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Bayern und Schleswig-Holstein
Ärzte kritisieren E-Rezept-Fahrplan
Ab September soll das E-Rezept nicht nur bundesweit für alle Apotheken, sondern auch für Arztpraxen in Bayern und Schleswig-Holstein zur Pflichtanwendung werden. Die betroffenen Kassenärztlichen Vereinigungen protestieren jetzt gegen diesen Plan und nennen das Vorgehen von Ministerium und Gematik „politische Erpressung“.
Am vergangenen Mittwoch wurde bekannt, wie sich das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) die schrittweise Einführung des E-Rezepts vorstellt: Demnach soll es zunächst ab September für die Apotheken zur Pflichtanwendung werden. Für Ärzte und Zahnärzte gibt es regionale Stufen:
- Ab dem 1. September 2022 für die Bundesländer Schleswig-Holstein und Bayern.
- Ab dem 1. Dezember 2022 Ausweitung auf sechs weitere Bundesländer, die in der Sondersitzung, spätestens aber in der nächsten regulären Gesellschafterversammlung der Gematik am 15. Juni verbindlich beschlossen werden.
- Ab dem 1. Februar 2023 folgen alle restlichen Bundesländer.
Nun melden sich die ab September betroffenen Kassenärztlichen Vereinigungen aus Bayern und Schleswig-Holstein zu Wort – und sie sind offenbar alles andere als begeistert. Sie halten den Plan für nicht umsetzbar, wie aus einer gemeinsamen Pressemitteilung hervorgeht. „In beiden Bundesländern sind die technischen Voraussetzungen weder in allen Praxen noch in allen Apotheken und Kliniken gegeben“, schreiben sie.
Krombholz: Stabiler Betrieb nicht gewährleistet
„Eine von der Gematik gesetzte Zielmarke für den Roll-Out-Start von 30.000 Rezepten unter Einbeziehung von nur drei Softwaresystemen reicht lange nicht aus, um eine stabile Funktionsfähigkeit anzuzeigen“, moniert der Vorstandsvorsitzende der KV Bayerns, Wolfgang Krombholz. „Täglich werden in Deutschland fast zwei Millionen Rezepte an Patienten ausgestellt. Es reicht auch nicht, dass angeblich schwere Fehler ausgeräumt seien, denn es sind meist die kleinen Fehler, die die Praxisabläufe extrem behindern.“
Auch die Vorstandsvorsitzende der KV Schleswig-Holstein, Monika Schliffke, findet deutliche Worte. „Dies ist ein Kommunikations-GAU erster Klasse, der zeigt, wie weit BMG und Gematik von Praxisabläufen entfernt sind. Die akut in Kraft gesetzte Verpflichtung nimmt uns jede Chance, mit den technisch gerüsteten Praxen geordnet zu starten und weitere zur Mitarbeit zu motivieren. Ohne irgendeine Rücksprache und Planung setzen uns BMG und Gematik erneut etwas vor, was nur zu Chaos in den Praxen führen kann.“
Das Ministerium und die Gematik verlangten Unmögliches. Das könne weder im Interesse der Praxen, noch der Patienten liegen. Die beiden KVen nennen das Vorgehen „politische Erpressung“ – das Ringen um die Einführung des E-Rezepts geht also in die nächste Runde.
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