Vorsicht in der Schwangerschaft

Silomat ist nicht gleich Silomat

Stuttgart - 20.09.2021, 17:55 Uhr

Bei der Abgabe von Silomat an Schwangere in der Apotheke ist Vorsicht geboten – denn das eine Silomat ist nicht gleich dem anderen Silomat. (s / Foto: nataliaderiabina / AdobeStock)

Bei der Abgabe von Silomat an Schwangere in der Apotheke ist Vorsicht geboten – denn das eine Silomat ist nicht gleich dem anderen Silomat. (s / Foto: nataliaderiabina / AdobeStock)


Eine Schwangere mit einem Silomat-Rezept: Sollten Apotheker hellhörig werden? Auf jeden Fall, denn Silomat ist nicht gleich Silomat, und nicht jedes dieser Silomate eignet sich in der Schwangerschaft.

Am vergangenen Freitag war der Welttag der Patientensicherheit. Es ist natürlich nicht der einzige Tag im Jahr, an dem auf die Sicherheit von Patienten – auch hinsichtlich ihrer Arzneimitteltherapie – geachtet werden soll. Doch bietet er sich an, sich so fest an deren Bedeutung zu erinnern, dass diese Erinnerung für die restlichen 364 Tage des Jahres trägt. Denn viele Dinge zu Wechselwirkungen, Dosierungen und Kontraindikationen von Arzneimitteln wusste man durchaus mal – nur hat man sie im Laufe der Zeit vielleicht auch wieder vergessen.

Mehr zum Thema

Silomat® hat eine eigene Homepage. Die braucht der Reizhustenstiller auch, denn neben Hartkapseln vermarktet Sanofi auch Lutschpastillen mit Honig oder Zitrone sowie Säfte und Tropfen unter dem Label Silomat. Die Krux an der Sache: Die Silomat-Produkte unterscheiden sich nicht nur durch Technologie, sondern Sanofi packt auch unterschiedliche Wirkstoffe in die Silomate – Dextrometorphan, Eibisch mit Honig und Pentoxyverin. Und nicht alle eignen sich für jedes Alter oder für die Schwangerschaft.

Verwechslung von Silomat Pentoxyverin mit Silomat DMP

So berichtet eine Apotheke in der CIRS-Datenbank den Fall einer Schwangeren die mit einer Verordnung über Silomat gegen Reizhusten in die Apotheke kam – allerdings lag wohl eine Verwechslung vor, denn: Pentoxyverin Saft/Tropfen ist in der Schwangerschaft kontraindiziert. Die Gebrauchsinformation zu Silomat gegen Reizhusten Pentoxyverin (Saft, Tropfen) informiert: „Silomat gegen Reizhusten Pentoxyverin Saft darf in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden, weil hierfür keine genügenden Erfahrungen vorliegen.“ Bei versehentlicher Einnahme in der Schwangerschaft seien zwar keine schädigenden Einflüsse auf das Ungeborene zu erwarten, trotzdem sollte die Behandlung sofort abgebrochen werden.

Dextrometorphan kann in der Schwangerschaft eingesetzt werden

Bei Dextrometorphan sieht die Lage besser aus: Embryotox, das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin, stuft den Erfahrungsumfang zu DMP in der Schwangerschaft mit „hoch“ ein. Die Empfehlung der Experten: „Dextromethorphan kann in allen Phasen der Schwangerschaft als Antitussivum eingesetzt werden. Wegen des geringen, aber doch vorhandenen Suchtpotenzials sollte sich die Anwendung auf wenige Tage beschränken.“ Vor allem im ersten Trimenon liegen kleine Studien mit insgesamt etwa 600 dokumentierten Einnahmen in Schwangerschaften vor, die „keinen Hinweis auf Teratogenität“ ergaben. Deutlich weniger Erfahrung gebe es für das zweite und dritte Trimenon, doch liegen laut Embryotox keine Berichte über fetotoxische Effekte vor. Auch listet Embryotox keine besser geeigneten Alternativen.

In der Gebrauchsinformation zu dextromethorphanhaltigen Silomat-Arzneimitteln steht: „Beobachtungen am Menschen haben bislang keinen Hinweis auf fruchtschädigende Eigenschaften von Dextromethorphan erkennen lassen, jedoch reichen die vorliegenden Untersuchungen für eine endgültige Abschätzung der Sicherheit einer Anwendung von Dextromethorphan in der Schwangerschaft nicht aus. Daher darf Dextromethorphan nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abschätzung durch den behandelnden Arzt und nur in Ausnahmefällen angewendet werden.“ Stillzeit-Untersuchungen zu einem Übergang von Dextromethorphan in die Muttermilch liegen nicht vor. Da eine atemhemmende Wirkung auf den Säugling nicht auszuschließen ist, darf Dextromethorphan in der Stillzeit nicht angewendet werden. Nicht-klinische Studien zeigten keinen Effekt von Dextromethorphan auf die Fruchtbarkeit.

Daher ist bei der Abgabe in der Apotheke ist also Vorsicht geboten – denn das eine Silomat ist nicht gleich dem anderen Silomat.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.