Rund ein Viertel der Apotheken machen mit

Niederlande: Marktplatz verteilt Arzneimittel, bevor sie verfallen

Berlin - 18.03.2022, 07:00 Uhr

Lieke van Kerkhoven hat in Medizin promoviert, dann aber ein Software-Unternehmen mitgegründet und die Plattform Pharmaswap mitentwickelt. (c / Foto: CheeseWorks.nl)

Lieke van Kerkhoven hat in Medizin promoviert, dann aber ein Software-Unternehmen mitgegründet und die Plattform Pharmaswap mitentwickelt. (c / Foto: CheeseWorks.nl)


In 2022 schon rund 300.000 Euro „gerettet“ 

Heute sind rund 555 Apotheken beim Projekt dabei. Das sind etwa ein Viertel aller Apotheken in den Niederlanden. Auch Krankenhausapotheken machen mit sowie acht Großhändler. Sie decken fast den gesamten Markt ab, schätzt van Kerkhoven im Gespräch mit der DAZ. Arzneimittelversender seien nicht dabei, reagiert sie verwundert auf Nachfrage: „Arzneimittelversender spielen in den Niederlanden keine große Rolle.“

2022 scheint das Projekt so richtig ins Rollen gekommen zu sein. Die Unternehmerin van Kerkhoven rechnet vor: Pharmaswap half in den ersten Monaten 2022 so viel Geld durch gerettete Arzneimittel einzusparen wie seit dem Start des Projektes. 620.000 Euro sind es insgesamt, der Wert von über 3.500 Verpackungen. Einen aktuelleren Stand veröffentlich Pharmaswap auf seiner Homepage in Echtzeit.

Nicht alle Arzneimittel werden die Apotheken vor dem Verfall los, die bei Pharmaswap mitmachen. Aber immerhin retten sie etwa 50 Prozent.

Funktioniert das auch mit BTM, kühlpflichtigen Arzneimitteln und Zytos?

Betäubungsmittel kann Pharmaswap nicht liefern. Auch kühlkettenpflichtige Arzneimittel haben die Betreiber bisher gemieden. Aber bald sollen für Pharmaswap Kühltransporter bereitstehen, die ihre Ladung überwachen können.

Pharmaswap begleitet zudem eine Studie: Die Autoren wollen herausfinden, ob das Prinzip auch bei Zytostatika-Zubereitungen anwendbar ist, die schon hergestellt sind, den Patienten aber kurzfristig nicht verabreicht werden können. Aber weil Zubereitungen personalisiert sind, ist es nicht leicht, Patienten zu finden, die Zubereitungen mit exakt gleicher Zusammensetzung benötigen. Das werde besser funktionieren, wenn mehr Zytostatika-herstellende Apotheken teilnehmen, erklärt van Kerkhoven.

Wo es hingeht? Van Kerkhoven möchte einen spürbaren Unterschied für den gesamten holländischen Markt machen und effektiv verhindern, dass Arzneimittel vernichtet werden müssen. Sie denkt auch darüber nach, wie sie ihre Idee in anderen Ländern adaptieren könnte.



Apotheker Marius Penzel
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Von anderen lernen ? Niemals !

von Dr. Ralf Schabik am 18.03.2022 um 8:32 Uhr

Hahahaha ... der Brüller ! Seit mehr als 15 Jahren fordere ich so eine Tauschbörse in unseren Gremien, und die Liste der Gegen"argumente" wurde länger und länger und länger. Wer etwas bewegen will, sucht Lösungen. Ignoranten verstecken sich hinter Schutzbehauptungen. Und so bin ich sicher, dass auch hier Deutschland zu stolz sein wird, von anderen zu lernen. Lieber lassen wir Jahr für Jahr Millionenwerte verfallen. Worst case sogar Medikamente, die offiziell wieder mal gar nicht lieferfähig sind.

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AW: Von anderen lernen ? Niemals

von Kuenen Michael am 19.03.2022 um 12:28 Uhr

Wir sollten versuchen so ein System , auch in Deutschland zu etablieren. !

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