Eine Kolumne von #DerApotheker

Lasst euch impfen!

23.11.2021, 07:00 Uhr

Wenn es um die Impfpflicht geht, wird es kontrovers. #DerApotheker ist klar für eine Impfpflicht. (x / Foto: IMAGO / aal.photo)

Wenn es um die Impfpflicht geht, wird es kontrovers. #DerApotheker ist klar für eine Impfpflicht. (x / Foto: IMAGO / aal.photo)


Beim Impfen gibt es „Glücksgefühle gratis“, meint #DerApotheker. In seiner Kolumne plädiert er dafür, schnellstmöglich eine Impfpflicht in den Gesundheitsberufen einzuführen. Noch besser wäre eine allgemeine Impfpflicht, doch darauf könnten wir noch lange warten – „bis sich unsere Politiker mal dafür entscheiden, das Richtige zu tun“. Besonders kritisch steht #DerApotheker Kolleg:innen gegenüber, die sich nicht impfen lassen oder die Masken nicht (richtig) tragen.

„Wir wollen möglichst alle Kinder vor einer Masernansteckung bewahren. Denn Masern sind in höchstem Maße ansteckend und können einen sehr bösen, teils tödlichen Verlauf nehmen. Deshalb führen wir einen verpflichtenden Impfschutz gegen Masern in der Kita, Schule und bei der Kindertagespflege ein. Auch wer dort arbeitet, muss sich impfen lassen. Und wir ermöglichen es dem Öffentlichen Gesundheitsdienst, wieder mehr freiwillige Reihenimpfungen in Schulen anzubieten. So wollen wir auch weitere Infektionskrankheiten bekämpfen — wie Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten.“ Wenn ich dieses Zitat von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn aus dem Juli 2019 lese, frage ich mich unweigerlich: Was ist mit dem verpflichtenden Impfschutz gegen das Corona-Virus? Dieses Virus ist ebenfalls „in höchstem Maße ansteckend“ und könnte „einen sehr bösen, teils tödlichen Verlauf nehmen“.

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Ja, bei Kindern ist der Verlauf häufig mild oder ganz ohne Symptome. Aber abgesehen davon, dass sie das Virus dann trotzdem mit nach Hause bringen und so möglicherweise ihre Eltern und Geschwister infizieren, die dann wiederum weitere anstecken könnten, wissen wir, dass auch für Kinder die Gefahr besteht, Long-COVID zu entwickeln. Da die Kinder jedoch noch nicht durch eine Impfung geschützt werden können, müssen die Erwachsenen sie so gut wie möglich schützen, d.h. sich an die notwendigen Regeln halten und vor allem: Sich impfen lassen! Doch leider sind weder alle Eltern noch die Erzieher:innen geimpft, wodurch das Risiko für eine Coronainfektion auch für die Kinder steigt.

Das Gleiche gilt auch für die Schulen. Allerdings können Kinder ab fünf Jahren bald geimpft werden. Zumindest dann, wenn die Vernunft der Eltern groß genug ist. Doch je länger diese Pandemie andauert, desto mehr wird klar, dass Vernunft nicht jedermanns Sache ist. Wenn ich zum Beispiel an den Karneval denke, wird mir ganz anders. Dieses Jahr mehr, als die Jahre zuvor.

Jetzt, wo die Zahlen „überraschenderweise“ ansteigen, scheint auch die Anzahl der Menschen zuzunehmen, die ihre Masken nicht korrekt tragen oder sich weigern, überhaupt eine aufzusetzen. Ich bin mir sicher, dass diesen Menschen auch nicht bewusst ist, dass es mittlerweile eins vor zwölf ist. Und sind wir ehrlich, die Menschen, die weder Masken tragen, noch sich an die Corona-Regeln halten, sind mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit auch diejenigen, die die Wissenschaft leugnen und sich sowieso nicht impfen lassen wollen.

Um irgendwie heil aus dieser Sache zu kommen, müssen aber auch diese Impfgegner geimpft werden. Man kann sie ja schlecht wegsperren. Höchstens aussperren. Aber das funktioniert auch nicht effektiv genug. Was das ganze Problem jedoch noch schlimmer macht, sind Impfgegner, die in Gesundheitsberufen arbeiten. Man denke an die alten Menschen, die in Pflegeheimen sterben mussten, weil sich die Pflegekräfte nicht haben impfen lassen. Das ist eine Katastrophe, die wahrscheinlich recht einfach hätte vermieden werden können.

 „Alternativ“ angehauchte Kolleginnen und Kollegen 

Auch wir in den Apotheken haben ständig Kontakt mit vulnerablen Gruppen. Und wie ich vor einer Weile schon geschrieben habe, scheinen auch viele Apothekenmitarbeiter:innen ihre Masken nicht (mehr) korrekt zu tragen. Außerdem sollte uns mittlerweile klar sein, dass unsere Plexiglasscheiben nicht in der Lage sind, (virushaltiges) Aerosol zu stoppen.

Gerade deshalb sollten auch wir in den Apotheken verpflichtet werden, uns gegen Corona impfen zu lassen. Auch, wenn das einen Aufschrei unter den „alternativ“ angehauchten Kolleginnen und Kollegen geben wird. (Obwohl die ihre Impfung ja ganz einfach homöopathisch ausleiten könnten. Zwinkersmiley.)

Man stelle sich vor, ein:e Apothekenmitarbeiter:in würde eine Kundin oder einen Kunden anstecken. Oder die Mitarbeiter:innen würden sich untereinander anstecken und die Apotheke müsste daraufhin schließen und könnte ihrem Versorgungsauftrag nicht mehr nachkommen. Nicht gut. 

Natürlich wäre es schön, wenn wir uns alle freiwillig impfen lassen würden. Neben einem verbesserten Schutz gibt es Glücksgefühle gratis.

Impfen – das sind wir unseren Kundinnen und Kunden schuldig

In letzter Zeit tauchen im Internet vermehrt Fotos von Apotheken auf, die Stimmung gegen die Coronaimpfung machen oder die Maskenpflicht mehr oder weniger ignorieren. Würden die Mitarbeiter:innen dieser Apotheken sich freiwillig impfen lassen? Ich habe da so meine Zweifel. Und wie ich schon einmal geschrieben habe: Wir haben eine Vorbildfunktion! Wir sollten nicht nur die Masken (korrekt) tragen, sondern uns auch impfen lassen! Und wenn freiwillig nicht funktioniert, dann eben verpflichtend. Das sind wir mindestens unseren Kundinnen und Kunden schuldig.

Deshalb sollte schnellstmöglich eine Impfpflicht in den Gesundheitsberufen eingeführt werden. Noch besser wäre natürlich eine allgemeine Impfpflicht, aber bis dahin müssen wohl erst noch viele weitere Menschen sterben, bis sich unsere Politiker mal dafür entscheiden, das Richtige zu tun.

In Liebe, 


#DerApotheker
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Meinen Sie das Ernst?

von Schweizer Apothekerin am 23.11.2021 um 23:09 Uhr

Haben Sie eigentlich die Studien zu den Impstoffen gelesen? Auch die Anhänge? Und die zu Präventionsmassnahmen, frühzeitiger Therapie und Wirksamkeit der Schutzmassnahmen? Ich ja, seit Monaten wälze ich mich durch die Daten und hätte mich gefreut, in Fachzeitschriften kompetente Pro-Contra-Analysen zu finden. Dass Kinder kein Risiko für die Erkrankung haben, aber für Myocarditis, die übrigens in ca. 80% zu KH-Aufenthalt führt, ist Ihnen anscheinend unbekannt. Und Langzeitfolgen sind noch gar nicht bekannt, wieviele Rote-Hand-Briefe brauchen Sie noch? Glauben Sie ernsthaft, dass Masken Aerosole aufhalten? Also mal ganz ehrlich, früher hab ich die DAZ abonniert, zum Glück schon vor Jahren abbestellt, das Niveau sinkt immer mehr, der Kommentar kann doch nicht Ihr Ernst sein!!! Leider merke ich, dass auch dort, wo man theoretisch eine fachliche Diskussion erwarten sollte, nur Propaganda kommt. Und dann wundern Sie sich, wenn die Leute die Apotheker nicht ernst nehmen, einfach nur peinlich!!!

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Lasst euch impfen - ohne Pflicht!

von Andreas P. Schenkel am 23.11.2021 um 18:35 Uhr

Ich bin ein Befürworter von Impfungen, weitestgehend. Ich stimme mit der STIKO hinsichtlich deren Impfempfehlungen überein. Eine Impfung ist nach meinem naturwissenschaftlichen Verständnis eine besonders gute und bewährte Medizin, da sie recht selten unerwünschte Wirkungen aufzeigt und die meisten Geimpften vor Erkrankung oder sehr schweren Erkrankungsverläufen schützt. Und vor allem: Vorbeugend krankheitsverhütend bzw. morbiditätsmindernd!

Was eine Impfpflicht angeht: Es gibt derzeit in der rechtlichen Diskussion zwei Hauptabgrenzungen.
Eine ist die Ausrottbarkeit: Pocken wurden ausgerottet, die Masern sollen ausgerottet werden. Eine Impfpflicht hiergegen lässt sich deshalb grundsätzlich verfassungskonform gestalten, falls einige andere Voraussetzungen (Letalität, Impfstoffverträglichkeit, Kontagiosität etc.) ebenfalls erfüllt sind.

Die andere Abgrenzung ist die Letalität. SARS-CoV-2 mit der Infektiosität der Delta-Variante und zugleich der Letalität des Ebola-Virus wäre sicherlich eine gute Rechtfertigung für eine Impfpflicht.

Eine erhebliche Zunahme der Letalität ist bei SARS-CoV-2 nicht feststellbar. Es werden nur mehr Menschen zur gleichen Zeit infiziert, und ein recht konstanter Anteil all derer muss in das Krankenhaus, von jenen wiederum ein recht konstanter Anteil auf die Intensivstation (Prof. Wieler hat ja schon vorausgerechnet!)

Ausrottbar ist SARS-CoV-2 nicht, nicht nur wegen der Fledermäuse, auch unsere Haustiere sind (meist asymptomatische) Träger.

Wegen nicht durchführbarer Ausrottbarkeit und derzeit nicht zu hoher Letalität (aus statistischer Sicht, bitte nicht falschverstehen!) ist eine Impfpflicht aus verfassungsrechtlicher Sicht für SARS-CoV-2 eher schwierig darstellbar.

Ich finde die Entscheidung von Jenen, die sich nicht impfen lassen wollen, obwohl sie keine Kontraindikationen haben, sehr mutig, ja waghalsig. Impfgegner oder Impfzauderer wiederum werden meine, unsere Einscheidung für die Impfung als waghalsig ansehen.

Statt sich zu verkämpfen, um einen Impf-Zwang auszuüben, sollten wir die Mehrheit der Impfzauderer überzeugen, dass die Impfungen eine Chance sind, dass das Immunsystem nicht unvorbereitet auf SARS-CoV-2 trifft. Impfzauderer sind sicherlich die überwältigende Mehrheit der Ungeimpften, die hartnäckigen Impfgegner sind, vermute ich, eher zahlenmäßig sehr klein (wenngleich sehr lautstark). Womöglich überzeugen ja doch noch die Infiziertenzahlen und weitere unschöne Statistiken demnächst zumindest die Impfzauderer und -haderer. Die wenigen Impfgegner sind nicht mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen adressierbar, aber wenn die vielen Impfzauderer mehrheitlich geimpft wären, schwömmen die Impfgegner wohlig in der Herdenimmunität von uns Impfschafen mit ;-)

Die Frage ist mittlerweile nur noch: Wer soll euch immunisieren? Zwei Antwortmöglichkeiten gibt es:
1) Der Arzt mit Impfstoffspritze, diese enthaltend winziger Virus-Genom-Anteil (Spike-Protein-Bauplan), fast harmlos und nicht infektionsfähig oder aber
2) das Virus höchstselbst in voller pathologischer und kontagiöser Pracht, mit dem Gesamtgenom, also gratis dazu allen Schadwirkungen.

Allerhöchstwahrscheinlich entkommt bald kaum noch jemand diesem Virus. Außer man zieht in eine Höhle! Aber dort hinein flattert dann die Fledermaus.

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Lasst euch impfen - da fangen wir doch mit den am wenigsten erforschten Impfstoffen an

von Die Apothekerin am 23.11.2021 um 14:00 Uhr

Ich hoffe, dass Ihnen der Unterschied zwischen der Masernimpfung und diversen COVID-19-Virus-Impfstoffen bekannt ist. Hinzu kommt die Variabilität des COVID-19-Virus, die dem Masernvirus fremd ist. Impfpflicht mit welchem Impfstoff zu welcher Zeit mit wieviel Auffrischungsimpfungen schwebt Ihnen denn vor? Jetzt wird für Schwangere und Menschen bis zu 30 Jahren Lebensalter Comirnaty empfohlen. Vorher wurde das Risiko von Myokarditiden klein geredet. Ich verstehe die Menschen, die die Nutzen-Risiko-Einschätzung für sich persönlich nicht positiv beurteilen und erwarte auch von keinem, sich zu meiner Sicherheit zu impfen. Da halte ich doch lieber selber Abstand.

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