmazeutischen Dienstleistungen Apotheken Patienten künftig anbieten dürfen und wie viel Geld sie dafür erhalten. Die Schiedsstelle für Streitigkeiten von GKV-Spitzenverband und Deutschem Apothekerverband hat das letzte Wort gesprochen.
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Am heutigen Montag regt sich nun Kritik in der Ärzteschaft. Als „inhaltlich fragwürdig und teuer“, bezeichnete Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), den Katalog pharmazeutischer Dienstleistungen. „Offenbar scheinen die Krankenkassen über genügend finanzielle Mittel zu verfügen. Da wäre es nur folgerichtig, die letztlich fundiertere ärztlich-medizinische Betreuung mindestens auf das den Apotheken zugestandene finanzielle Niveau anzuheben“. Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte erbrächten die gleichen Leistungen, trotz der besseren fachlichen Qualifikation, derzeit zu einem deutlich geringeren Satz – das könne nicht sein, so Gassen.
KBV-Vorstandsvize Stephan Hofmeister sieht gar einen „fundamentalen Angriff auf die hausärztliche Versorgung“. Er betont: „Nur die Ärztinnen und Ärzte weisen eine qualifizierte Heilkundeerlaubnis auf, die unter anderem die Anamnese, Untersuchung, Diagnostik und Differenzialdiagnosen sowie Pharmakotherapie umfasst. Die Apotheker haben dieses Wissen nun einmal nicht“.
Hausärzteverband befürchtet Versorgungschaos
Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands, befürchtet wiederum, dass die Versorgung durch die „sogenannten pharmazeutischen Dienstleistungen“ weiter zerstückelt und hausärztliche Aufgaben ausgelagert würden. Wenn beim Medikationsmanagement in Zukunft neben den Krankenhäusern und diversen Fachärztinnen und Fachärzten auch noch die Apotheker:innen verstärkt mitmischten, wird aus seiner Sicht nichts besser. Mehr Akteure einzubeziehen, sei genau der falsche Weg, so Weigeldt. „Wir brauchen mehr Koordination und vor allem klare Verantwortlichkeiten. Wenn alle ein bisschen Verantwortung tragen, tut es am Ende keiner“. Seine Befürchtung: Am Ende werden es die Hausärztinnen und Hausärzte, die für die Patient:innen ganz unterschiedliche Beratungen zusammenbringen und bewerten müssen. Der Hausärzte-Chef, der in der Vergangenheit auch immer wieder gegen impfende Apotheker:innen protestierte und dabei gern im gleichen Atemzug auf das Dispensierrecht der Ärzte zu sprechen kam, betonte aber auch, dass dies „keine mangelnde Wertschätzung der Kompetenzen der Apothekerinnen und Apotheker“ sei. Es sei „schlichtweg ein Blick auf die Versorgungsrealität, die eben nicht am grünen Tisch stattfindet“. Es gehe gar nicht, wenn Apotheker:innen durch Änderung der Dosierungen in die Therapie eingriffen.
Ein Dorn im Auge ist Weigeldt auch die Vergütung der Apotheken: „Hausärztliche Leistungen dürfen selbstverständlich nicht weniger wert sein als die Leistungen der Apothekerinnen und Apotheker. Alles andere würde wirklich kein Mensch mehr verstehen. Hier braucht es dann im Zweifel eine Anpassung der Bewertungen“.
Medi-Verbund: Besser Ärzte angemessen vergüten
Auch der Ärzteverband Medi Verbund will nicht die Apotheker:innen selbst zum Problem machen. Dennoch sieht man in den Dienstleistungen nach der Grippeimpfung in Apotheken den „nächsten Seitenhieb für die niedergelassenen Hausarzt- und Facharztpraxen“. So sollten nun „anspruchsvolle Arzneimittelberatungen, Blutdruckkontrollen sowie Asthmatiker-Schulungen in Apotheken durchgeführt und dazu noch vergütet werden“, heißt es in einer Pressemitteilung. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von Medi Geno Deutschland und Medi Baden-Württemberg, meint, die Politik sei das Problem: „Es wird versucht, mit Ideologie die ambulante Versorgung von Ärztinnen und Ärzten auf andere Heilberufe zu verlagern – ohne Sachverstand und Rücksicht auf die Versicherten.“ Aus seiner Sicht ist das schlicht unverantwortlich. „Wer Patientinnen und Patienten berät und behandelt, sollte nicht nur Medizin studiert haben, sondern klinische Erfahrung auf Facharztniveau haben“, so Baumgärtner.
Norbert Smetak, stellvertretender Vorsitzender von Medi Baden-Württemberg, ergänzt: „Wir Niedergelassene und unsere Praxisteams waren, sind und bleiben das Rückgrat in der Pandemie. Deshalb erwarten wir, dass uns und unseren Leistungen mehr Respekt entgegengebracht wird“. Statt ärztliche Leistungen in Apotheken zu bezahlen, sollte von den Kassen und der Politik endlich die Mehrarbeit der Praxisteams und der größere Aufwand in der Pandemie bezahlt werden.
6 Kommentare
bitte trotzdem nach- und vordenken
von Dr. House am 14.06.2022 um 10:31 Uhr
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Weltfremd
von Stefan Haydn am 14.06.2022 um 9:41 Uhr
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pharmazeutische und ärztliche Dienst-Leistungen
von Thomas B am 14.06.2022 um 9:11 Uhr
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locker bleiben
von Olaf Rose am 14.06.2022 um 9:07 Uhr
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Enttäuschend
von Dr. med. S.Strube am 13.06.2022 um 21:24 Uhr
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AW: Enttäuschend
von Dr. Radman am 14.06.2022 um 9:09 Uhr
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