Schnell-Lieferdienste für Medikamente – Teil 2

Mayd – Wachstum in großen Schritten

München - 09.02.2022, 17:50 Uhr

Mayd ermöglicht Kunden, auf einer digitalen Plattform nicht verschreibungspflichtige Medikamente sowie Pflege- und Gesundheitsprodukte zu bestellen. (Foto: Mayd)

Mayd ermöglicht Kunden, auf einer digitalen Plattform nicht verschreibungspflichtige Medikamente sowie Pflege- und Gesundheitsprodukte zu bestellen. (Foto: Mayd)


Das Berliner Start-up Mayd will wie seine Wettbewerber Kurando, First A und neuerdings auch Cure die letzte Meile zwischen Apotheke und Kunde per Express-Lieferung überbrücken. Im Vergleich zu den anderen Unternehmen sprintet Mayd auch dank stattlicher Geldspritzen von Investoren mit großen Schritten voran. Zudem bringen die beiden Initiatoren bereits Erfahrungen aus der Gründerwelt mit – sie haben das Unternehmen McMakler aufgebaut. 

„Deine Medikamente in 30 Minuten geliefert“ – so das Versprechen des Berliner Start-ups Mayd auf seiner Webseite. Die junge Firma ermöglicht Kunden, auf einer digitalen Plattform nicht verschreibungspflichtige Medikamente sowie Pflege- und Gesundheitsprodukte zu bestellen, die ihnen dann innerhalb kurzer Zeit an die Haustür geliefert werden.

Der Lieferdienst betreibt dabei selber keine Apotheken, sondern arbeitet mit Vor-Ort-Apotheken zusammen. Fahrradkuriere holen dort die via App bestellten Waren ab und stellen diese den Konsumenten zu. Das Modell funktioniert daher derzeit nur in eng besiedelten Ballungsräumen, wo die Lieferdienste die Distanz zwischen Apotheke und Kunden schließen, die sogenannte letzte Meile. Die Lieferzeiten sind dabei meist großzügig ausgelegt: An 365 Tagen im Jahr, von 8 bis 24 Uhr, sind die Mayd-Fahrer unterwegs. Haben die Kunden Fragen zu den Produkten, verweist Mayd an die Apotheken.

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Das Unternehmen wurde im April 2021 von Hanno Heintzenberg und Lukas Pieczonka gegründet. Nach Angaben Heintzenbergs gegenüber der DAZ  kennen sich die beiden seit ihrer Schulzeit in Düsseldorf, beide haben zudem in St. Gallen studiert. Anschließend sammelte Pieczonka beim Berliner Beteiligungsunternehmen Rocket Internet Erfahrungen, während Heintzenberg in den Diensten der Boston Consulting Group (BCG) stand. Gemeinsam gründeten sie 2015 McMakler, nach eigenen Angaben heute Deutschlands führendes Maklerunternehmen.

Die Erfahrungen bei McMakler kommen Heintzenberg und Pieczonka nun bei Mayd zugute. Rasch bauen sie ihr Geschäft aus. In einer ersten Finanzierungsrunde sammelten sie 3 Millionen Euro von 468 Capital ein, im Herbst folgte eine weitere Finanzierung über 10 Millionen Euro, die im Wesentlichen von den Geldgebern Early Bird und Target Global getragen wurde. Darüber hinaus, so Heintzenberg, seien verschiedene Business Angels beteiligt. Im Januar 2022 dann der finanzielle Befreiungsschlag: Unter Führung des US-Investors Lightspeed Venture Partners sicherte sich das Unternehmen weitere 30 Millionen Euro. Damit vergrößert Mayd seinen finanziellen Spielraum im Vergleich zu seinen beiden Konkurrenten Kurando und First A deutlich.

Expansion in europäische Märkte

Die beiden Entrepreneurs zielen auf schnelles Wachstum. Aktuell ist der Lieferdienst neben Berlin auch in Hamburg, München und Frankfurt aktiv. Seit Anfang 2022 werden zudem Kunden in Düsseldorf und Köln beliefert. Mitte des Jahres will Mayd laut Heintzenberg in rund 50 Städten vertreten sein.

Darüber hinaus ist in diesem Jahr die Expansion in zwei weitere europäische Märkte geplant. Das spiegelt sich auch in der Belegschaft des jungen Unternehmens wider. Derzeit beschäftigt Mayd laut Heintzenberg mehr als 100 Mitarbeiter, etwa weitere 100 Stellen hat das Unternehmen aktuell ausgeschrieben. Darüber hinaus treten an den bisherigen Standorten rund 350 fest angestellte Fahrer im Namen der Firma in die Pedale. „Wir zahlen deutlich über Mindestlohn“, sagt der Gründer. Dafür erwarte man von den Fahrern „null Fehlertoleranz“ bei der Auslieferung der Medikamente.

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Die Finanzierung von Mayd ist Start-up-typisch angelegt und basiert auf der Erwartung, dass die Umsätze und Ergebnisse, die „langfristig“ kommen sollen, die Investitionen der Kapitalgeber mehr als kompensieren. So nutzt Mayd die Investorengelder für den Aufbau und die laufende Finanzierung des Betriebs und einer möglichst großen Kundenbasis.

Die Nutzer müssen aktuell keine Liefergebühr bezahlen. Dahingegen leisten die derzeit rund 100 Partnerapotheken einen finanziellen Obolus an Mayd. Dafür, so Heintzenberg, erhalten die Apotheken Zugang zu einer Online-Plattform, die ihnen die sofortige beziehungsweise taggleiche, punktgenaue und nachverfolgbare Medikamentenlieferung zu ihren Kunden ermöglicht. Heintzenberg wörtlich: „Es geht um Superpräzisionslieferung.“ Die Margen dürften dabei derzeit allerdings noch bescheiden sein: Der finanzielle Spielraum im OTC-Bereich ist begrenzt, und auch die Bereitschaft der Apotheker, von ihren Verdienstmöglichkeiten etwas abzugeben, wird ihre Grenzen haben.

Große Hoffnungen setzt der Mayd-Gründer, ähnlich wie etablierte Online-Apotheken, daher auf das E-Rezept. Wenngleich dessen Einführung nach der Notbremse durch das Bundesgesundheitsministerium Ende 2021 erstmal auf ungewisse Zeit verschoben ist, schätzt Heintzenberg, dass künftig rund 50 Prozent der Erträge auf diesem Wege eingefahren werden, die andere Hälfte mit OTC- und sonstigen Gesundheitsprodukten.

Die Ambitionen der Mayd-Macher sind jedenfalls hoch: „Wir wollen schnellstmöglich deutschlandweit präsent sein“, sagt Heintzenberg. Entsprechend selbstbewusst präsentiert sich die Firma auch auf ihrer Webseite: „Wir planen Großes für 2022 und kommen bald auch zu dir.“



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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