Apobank-Umfrage

Wie nachhaltig sind Deutschlands Apotheken und Praxen?

Berlin - 06.10.2021, 07:00 Uhr

Wie gut sind die Apotheken hierzulande aufgestellt, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht? (c / Foto: IMAGO / Ralph Peters) 

Wie gut sind die Apotheken hierzulande aufgestellt, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht? (c / Foto: IMAGO / Ralph Peters) 


Eine gesunde Umwelt ist Grundvoraussetzung für die Gesundheit – doch wie nachhaltig ist das Gesundheitssystem selbst? Das wollte die Apobank wissen und befragte 500 selbständige Apotheker:innen, Ärztinnen und Ärzte sowie Zahnmediziner:innen zu dem Thema.

In Deutschland kümmern sich laut einer Pressemitteilung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) vom gestrigen Dienstag mehr als 100.000 Arztpraxen, rund 50.000 niedergelassene Zahnärztinnen und -ärzte sowie knapp 19.000 öffentliche Apotheken um die ambulante Versorgung. In einer Umfrage wollte die Apobank wissen, wie es um die Nachhaltigkeit in deutschen Praxen und Apotheken bestellt ist, welchen Stellenwert das Thema für die Niedergelassenen hat und welche Hindernisse es gibt. Insgesamt nahmen 500 Heilberufler:innen teil. Sie wurden in Zusammenarbeit mit DocCheck Research im Juli/August 2021 online befragt.

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Die Studie zeige, dass Nachhaltigkeit in deutschen Praxen und Apotheken durchaus ein aktuelles Thema ist, heißt es in der Mitteilung: Für 61 Prozent der Befragten hat sie den Umfrageergebnissen zufolge einen hohen Stellenwert, für 28 Prozent sogar eine sehr hohe Relevanz. Auf einer Skala von 1 (nicht nachhaltig) bis 10 (sehr nachhaltig) bewerten die Heilberufler:innen ihre Praxen und Apotheken durchschnittlich mit 6,2. Die größten Treiber für mehr Nachhaltigkeit sind dabei die eigene Überzeugung oder die soziale Verantwortung gegenüber der nachfolgenden Generation.

Drei Säulen der Nachhaltigkeit

„Um sich dem vielschichtigen Thema zu nähern, haben wir uns in der Ausgestaltung unserer Studie an dem geläufigen ESG-Modell orientiert, das auf den drei Säulen ‚Environmental‘, ‚Social‘ und ‚Governance‘ basiert“, erklärt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der Apobank. „Entsprechend geht es nicht nur um den sorgsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen, sondern auch um ökonomische und soziale Kriterien der Nachhaltigkeit.“

Fast alle abgefragten ökologischen Maßnahmen werden von mindestens der Hälfte der Niedergelassenen bereits berücksichtigt – allem voran das Entsorgungsmanagement, wie beispielsweise Mülltrennung, Recycling oder die Nutzung von Mehrwegprodukten. Dicht gefolgt von einem ressourcenschonenden Energieverbrauch, sei es durch Ökostrom oder energieeffiziente Geräte und der Digitalisierung im Sinne einer papierlosen Praxis bzw. Apotheke. Nach der eigenen Motivation befragt, nennt die Mehrheit neben intrinsischen Faktoren wie persönliche Überzeugung und soziale Verantwortung auch die Senkung der Betriebskosten.

Was bremst die Nachhaltigkeit aus?

Auf der anderen Seite gehören ein Mangel an nachhaltigen Alternativen sowie ein hoher Zeit- und Kostenaufwand zu den Kriterien, die eine nachhaltige Entwicklung eher ausbremsen. „Die Wirtschaftlichkeit der eigenen Praxis oder Apotheke müssen die Niedergelassenen stets im Auge behalten. Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit sind davon selbstverständlich nicht ausgenommen“, kommentiert Zehnich.

Die Heilberufsgruppen im Vergleich

Mit 90 Prozent sind sich fast alle darüber einig, dass Maßnahmen, die einen positiven Effekt auf Umwelt und Klima haben, gleichzeitig die Gesundheit verbessern und die Lebensqualität steigern. Um eine nachhaltigere Gesundheitsversorgung voranzutreiben, sehen 88 Prozent die Politik in der Verantwortung. 75 Prozent fühlen sich jedoch auch selbst dafür zuständig, Patientinnen und Patienten beziehungsweise Kundinnen und Kunden zu einer nachhaltigen Lebensführung zu animieren.

Apotheker:innen vermissen Unterstützung

27 Prozent der Apotheker:innen finden das Thema Nachhaltigkeit persönlich sehr wichtig, aber nur 19 Prozent bezeichnen ihre Apotheke als nachhaltig. Ihnen fehlt es in erster Linie an alternativen Lösungen, doch auch hohe Kosten und wenig Unterstützung von öffentlicher Seite sind Herausforderungen auf dem Weg in die grüne Apotheke. Im Vergleich mit anderen Heilberufsgruppen legen Apotheker:innen besonders viel Wert auf Entsorgungsmanagement, und sie gewichten stärker Mobilitätsaspekte, wie Fahrgemeinschaften und Bezuschussungen bei Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel.

Bei Hausärztinnen und -ärzten hat Nachhaltigkeit die höchste Relevanz: Mehr als ein Drittel der Befragten gibt an, dass das Thema im persönlichen Umfeld einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. Jede:r Dritte sieht die eigene Praxis als sehr nachhaltig aufgestellt – der höchste Wert im Berufsgruppenvergleich. Ein möglicher Grund: Hausärztinnen und -ärzte sind die Berufsgruppe, die in ihrem eigenen Tätigkeitsbereich eine deutliche Zunahme der gesundheitlichen Auswirkungen durch Umweltverschmutzung wahrnimmt (60 Prozent). Entsprechend fühlen sich 84 Prozent selbst dafür zuständig, zu einer nachhaltigen Lebensführung zu animieren.

Fachärzte setzen auf Digitalisierung

28 Prozent der Fachärztinnen und -ärzte bescheinigen der Nachhaltigkeit einen sehr hohen Stellenwert, und genauso viele schätzen ihre Praxis als nachhaltig ein. Dabei achten sie vor allem auf eine Umstellung der analogen Praxisprozesse zu digitalen Anwendungen (80 Prozent), ein intelligentes Entsorgungsmanagement (78 Prozent) und einen ressourcenschonenden Energieverbrauch (76 Prozent). Ähnlich wie Hausärztinnen und -ärzte messen sie mit 63 Prozent der Digitalisierung im Gesundheitswesen mehr Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung bei als ihre pharmazeutischen oder zahnärztlichen Kolleginnen und Kollegen.

Lediglich 21 Prozent der Zahnärztinnen und -ärzte stufen das Thema Nachhaltigkeit als persönlich sehr relevant ein, dennoch sehen 27 Prozent ihre Praxis nachhaltig aufgestellt. Dabei setzen sie auf Maßnahmen in Sachen Entsorgungsmanagement (87 Prozent), Energieverbrauch (80 Prozent) und Digitalisierung (75 Prozent). Der Mangel an nachhaltigen Alternativen ist vor allem für Fach- und Zahnärztinnen und -ärzte (63 bzw. 62 Prozent) die größte Hürde für mehr Nachhaltigkeit in der Praxis.



Deutsche Apotheker Zeitung
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