Softwarehaus wehrt sich gegen einstweilige Verfügung

Red Medical-TI plus Pharmatechnik-WaWi: Keine Schnittstelle, kein E-Rezept

Stuttgart - 16.08.2021, 17:50 Uhr

Kein Anschluss – zwischen der Warenwirtschaft von Pharmatechnik und der TI-Lösung von Red Medical gibt es keine Schnittstelle. (Foto: Matthias Lehmann / AdobeStock)

Kein Anschluss – zwischen der Warenwirtschaft von Pharmatechnik und der TI-Lösung von Red Medical gibt es keine Schnittstelle. (Foto: Matthias Lehmann / AdobeStock)


Um E-Rezepte beliefern zu können, benötigen Apotheken nicht nur eine Anbindung an die Telematik-Infrastruktur (TI), sondern es bedarf auch einer Schnittstelle zwischen TI und Warenwirtschaft. Bei Apotheken, die Software von Pharmatechnik in Kombination mit der TI-Lösung von Red Medical nutzen, wird es diese wohl nicht geben.

Bei der TI-Lösung von Redmedical steht der Konnektor nicht in der Apotheke, sondern zentral in einem Rechenzentrum. Die Firma selbst nennt das eine „Konnektorenfarm“. Die Vorteile für die Apotheke sollen laut Webseite darin liegen, dass angeblich alle regelmäßigen Wartungen, Updates und sonstigen Sicherungsmaßnahmen durch Administratoren der Firma durchgeführt werden. Steht der eigene Konnektor in der Apotheke, müssten sich die Inhaber:innen selbst um Betrieb, Wartung und Updates der Betriebssoftware kümmern sowie bei Ausfall für Ersatz sorgen, warb die Firma im vergangenen Jahr für ihr Modell. 

Was es bei Red Medical allerdings nicht gab, ist eine Anbindung an die Warenwirtschaft. Die sei nämlich für die meisten Apotheken erst mit dem E-Rezept notwendig, erklärte das Unternehmen vergangenes Jahr in einer Broschüre. Wann das kommt, stehe noch gar nicht fest. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, könne man die Apothekensoftware jederzeit über das System direkt mit der Telematik-Infrastruktur verbinden, versprach Red Medical.

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Nun steht fest, wann das E-Rezept kommt: im Januar 2022. Doch zumindest, was die Software von Pharmatechnik betrifft, wird Red Medical das Versprechen der Anbindung an die Warenwirtschaft wohl nicht halten können. Pharmatechnik hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass man von der Lösung wenig hält und diese auch nicht unterstützt. So hatte Lars Polap aus der Geschäftsführung des Softwarehauses im vergangenen Jahr im DAZ-Interview erklärt: „Der Fremdanbieter hat […] nur eine äußerst eingeschränkte Möglichkeit, Einfluss auf die gesamte EDV-Landschaft in der Apotheke zu nehmen. Außerdem ist es fraglich, ob bei einem solchen Konzept überhaupt eine Anbindung an die Warenwirtschaft gelingt und zu welchen Kosten“, sagte er.

Einstweilige Verfügung ohne Erfolg

Nach Informationen der DAZ hat Red Medical nun vor kurzem versucht, die Anbindung der eigenen Konnektorenlösung an die Warenwirtschaft von Pharmatechnik per einstweiliger Verfügung zu erzwingen. Ohne Erfolg. Dem Vernehmen nach hat sich das Softwarehaus erfolgreich gewehrt, eine Schnittstelle zu den Cloud-Konnektoren von Red Medical schaffen zu müssen. Den betroffenen Apotheken wurde nun offenbar ein Angebot für die hauseigene TI-Lösung gemacht. Ohne Schnittstelle zwischen Warenwirtschaft und TI werden sie nach aktuellem Stand keine E-Rezepte bearbeiten können. Ein Stellungnahme von Red Medical liegt bislang nicht vor.

Inwiefern bei anderen Softwareanbietern dasselbe Problem besteht, ist bislang nicht bekannt. Für „klassische“ Konnektoren, die anderweitig gekauft wurden, funktionieren die Schnittstellen, sofern sie bau- und betriebsgleich zu den von Pharmatechnik angebotenen Modellen (CGM & Secunet) sind – „kümmern“ tut sich das Unternehmen aber wohl nicht darum. Empfohlen wird laut Webseite ausdrücklich, alles aus einer Hand zu beziehen.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Pharmatechnik tut sich keinen Gefallen!

von Anonym am 20.08.2021 um 17:54 Uhr

Mit dieser Einstellung schließt Pharmatechnik Türen für potentielle Neukunden, die bereits einen Konnektor von RED nutzen und einen Softwareanbieter-Wechsel anstreben.

Eine lösungsorientierte Einstellung würde Pharmatechnik attraktiver machen....

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