Ökotest

Körperlotionen mit Harnstoff: Welche ist die beste?

Stuttgart - 09.12.2021, 09:15 Uhr

Trockene Haut im Winter: Ökotest hat Hanstoff-haltige Körperlotionen gecheckt. Warum schneiden Eucerin und La Roche-Posay so schlecht ab? (Foto: puhhha / AdobeStock)

Trockene Haut im Winter: Ökotest hat Hanstoff-haltige Körperlotionen gecheckt. Warum schneiden Eucerin und La Roche-Posay so schlecht ab? (Foto: puhhha / AdobeStock)


Eucerin und La Roche-Posay landen auf letzten Plätzen bei Harnstoff-haltigen Körperlotionen. Was stört Ökotest an den auch in Apotheken erhältlichen Körpercremes bei trockener Haut?

Bei trockener Haut sind Harnstoff-haltige Lotionen ein guter Tipp, zumindest meist: Harnstoff (Urea) vermag vor allem in der oberen Hautschicht Feuchtigkeit zu binden und kann so Spannen, Jucken und Schuppen der Haut lindern. Vorsicht ist jedoch bei offenen Hautstellen geboten: Hier brennt Harnstoff.

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Wie gut sind im Handel befindliche Urea-haltige Körperlotionen? Halten sie, was sie versprechen – zum Beispiel beim deklarierten Harnstoffgehalt? Wie sieht es mit unerwünschten Stoffen wie PEG/PEG-Derivate, aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) und kritischen Duftstoffen aus? Ökotest fühlte 20 Körperlotionen auf den Zahn, sie enthalten zwischen 5 und 15 Prozent Harnstoff. Bei geringen Harnstoffkonzentrationen (3 bis 5 Prozent) profitiert die Haut von der Feuchtigkeitsbindung, ab 10 Prozent löst Harnstoff hingegen Hautschüppchen und wirkt keratolytisch. Und trotz dieser unterschiedlichen Wirkung: Nicht immer finden die Hersteller es wichtig, die Verbraucher über die enthaltene Harnstoffmenge zu informieren.

Gut muss nicht teuer sein

Über die Hälfte der geprüften Lotionen beurteilt Ökotest mit Bestnote, darunter viele der Eigenmarken von Discountern, unter anderem dm (Balea med 15% Urea), Rossmann (Isana med Körpermilch 10% Urea) oder die Körperlotion von Müller (Aveo Med Urea 15%). Mit dabei sind auch Markenprodukte wie Salt House Körperlotion von Murnauer oder 10% Urea Lotion von Bioturm – mit 16,95 Euro die teuerste der sehr guten Körperlotionen. Bei allen elf Top-Lotionen gibt es nichts zu meckern: keine bedenklichen Inhaltsstoffe und „sehr gut“ für alle enthaltenen Bestandteile. Beim Rezyklatanteil – also recyceltem Plastik, das die Hersteller für ihre Verpackungen nutzen – können sich Ökotest zufolge die meisten jedoch noch entwickeln: Von den sehr guten Körperlotionen stellt nur Aldi (Ombia Med Intensiv Körperlotion 10% Urea) seine Plastikflasche zu 95 Prozent aus recyceltem Kunststoff her. Für besonders empfindliche Haut empfiehlt Ökotest die parfümfreien Produkte von Aldi, Bioturm und Rossmann unter den besten Körperlotionen.

Bitte ohne synthetische Polymere

Mit Note „gut“ schneiden immerhin noch fünf Körperlotionen ab, darunter auch Eubos (Dr. Hobein) aus der Apotheke. Alle fünf Lotionen bewertet Ökotest bei den Inhaltstoffen zwar noch mit „sehr gut“, doch schmälern weitere Mängel die Note der Produkte, sodass es am Schluss nur für die Zweitplatzierung reicht: Die CD Pflegelotion Sanddorn + Urea von Lornamead sowie Ream Med Bodylotion (Pharmamedico) enthalten synthetische Polymere – also Kunststoffe, die die Umwelt belasten. Lornamead bekräftigt jedoch, seit September auf diese zu verzichten. Wenig gut findet Ökotest auch, wenn Hersteller ihre Plastikflaschen in einen überflüssigen Karton verpacken, denn das akzeptiert das Verbrauchermagazin lediglich bei Flaschen aus Glas. Somit kassieren Eubos Urea Intensive Care 10% Urea Körperlotion wie auch das Produkt von Kneipp und Sebamed Lotion Urea akut 10% hier Abzug. Bei Kneipp fand Ökotest zudem die beiden Duftstoffe Geraniol und Citronellol, Herstellerangaben zufolge sollen die parfümierten Lotionen jedoch mittlerweile auf nicht deklarationspflichtige Duftstoffe umgestellt worden sein.

Warum schneiden La Roche-Posay und Eucerin so schlecht ab?

Bleiben vier Lotionen, die laut der Bewertung von Ökotest nicht überzeugen: Die Bodylotion von Garnier (mangelhaft), Eucerin Urea Repair Original 10% Urea Lotion (Beiersdorf), La Roche-Posay Lipikar Lait Urea 5+ Lotion (La Roche-Posay) und Mixa Urea von L’Oréal. Letztere drei erhalten mit „ungenügend“ die schlechtmöglichste Bewertung. Warum? Alle vier Produkte enthalten Polyethylenglykole (PEG) oder PEG-Derivate: Sie wirken als Penetrationsförderer für Inhaltsstoffe, allerdings machen sie die Haut auch für unerwünschte Stoffe durchlässiger – wie aus Erdöl hergestellte Paraffine (Garnier, Eucerin, L’Oréal), halogenorganische Verbindungen (La Roche-Posay), aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (L’Oréal) und Silikone (Garnier, La Roche-Posay, L’Oréal). Paraffine können laut Ökotest Verunreinigungen aus Erdöl mit sich bringen, bei MOAH bestehe der Verdacht, dass sie teilweise krebserregend seien.

Nur Eucerin erklärt den Emulsionstyp

Punkten kann Eucerin jedoch zumindest bei einem Kriterium: Als einziger Hersteller gibt Beiersdorf an, um welche Art der Lotion es sich bei Eucerin Urea Repair handelt, und zwar eine W/O-Emulsion, die den Harnstoff in tiefere Hautschichten vordringen lässt. Bei wasserbetonten Emulsionstypen, die Wasser in der äußeren Phase haben (O/W), zieht der Harnstoff dafür besonders schnell ein.

Beim Harnstoffgehalt ist alles paletti – meist

Bei den meisten Körperlotionen halten sich die Hersteller bei der Produktion an die Rezeptur, und die enthaltenen Harnstoffmengen entsprechen den ausgelobten Konzentrationen. Das sieht Ökotest dann als erfüllt an, wenn die gemessene von der deklarierten Menge um maximal 15 Prozent abweicht. Doch auch hier finden sich schwarze Schafe, ausgerechnet auch bei der in Apotheken erhältlichen Körperlotion La Roche-Posay Lipikar Lait Urea 5+ Lotion – Ökotest fand statt der deklarierten 5 Prozent nur 4,1 Prozent Harnstoff. Wenig besser handhabt es Murnauer, der Hersteller verzichtet ganz auf die Angabe der enthaltenen Harnstoffmenge. Ökotest ermittelte im Labor sodann eine Konzentration von 4,5 Prozent.

Dieses Mal keine Naturkosmetik – warum?

Naturkosmetikliebhaber gehen bei der aktuellen Testserie von Ökotest leer aus: Ökotest prüfte dieses Mal kein einziges naturkosmetisches Produkt – und das aus gutem Grund. „In zertifizierter Naturkosmetik ist synthetisch hergestelltes Urea übrigens nicht erlaubt“, erklären die Autoren des Verbrauchermagazins. Und mittlerweile stammt der in Lotionen verarbeitete Harnstoff eben nicht mehr aus Pferdeurin, sondern wird glücklicherweise synthetisch gewonnen.

Die vollständige Bewertung der einzelnen Körperlotionen und die ausführliche Begründung dazu finden Sie bei Ökotest.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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