Was ist drin?

Chemische Peelings – Säuren, die unter die Haut gehen

Stuttgart - 27.10.2021, 07:00 Uhr

Ziel säurehaltiger Peelings ist es, die Zellerneuerung und Kollagensynthese zu aktivieren. Sie verfeinern zudem das Hautbild und verbessern den Zustand von unreiner Haut und Aknehaut. (c / Foto: Yuliya Loginova / AdobeStock)

Ziel säurehaltiger Peelings ist es, die Zellerneuerung und Kollagensynthese zu aktivieren. Sie verfeinern zudem das Hautbild und verbessern den Zustand von unreiner Haut und Aknehaut. (c / Foto: Yuliya Loginova / AdobeStock)


Die DAZ wirft in der Serie „Was ist drin?“ einen Blick auf die drei häufigsten Peeling-Methoden und deren Inhaltsstoffe. Im ersten Teil haben wir die mechanischen Peelings näher beleuchtet, im zweiten Teil geht es jetzt um chemische Peelings.

Erfolgt eine Behandlung der Haut mit bestimmten Säuren, häufig Fruchtsäuren, handelt es sich um ein chemisches Peeling. Säuren funktionieren, indem sie Proteine in der Haut denaturieren und Verklebungen zwischen den Hornzellen lösen, was eine Abschälung der Epidermis bewirkt, teilweise auch der Dermis. Sichtbar ist dies typischerweise bei der Verwendung von Trichloressigsäure als weißliche Schicht auf der Haut. Auch bekannt als sogenannter „Frosting-Effekt“.

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Ziel säurehaltiger Peelings ist es, die Zellerneuerung und Kollagensynthese zu aktivieren. Sie verfeinern zudem das Hautbild und verbessern den Zustand von unreiner Haut und Aknehaut. Tiefer gehende Anwendungen haben das Potenzial, Fältchen oder Aknenarben zu reduzieren und Pigmentierungsstörungen zu mindern. Sehr oberflächliche (abgestorbene Schicht des Stratum corneum) und oberflächliche Peelings (Epidermis, bis zum Stratum basale) werden vergleichsweise häufig eingesetzt. Mitteltiefe Peelings betreffen die Epidermis und Teile des Stratum papillare der Dermis, tiefe Varianten gelangen bis in die retikuläre Dermis (Stratum reticularis). Diese werden seltener angewendet, da in vielen Fällen alternative Verfahren, etwa Lasertechnik, mit einem günstigeren Nutzen/Risiko-Profil verfügbar sind.[1]

Häufig verwendete Säuren

Für chemische Peelings wird häufig Glykolsäure eingesetzt. Eine alpha-Hydroxysäure (2-Hydroxyethansäure), kurz AHA. Die Substanz ist naturgemäß in Zuckerrohr enthalten und gehört zu den Fruchtsäuren. In 8- bis15-prozentiger Konzentration bewirkt sie eine sehr oberflächliche Exfoliation. Zudem sind Fruchtsäuren gute Feuchtigkeitsbinder.[2] Fachkräfte verwenden für ein sehr oberflächliches Peeling eine 20- bis 50-prozentige Glykolsäure (Einwirkzeit 1-2 Minuten). Als kleines Molekül erreicht die Substanz jedoch auch tiefere Schichten: in 50-bis 70-prozentiger Konzentration für oberflächliche bis mitteltiefe Behandlungen. Abschließend erfolgt eine Neutralisation mit Natriumbicarbonat-Lösung. Die Wirksamkeit von Glykolsäure ist vielfach wissenschaftlich belegt. Auch eine gesteigerte Kollagenbildung zeigte sich, in vivo und in vitro.[1] Weitere AHA sind Milchsäure, Weinsäure, Apfel- und Zitronensäure.[3] 

Die natürlich in Weidenblättern vorkommende lipophile Salicylsäure ist eine Beta-Hydroxysäure (BHA) – eine Salicylsäure mit einer lipophilen Kette. Im Gegensatz zu den AHAs wirkt sie zusätzlich anti-inflammatorisch und lindert entzündliche Hautreaktionen. Die lipophile Eigenschaft ermöglicht ein gutes Eindringen in die Follikel, was sich vorteilhaft bei Akne auswirkt. Ebenso reduziert sie mögliche Demodex-Vorkommen (Haarbalgmilben) auf der Haut, die etwa bei Akne, Rosazea oder Seborrhoischem Ekzem auftreten können. 

Eine weitere häufig verwendete Substanz ist die Lipohydroxysäure (LHA), ebenfalls eine Beta-Hydroxysäure, die gut verträglich ist. Fachkräfte verwenden eine 5- oder 10-prozentige Zubereitung für ein Peeling bis in die Epidermis, welches Pigmentstörungen und Fältchen reduziert.[1]

Wann man vorsichtig sein sollte

Bei gleichzeitiger oraler Aknetherapie (Isotretinoin) sollte kein chemisches Peeling erfolgen. Couperose- bzw. Rosazea-Patienten reagieren verstärkt mit Rötungen und Hautreizungen.[4]  Dennoch zeigen Beobachtungen, dass milde Fruchtsäureanwendungen langfristig das Bindegewebe stärken und dadurch Rötungen dauerhaft mindern.[5] Über den Einsatz entscheidet der Hautarzt im Einzelfall.

Wer noch mehr über Peelings wissen möchte, wird im letzten und dritten Teil dieser Serie übrigens auch eine tabellarische Übersicht mit Produktbeispielen finden. 

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[1] Professor Dr. med. Martina Kerscher, unter Mitarbeit von Dr. Stefanie Williams, mit einem Beitrag Prof. Dr. med. Ralph M. Trüeb: Dermatokosmetik, Steinkopff Verlag 2004, 2009, zweite bearbeitete und erweiterte Auflage, ISBN 978-3-7985-1546-8 

[2] S2k Leitlinie zur Behandlung der Akne, AWMF-Register Nr. 013/017 korrigierte Fassung: 10/2011, die Leitlinie wird zurzeit überprüft 

[3] Sabine Ellsässer: Körperpflegekunde und Kosmetik, Springer-Verlag GmbH Deutschland 2000, 2008, 2020, 3. vollständig aktualisierte Auflage,  ISBN 978-3-662-59999-0 

[4] www.eucerin.at/ueber-haut, Abruf 11.07.2021 

[5]  www.dermasence.de, Abruf 08.08.2021


Tatjana Ortinau, Apothekerin
redaktion@daz.online


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