Was ist drin?

Mechanische Peelings – Mikroplastik muss nicht sein

Stuttgart - 15.09.2021, 17:50 Uhr

Prinzipiell eignet sich für ein mechanisches Peeling auch gewöhnlicher Kaffeesatz. (x / Foto: Wayhome Studio / AdobeStock)

Prinzipiell eignet sich für ein mechanisches Peeling auch gewöhnlicher Kaffeesatz. (x / Foto: Wayhome Studio / AdobeStock)


Als Schönheitsmittel haben Peelings in der Menschheitsgeschichte eine lange Tradition. Die reinigende Wirkung der Abreibungen und der anschließend strahlende Teint werden seit jeher geschätzt. Die DAZ wirft in der Serie „Was ist drin?“ einen Blick auf die drei häufigsten Peeling-Methoden und deren Inhaltsstoffe. Im ersten Teil geht es um mechanische Peelings.

Die Hornschicht bildet die äußerste Barriere der Haut. Sie ist je nach Körperstelle 0,01 mm bis 5 mm dick und besteht aus toten, keratinhaltigen Hornzellen (Korneozyten) und Zellresten. Gemeinsam bilden sie eine schuppenartige Schicht, die durch angelagerte Lipide (Ceramide, freie Fettsäuren, Cholesterol und dessen Derivate) fest zusammengehalten wird. Die landläufig wohl bekannteste Peeling- bzw. Schälmethode entfernt die abgestorbenen Hornschüppchen auf der Hautoberfläche mechanisch durch Reibekörper (Abrasion).[1]

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Das Abreiben mit Peelingkörpern fördert die Hauterneuerung und steigert die Durchblutung der Haut. Pflegestoffe können die verdünnte Hornschicht leichter durchdringen. Zudem werden Verhornungen abgelöst und verstopfte Follikel geöffnet. Insbesondere zu Unreinheiten neigende Haut profitiert davon. Eine bis zwei Anwendungen pro Woche reichen für sichtbare Ergebnisse aus. 

Häufigere Anwendungen schaden eher, da sie die Regenerationsfähigkeit der Haut überfordern können, Reizungen folgen. Dass Peelings bei verletzter, gereizter und erkrankter Haut tabu sind, ist aufgrund des Scheuer-Effekts nachvollziehbar. Bei entzündlicher Aknehaut ist ein mechanisches Peeling nicht die erste Wahl, da Hautunebenheiten wie Pickel und Pusteln aufreißen können – ein zusätzlicher Trigger für die strapazierte Haut. Auch für Rosazea- und Couperose-Patienten sind sie wegen der durchblutungsfördernden Wirkung nicht optimal.

Das ist drin: Reibe- und Schleifkörper

Geeignete Stoffpartikel müssen in der Trägersubstanz unlöslich sein, eine feste Konsistenz aufweisen und sollten keine scharfkantige Oberfläche haben, damit sie die Haut nicht zerkratzen. Infrage kommen beispielsweise Partikel aus:[1] 

  • Aluminiumsilikat,
  • Aluminiumoxid[2/4],
  • Kaolin,
  • Kieselgur,
  • Polyethylengranulat (obsolet),
  • Mandelkleie oder
  • pulverisierten Aprikosenkernen.

Prinzipiell eignet sich auch gewöhnlicher Kaffeesatz. Die Peelingkörper liegen entweder in Pulver-/Granulatform vor oder suspendiert in einer Gel- oder Cremegrundlage – einer O/W-Emulsion, damit sie leicht abwaschbar ist. Dann kann es losgehen: Das Produkt mit etwas Wasser als Trägerstoff mischen, dann auf Gesicht oder Körper verteilen und in kreisförmigen Bewegungen zügig verreiben, den Augenbereich aussparen. Je weniger Wasser verwendet wird, desto intensiver ist die Abrasion. Eine traditionelle Version des mechanischen Peelings ist übrigens die Körpermassage mit einem Ziegenhaarhandschuh, wie er im türkischen Hamam eingesetzt wird.[2]

Mikroplastik erkennen und reduzieren

Per Definition handelt es sich bei Mikroplastik um „synthetische Polymere in Partikelform, die eine Größe zwischen einem Nanometer und 5 Millimetern haben“. Kosmetikhersteller haben sich darauf verständigt, bis 2020 freiwillig auf die Verwendung von Mikroplastik in kosmetischen Produkten, die abgespült werden, zu verzichten. Hierzu gehören neben Peelings auch weitere Hautreinigungsprodukte – sogenannte Rinse-off-Produkte. Die Hersteller folgen damit einer Empfehlung des europäischen Dachverbands der Kosmetikindustrie Cosmetics Europe (CE). Ab 2028 empfiehlt die europäische Chemikalienagentur ECHA eine Beschränkung solcher festen Kunststoffpartikel auch bei  Leave-on-Produkten – Mittel, die auf Haut oder Haaren zurückbleiben. Natürliche Polymere, wie etwa Cellulose, sind von der Einschränkung ausgenommen, da sie biologisch abbaubar sind.[3] In der Deklarationen finden sich Mikroplastikzusätze zum Beispiel unter den INCI-Bezeichnungen: 

  • Acrylates Copolymer,
  • Acrylates Crosspolymer,
  • Nylon-12,
  • Nylon-6,
  • Polyethylen,
  • Polypropylen,
  • Polyethylenglycol,
  • Polystyren oder
  • Polyurethan.[1]

Wer noch mehr über Peelings wissen möchte, wird im dritten und letzten Teil dieser Serie übrigens auch eine tabellarische Übersicht mit Produktbeispielen finden. 

[1] Sabine Ellsässer: Körperpflegekunde und Kosmetik, Springer-Verlag GmbH Deutschland 2000, 2008, 2020, 3. vollständig aktualisierte Auflage, ISBN 978-3-662-59999-0 

[2] Wikipedia-Eintrag „Peeling“, Abruf 26.06.2021

[3] www.ikw.org, Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V., Abruf 22.06.2021 

[4] Klaus Karl Degitz, Hanns-Jürgen Krauß: Pathogenese, Klinik und Pharmakotherapie der Akne (= Schriftenreihe der Bayerischen Landesapothekerkammer. H. 69). GOVI-Verlag, Eschborn 2004, ISBN 3-7741-1021-2, S. 59: 2.3 Abrasiva


Tatjana Ortinau, Apothekerin
redaktion@daz.online


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