Schnell-Lieferdienste für Medikamente – Teil 1

Cure – Der jüngste Spross

München - 08.02.2022, 16:45 Uhr

Mit Cure macht es sich nun neben Mayd, Kurando und First A ein viertes Start-up zur Aufgabe, die letzte Meile zwischen Apotheke und Kunde per Express-Lieferung zu überbrücken. (x / Foto: Cure)

Mit Cure macht es sich nun neben Mayd, Kurando und First A ein viertes Start-up zur Aufgabe, die letzte Meile zwischen Apotheke und Kunde per Express-Lieferung zu überbrücken. (x / Foto: Cure)


In Berlin schießen Medikamenten-Lieferdienste derzeit wie Pilze aus dem Boden. Mit Cure macht es sich nun neben Mayd, Kurando und First A ein viertes Start-up zur Aufgabe, die letzte Meile zwischen Apotheke und Kunde per Express-Lieferung zu überbrücken. Mit dem zunehmendem Wettbewerb dürfte das Geschäft in der Lieferbranche nun anspruchsvoller werden und das Buhlen um lokale Partnerapotheken zunehmen.

Die Firma nennt sich Cure und ist der jüngste Spross in einer noch jungen Familie von Medikamenten-Schnell-Lieferdiensten, die seit einigen Monaten in Berlin das Licht der Welt erblicken. Schnell, weil sowohl Cure wie auch die Wettbewerber Mayd, Kurando und First A es sich zur Maxime gemacht haben, OTC-Arzneimittel sowie Schönheits- und Gesundheitsprodukte innerhalb von 30 Minuten per Fahrradkurier von der Apotheke bis an die Haustür der Kunden zu liefern. Jung, weil alle vier Firmen erst seit wenigen Monaten am Markt sind – oder, wie im Fall von Cure, ihren Betrieb am morgigen Mittwoch erst aufnehmen.

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Wie Cure in einer Presseinformation mitteilte, will der Lieferdienst die „bestehende Healthcare-Infrastruktur mit dem stationären Einzelhandel“ durch ein „digitales Angebot verbinden“ und fortan via App 3.000 rezeptfreie Produkte anbieten. Sobald das E-Rezept in Deutschland einsatzfähig sei, sollen auch rezeptpflichtige Bestellungen ausgeliefert werden.

Keine Konkurrenz zu stationären Apotheken

Cure betont, kein eigenständiger Online-Handel zu sein und somit nicht als Konkurrenz zu stationären Apotheken anzutreten. Vielmehr wolle die Firma, so wie die drei anderen Mitstreiter, in Berlin mit einem Netzwerk lokaler Apotheken zusammenarbeiten; die Ausweitung der Aktivitäten auf weitere Städte sei in Planung. Die Kunden würden zwar via Cure bestellen, der Einkauf finde aber in einer der Partner-Apotheken statt. Der Lieferdienst übernehme zwischen 8 und 24 Uhr die Auslieferung von der Apotheke zum Kunden, ohne dass für diesen Mehrkosten anfielen. Auf Wunsch will die Firma den Apotheken auch PTA zur Unterstützung anbieten, die helfen sollen, das zusätzliche Angebot in die Arbeitsabläufe zu integrieren.

Nach den Worten von Cure-Mitgründer und Vorstandschef Ali El-Ali beruht das Geschäftsmodell darauf, den Lieferservice letztlich auf europäischer Ebene zu etablieren. „Wir sehen uns aber nicht nur als Quick-Commerce-Anbieter. Anders als diese können wir unser Geschäftsmodell intensiv ausbauen. Deshalb wird Cure in Zukunft nicht nur Medikamente ausliefern, sondern auch einen Telemedizin-Anbieter für die Ausstellung von Rezepten und eine Beratungsschnittstelle anbieten.“ Langfristig solle Cure „die“ Gesundheitsplattform werden.

Prozentuale Beteiligung der Apotheken

Die Firma wurde den Angaben zufolge im Dezember 2021 von Ali El-Ali und Manuel Aberle in Berlin gegründet. Als Investor nennt Cure unter anderem den Wagniskapitalgeber Craft Ventures, der auch in Unternehmen wie Uber, Airbnb, Facebook und Bird investiert. Weitere Geldgeber sind zudem Abstract Ventures und J12 Ventures unter Beteiligung von J Ventures. Insgesamt hat die Firma mehr als 4 Millionen Euro erhalten. Darüber hinaus vereinbart Cure mit den Partnerapotheken nach eigenen Angaben „eine prozentuale Beteiligung pro Bestellung“. Nach der Einführung des E-Rezepts werde die Firma pro eingelöstem Rezept einen pauschalen Betrag erhalten, da hier aus regulatorischen Gesichtspunkten eine prozentuale Beteiligung nicht erlaubt sei.

Die eigenen Ansprüche formuliert die junge Firma selbstbewusst: „Mit Cure wollen wir Mehrwert für alle Beteiligten schaffen. Wir wollen Gesundheit nach Hause bringen, als starker Partner für den lokalen Apothekenhandel auftreten und für unsere Rider ein fairer Arbeitgeber sein, der seine Mitarbeiter*innen in den Vordergrund stellt. Genau das fehlt auf dem deutschen Markt aktuell im Bereich Quick-Commerce“, wird El-Ali in der Mitteilung zitiert.

Kein „The Winner-takes-it-all“-Geschäft

Die Gefahr, dass der Markt mit nun vier Anbietern übersättigt sein könnte, sieht der Cure-Chef auf Anfrage der DAZ nicht. Letztlich seien mehrere Aspekte ausschlaggebend für den Erfolg: Dazu zähle die Höhe des eingesammelten Kapitals und die Erfahrung der Investoren. Nach Mayd sei Cure das am besten finanzierte Start-Up in dieser Branche. Dazu zähle auch, ein leistungsfähiges und motiviertes Team zu haben, das skalierbare Prozesse aufbauen könne, die zu einem schnellen und effizienten Wachstum führen. El-Ali: „Unser Kernteam besteht aus Führungskräften von Google, Wolt, Foodpanda, Glovo und Gorillas, die wertvolle Einblicke in die Lieferdienstbranche haben.“ Er selbst hat mit Cure bereits an der Gründung seines dritten Unternehmens mitgewirkt. Neben seiner Position als CEO und Co-Founder bei dem Medikamenten-Lieferanten ist El-Ali Gründer und Vorsitzender von GreenLog Mobility, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, klimaneutrale Logistik für Shared Mobility-Anbieter bereitzustellen.

Nicht zuletzt sieht El-Ali die Branche der Medikamenten-Lieferung nicht als ein „The Winner-takes-it-all-Markt“. Außerdem komme es auf das Netzwerk an. Es sei etwas anderes, ein Restaurant mit Lieferservice für die eigene Plattform zu gewinnen, als eine Apotheke in dritter Familiengeneration. „Um in diesem Markt erfolgreich zu sein, benötigt es Expertise und Know-How im Umgang mit den Apotheken.“

Den Worten muss die Firma nun Taten folgen lassen. Die Initiatoren bei Mayd, Kurando und First A werden, so ist anzunehmen, aufmerksam hinschauen.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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