DiGA-Update Teil 2

Von Adipositas bis Knieschmerz – welche Apps sind neu?

19.01.2022, 17:50 Uhr

Egal ob bei Knieschmerzen, Adipositas, depressiver Symptomatik oder chronischen Schmerzen – die Liste der Einsatzgebiete für digitale Gesundheitsanwendungen wird immer länger. (Foto: chinnarach / AdobeStock)

Egal ob bei Knieschmerzen, Adipositas, depressiver Symptomatik oder chronischen Schmerzen – die Liste der Einsatzgebiete für digitale Gesundheitsanwendungen wird immer länger. (Foto: chinnarach / AdobeStock)


DiGA steht für digitale Gesundheitsanwendung. Dahinter stecken in der Regel Apps, die Nutzer:innen bei Diagnose und Therapie von Krankheiten unterstützen sollen und vom Arzt verschrieben werden können. Derzeit stehen 28 „Apps auf Rezept“ für verschiedene Indikationen zur Verfügung. Seit Sommer letzten Jahres kamen einige neue Anwendungen ins DiGA-Verzeichnis hinzu, unter anderem zu Adipositas und Knieschmerz. 

Seit Dezember 2019 können digitale Gesundheitsanwendungen – kurz DiGA – von Ärzten und Psychotherapeuten verschrieben und auf Kassenkosten abgerechnet werden. Voraussetzung dafür ist eine Aufnahme in das DiGA-Verzeichnis des BfArM. Mittlerweile werden 28 Anwendungen (Stand 13.01.2022) gelistet, acht davon sogar dauerhaft. Neben den in Teil 1 bereits erwähnten Anwendungen wurden noch fünf weitere neu ins Verzeichnis aufgenommen.

Was ist für die Aufnahme ins DiGA-Verzeichnis notwendig?

 

Um in das DiGA-Verzeichnis zu gelangen, müssen die Anbieter der Apps einen Antrag beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) stellen. Damit dieser genehmigt wird, müssen die DiGA zunächst als Medizinprodukt zertifiziert sein und dadurch ihre Sicherheit und Funktionstauglichkeit nachweisen. Ferner müssen Qualität, Datenschutz und Informationssicherheit belegt und ein positiver Effekt auf die Patientenversorgung nachgewiesen werden. Kann dieser Nachweis noch nicht erbracht werden, dürfen DiGA – nach Vorliegen einer Begründung und eines Evaluationskonzeptes – auch vorübergehend für zwölf Monate in das Verzeichnis aufgenommen werden.

Companion patella bei spezifischem Knieschmerz

Die Anwendung companion patella richtet sich an Patienten zwischen 14 und 65 Jahren, die unter spezifischem Knieschmerz leiden. Mit der Webanwendung aus dem Hause medi (Hersteller für Kompressionsstrümpfe, Bandagen u. ä.) sollen Schmerzen reduziert und die Funktionalität des Knies verbessert werden.

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Die Anwendung basiert auf der Bewegungstherapie, deren Übungsvideos sich kontinuierlich an das individuelle Schmerz- und Belastungsempfinden anpassen. Die erfassten Daten (zu Schmerz, Funktionseinschränkungen und Maßnahmen) werden grafisch dargestellt und Erfolge so nachvollziehbar abgebildet. Neben einem Trainingsbereich steht den Nutzern auch eine Fachbibliothek mit Informationen zum Erkrankungsbild zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie hier.

Neu im Verzeichnis: Zwei Anwendungen von HelloBetter

Im Herbst 2021 schaffte es HelloBetter mit einer App gegen Burnout erstmalig ins DiGA-Verzeichnis. Nun legte der Online-Kurs-Anbieter nach und brachte mit „HelloBetter Diabetes und Depression“ sowie „HelloBetter ratiopharm chronischer Schmerz“ zwei neue Anwendungen in das Verzeichnis.

HelloBetter Diabetes und Depression richtet sich an volljährige Diabetiker (Typ 1 und 2) mit depressiver Symptomatik. Der 12-wöchige Online-Kurs basiert auf der Kombination aus Wissensvermittlung (via Text, Video und Audio), Strategien der kognitiven Verhaltenstherapie und Problemlösetechniken. Darüber hinaus werden auch diabetesspezifische Themen wie Ernährung, Bewegung und gesunder Schlaf aufgegriffen. Mittels Online-Tagebuch kann der Symptomverlauf kontrolliert und Fortschritte festgehalten werden. Für Krisensituationen und zur Begleitung des Verlaufs stehen den Nutzern geschulte Psychologen via Chat zur Seite.

Was ist die kognitive Verhaltenstherapie?

Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine etablierte und wissenschaftlich gut untersuchte Form der Psychotherapie. Sie folgt der Annahme, dass jedes Verhalten erlernt, aufrechterhalten und auch wieder verlernt werden kann, wobei unter Verhalten auch innere Vorgänge wie Gefühle und Gedanken einzuordnen sind.

Den Nutzen konnte die Webanwendung bereits belegen: In einer randomisiert kontrollierten Studie wurde gezeigt, dass durch das interaktive psychologische Therapieprogramm eine depressive Symptomatik reduziert werden kann.

Während für das Programm bei Diabetes und Depression der Versorgungseffekt bereits nachgewiesen wurde, wird „HelloBetter ratiopharm chronischer Schmerz“ derzeit nur vorläufig gelistet. Die Webanwendung stellt ebenfalls ein interaktives psychologisches Online-Programm dar, richtet sich jedoch an chronische Schmerzpatienten ab 18 Jahren. 

Das 12-wöchige Programm basiert ebenfalls auf Wissensvermittlung und bindet zudem Strategien sowie Übungen der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (eine Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie) ein. Auch hier werden die Nutzer psychologisch begleitet und Fortschritte im Online-Tagebuch sichtbar gemacht. Weitere Informationen zu den Anwendungen finden Sie unter: https://hellobetter.de/

Novego bei depressiven Episoden

Ein häufiges Anwendungsgebiet für DiGA sind psychische Erkrankungen. Hier setzt auch Novego an. Die Webanwendung richtet sich an volljährige Patienten mit leichten bis mittelschweren depressiven Episoden. Laut Aussage des Anbieters wird die Anwendung bereits seit über zehn Jahren eingesetzt.

Das 12-wöchige Online-Programm basiert auf der kognitiven Verhaltenstherapie und kombiniert Texte, Video- und Audio-Dateien sowie interaktive Übungen. In diesen sollen die Nutzer Impulse zur Problembewältigung erhalten und lernen negative Gedanken zu stoppen sowie verstärkt auf die positiven Aspekte des Lebens zu achten.

Die Fortschritte werden laufend in einem Programmüberblick abgebildet. Einmal pro Woche können Fragen per Nachricht an ein Psychologenteam gestellt werden. Für akute Notfälle steht zudem rund um die Uhr eine Krisenhotline bereit. Weitere Informationen finden Sie hier



Nadine Sprecher, Apothekerin, Redakteurin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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