Vergleich von Prevenar 13, Pneumovax 23, Synflorix und Apexxnar

Apexxnar – für wen eignet sich der neue Pneumokokken-Impfstoff?

Stuttgart - 20.04.2022, 16:45 Uhr

Mit der Abdeckung von 20 Serotypen ist Apexxnar der Konjugat-Pneumokokken-Impfstoff mit dem breitesten Schutz. (Foto: Pfizer)

Mit der Abdeckung von 20 Serotypen ist Apexxnar der Konjugat-Pneumokokken-Impfstoff mit dem breitesten Schutz. (Foto: Pfizer)


Mit Apexxnar kommt der vierte Pneumokokken-Impfstoff auf den deutschen Markt: Was sind die Unterschiede zwischen Prevenar 13, Pneumovax 23, Synflorix und dem neuen 20-valenten Konjugatimpfstoff Apexxnar – und wer bekommt welchen Pneumokokkenschutz?

Im Februar 2022 erhielt Pfizer die Zulassung für seinen neuen Pneumokokken-Impfstoff: Apexxnar® ist 20-valent – schützt also vor 20 Pneumokokken-Serotypen. Eingesetzt werden darf Apexxnar® bei Erwachsenen ab 18 Jahren zur aktiven Immunisierung zur Prävention von invasiven Erkrankungen und Pneumonien, die durch die enthaltenen Pneumokokken-Serotypen verursacht werden. Apexxnar® ist mit der Abdeckung von 20 Serotypen nun der Konjugatimpfstoff mit der breitesten Serotypen-Abdeckung. Neben Prevenar 13®, Pneumovax® 23 und Synflorix® ist Apexxnar® der vierte Impfstoff gegen Pneumokokken in Deutschland. Was sind die Unterschiede und wer sollte welchen Impfstoff bekommen?

Welche Pneumokokken-Impfstoffe gibt es?

Für Säuglinge ab sechs Wochen bis zum Kindsalter von 5 Jahren ist Synflorix® – ein 10-valenter Konjugatimpfstoff (PCV10) – zugelassen. Die Pneumokokken-Polysaccharide sind in Synflorix® an verschiedene Proteine – Protein D-Trägerprotein (stammt von nicht-typisierbarem Haemophilus influenzae), an Tetanustoxoid- und Diphtherietoxoid-Trägerprotein – konjugiert und zudem an Aluminiumphosphat adsorbiert.

Als weiterer Konjugatimpfstoff hat Prevenar 13® die Zulassung in Deutschland, geimpft werden darf bei Säuglingen ab sechs Wochen, nach oben besteht keine Altersgrenze. Prevenar 13® schützt vor den 13 Pneumokokken-Serotypen 1, 3, 4, 5, 6A, 6B, 7F, 9V, 14, 18C, 19A, 19F, 23F (je 2,2 μg), ist an das CRM-197-Trägerprotein konjugiert und an Aluminiumphosphat adsorbiert.

In die Reihe der Konjugatimpfstoffe reiht sich nun auch Apexxnar® – als 20-valenter Impfstoff verfügt er über die breiteste Serotypen-Abdeckung. Wie Prevenar 13® ist Apexxnar® an das CRM197-Trägerprotein konjugiert und an Aluminiumphosphat adsorbiert. Geimpft werden dürfen Menschen ab 18 Jahren, eine obere Altersgrenze existiert nicht.

Als reiner Polysaccharidimpfstoff hat die 23-valente Vakzine Pneumovax® 23 die Zulassung zum Pneumokokkenschutz. Geimpft werden dürfen Kinder ab einem Alter von zwei Jahren, wie auch Prevenar 13® hat auch Pneumovax® 23 keine obere Altesgrenze (Pneumokokken-Serotypen-Abdeckung: 1, 2, 3, 4, 5, 6B, 7F, 8, 9N, 9V, 10A, 11A, 12F, 14, 15B, 17F, 18C, 19A, 19F, 20, 22F, 23F, 33F).

Apexxnar ist Prevenar 13 nicht unterlegen

Zulassungsinhaber von Apexxnar® ist wie auch bei Prevenar 13® Pfizer – defacto handelt es sich bei Apexxnar® um die Weiterentwicklung von Prevenar 13®. Prevenar 13® wird jedoch weiterhin verfügbar bleiben, wie Pfizer gegenüber der DAZ erklärte. In Studien mit über 6.500 Probanden konnte Pfizer „für die 13 in beiden Impfstoffen enthaltenen Serotypen die Nicht-Unterlegenheit von Apexxnar® gegenüber Prevenar 13®“ nachweisen, allerdings wurden numerisch niedrigere Antikörpertiter bei Apexxnar® berichtet. Die klinische Relevanz dieser Beobachtung ist laut Fachinformation unbekannt. Für die zusätzlich enthaltenen Antigene fand ein Vergleich zwischen Apexxnar® und Pneumovax® 23 statt: Auch hier zeigte sich bei sechs von sieben Serotypen die Immunantwort auf Apexxnar® verglichen mit der auf Pneumovax® 23 nicht unterlegen.

Streptococcus pneumoniae – Pneumokokken

Pneumokokken besiedeln den Nasenrachenraum des Menschen, in den meisten Fällen verursachen sie keine Symptome. Allerdings können sie durchaus durch lokale Ausbreitung zu Erkrankungen der oberen Atemwege – Sinusitis, Otitis media – und der unteren Atemwege (Pneumonie) führen. Das Risiko einer schwer verlaufenden Erkrankung an Pneumokokken ist altersabhängig, wobei vor allem kleine Kinder in den ersten Lebensjahren und ältere Menschen gefährdet sind. Gleiches gilt für Patienten mit chronischen Krankheiten der Lunge oder des Herzens, einem behandlungsbedürftigen Diabetes oder bestimmten neurologischen Krankheiten und Menschen mit einer Immundefizienz oder einer immunsuppressiven Therapie.

Die STIKO empfiehlt die Pneumokokken-Impfung deshalb für 

  • alle Säuglinge ab dem Alter von 2 Monaten,
  • alle Menschen ab dem Alter von 60 Jahren,
  • Patienten mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten oder -suppression, mit sonstigen chronischen Krankheiten (chronische Erkrankungen des Herzens, der Atmungsorgane – wie Asthma, Lungenemphysem, COPD –, Stoffwechselkrankheiten – zum Beispiel Diabetes mellitus –, neurologische Krankheiten, wie Zerebralparesen oder Anfallsleiden) und Patienten mit anatomischen und fremdkörperassoziierten Risiken für eine Pneumokokken-Meningitis,
  • berufliche Tätigkeiten wie Schweißen und Trennen von Metallen, die zu einer Exposition gegenüber Metallrauchen einschließlich metalloxidischen Schweißrauchen führen.

Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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