Was sagen die Gesundheitspolitiker der Bundestagfraktionen dazu?

Ärzte fordern Dispensierrecht statt Grippeschutzimpfungen in Apotheken

Dresden - 29.04.2022, 16:45 Uhr

Impfende Apotheker:innen sind der Ärzteschaft ein Dorn im Aufe. (Foto: IMAGO / Frank Sorge)

Impfende Apotheker:innen sind der Ärzteschaft ein Dorn im Aufe. (Foto: IMAGO / Frank Sorge)


Vogler: Apotheken-Impfungen sind „willkommene Ergänzung“

Für die Linke  äußerte sich Kathrin Vogler: „Wir brauchen niedrigschwellige Impfangebote, nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen die saisonale Grippe. Vor dem Hintergrund des Hausärztemangels, einer möglichen weiteren Impfwelle in der Corona-Pandemie und den ohnehin schon überlasteten Arztpraxen, wären Impfangebote in Apotheken eine willkommene Ergänzung.“ Wie ihre Fraktion die Forderung nach dem Dispensierrecht sieht, ließ Vogler offen, ebenso wie Tino Sorge von der Union. Er teilte mit: „Die Grippeschutzimpfung in Apotheken schafft für künftige Grippewellen eine noch breitere Basis, um eine zügige Immunisierung der impfwilligen Bevölkerung durchzuführen. Das ist zu begrüßen.“ Es sei nur konsequent, die in der vergangenen Legislaturperiode begonnenen Modellvorhaben nun zu verstetigen. Die Grünen und die Afd ließen eine Anfrage bis zum Freitagnachmittag unbeantwortet.

ABDA: Impfungen in Apotheken sind sicher

Die ABDA stellt sich indes klar hinter das Vorhaben der Ampel. „Impfungen sind in Apotheken genauso sicher wie in Arztpraxen. Die medizinischen Grundlagen haben impfende Apothekerinnen und Apotheker in Fortbildungen gelernt, die mit der Bundesärztekammer abgestimmt wurden. Patientinnen und Patienten zu suggerieren, dass Impfungen in Apotheken riskant wären, ist unverantwortlich. Erstens lässt sich das durch Fakten nicht belegen, zweitens konterkariert es alle Bemühungen, die Impfquoten zu verbessern“, stellt ABDA-Chefin Gabriele Regina Overwiening klar. Seit dem Jahr 2020 liefen in verschiedenen Bundesländern Modellvorhaben zur Grippeschutzimpfung in Apotheken. „Die Ergebnisse sind ermutigend: Viele Patientinnen und Patienten nutzen das niedrigschwellige Angebot der Apotheken gerne. Zum Beispiel, weil sie gar keinen Hausarzt haben oder während der Praxisöffnungszeiten arbeiten müssen“, sagt Overwiening. 

Laut ABDA haben Apotheken bislang rund 100.000 Menschen gegen COVID-19 oder Grippe geimpft. „Die Apothekerschaft steht bereit, um die ärztlichen Impfangebote zu ergänzen – gegen Grippe ebenso wie gegen COVID-19. Wir erfüllen gerne die Wünsche der Patient*innen und der Politik nach zusätzlichen Anlaufstellen für Impfungen“, betont Overwiening. „Zusätzliche Impfangebote sind auch bei der Grippeschutzimpfung notwendig: Bislang liegt die Impfquote trotz aller ärztlichen Angebote deutlich unter den 75 Prozent, die von offiziellen Stellen gefordert werden.“



Anja Köhler, Freie Journalistin
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Wer will denn impfen?

von Thomas Eper am 30.04.2022 um 10:27 Uhr

Die Mehrzahl der Apotheker wollen, bzw. können gar nicht impfen (Auflagen nicht zu erfüllen, keine Räumlichkeiten, haben zu wenig Personal). Wir reden hier von ca. 5% (!), die das machen wollen. Also kein Grund zur Aufregung.

Wenn Ärzte Notdienst-Dispensierrecht haben wollen: bitte sehr! Aber bitte auch am Wochenende, gell!
Ich mache dann aber keinen Notdienst mehr. Doppelter Arzneimittel-Notdienst (Arzt-Apotheker) wäre übertrieben und unnötig.

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Dispensierrecht

von Franz Sedlmayr am 29.04.2022 um 20:20 Uhr

Zum Dispensierrecht für Ärzte gibt es sehr sehr viel zu sagen. Hier nur schnell vier Schlagworte; Rabattverträge ( mit Nullretaxgefahr), Securpharm, Temperaturkontrolle der AM beim Hausbesuch und die Chargendokumentation.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Dispensierrecht

von Anke am 30.04.2022 um 7:42 Uhr

Ich denke, die KK werden hier den Ärzten sehr Entgegenkommen, im Notdienstfall wären Rabatttverträge nicht mehr bindend, Retax gibt es auch nicht, Temperaturkontrolle wäre machbar durch Kühlbox mit entsprechendem Datenlog, bei Securpharm sehe ich eher das Problem, das wird schwer umzusetzen, aber auch dafür findet sich eine Lösung. Wir sollten einfach unseren Horizont etwas erweitern, wenn die Apotheker mit den Ärzten das Impfen teilen wollen, sollten sie so fair sein und das Dispensierrecht im Notdienstfall nicht gleich abschmettern. Im Grunde ist es doch eine gute Idee, dann würde auch der Notdienst in der Apotheke weniger werden, da der nicht mehr so flächendeckend angeboten werden müsste. Nur weil etwas Jahrzehnte immer so war, heißt es nicht, daß es nicht verbessert werden könnte.

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