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Wie die E-Rezept-Testphase läuft …

Münchingen - 26.07.2021, 17:50 Uhr

Ob die EU-Versender den Apotheken die E-Rezepte wegnehmen, hängt, so Apotheker Lamboy, ein großes Stück weit davon ab, wie weit es uns gelingt, die Patientinnen und Patienten davon zu überzeugen, dass die Vor-Ort-Apotheke es besser macht. (Foto: RBB24 | privat)

Ob die EU-Versender den Apotheken die E-Rezepte wegnehmen, hängt, so Apotheker Lamboy, ein großes Stück weit davon ab, wie weit es uns gelingt, die Patientinnen und Patienten davon zu überzeugen, dass die Vor-Ort-Apotheke es besser macht. (Foto: RBB24 | privat)


Alles „kein Hexenwerk“, beschwichtigt Apotheker Konstantin Lamboy in meinem Podcast auf die Frage, wie es denn so läuft in der Testphase mit dem E-Rezept. Lamboy ist einer der ersten Apothekerinnen und Apotheker, die das E-Rezept im Apothekenalltag testen. Seine Kolleginnen und Kollegen, die derzeit noch skeptisch auf die Einführung der digitalen Rezepte schauen, kann er beruhigen: Die technischen Abläufe in der Apotheke funktionieren, die Probleme liegen eher woanders: Hören Sie, welche Erfahrungen Lamboy bisher mit dem E-Rezept gemacht hat.

Seit 1. Juli 2021 laufen in der sogenannten Fokusregion Berlin-Brandenburg die ersten Tests mit E-Rezepten unter Alltagsbedingungen. Apotheker Konstantin Lamboy, Inhaber der Feurig-Apotheke in Berlin-Schöneberg, hat sich gemeldet, um bei den Tests mitzumachen. Ebenfalls dabei ist sein im Haus ansässiger Allgemeinarzt. Geprüft wird derzeit mit fingierten Rezepten, so Lamboy, wie das Handling des E-Rezepts im Alltag von Praxis und Apotheke abläuft. Wenn diese Tests positiv verlaufen, sollen nach und nach immer mehr Apotheken mit unterschiedlichen Warenwirtschaftssystemen einbezogen werden. 

Die Gematik geht davon aus, dass die ersten Testungen im Juli abgeschlossen sein werden und E-Rezepte ab August dann im echten Versorgungsprozess Einzug halten. Für das vierte Quartal wird nach wie vor die bundesweite Einführung avisiert, gefolgt von der verpflichtenden Nutzung des E-Rezepts ab 1. Januar 2022.

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Wie mir Lamboy berichtet, sind bisher zwar noch nicht allzu viele E-Rezepte durch seine Hände gegangen, aber Probleme seien noch nicht aufgetaucht. Allerdings, so räumt er ein, gebe es wohl noch einige Anlaufschwierigkeiten bei der Arzt-Software. „Es könnten ruhig noch ein paar Test-E-Rezepte mehr sein“, so der Apotheker.
Er geht auch davon aus, dass die Apotheken nach der bundesweiten Einführung des E-Rezepts in erster Linie mit den auf Papier ausgedruckten Tokens, den QR-Codes fürs E-Rezept, konfrontiert werden, weniger wohl mit dem E-Rezept auf dem Smartphone direkt.

Was den Kundenstamm seiner Apotheke im Berliner Kiez betrifft, vermutet Lamboy, dass die Affinität zum E-Rezept eher bei den jüngeren Kundinnen und Kunden im Alter zwischen 30 und 50 zu sehen ist. Seinen älteren Kundenstamm (70 plus) würde er dagegen eher als verhalten gegenüber dem E-Rezept bezeichnen: „Sie werden wohl den Token auf Papier ausgedruckt in der Hand halten wollen.“ 

Lamboy rechnet damit, dass schon im August vor allem die Apothekerinnen und Apotheker, die bereits in einer Testphase eingebunden waren, dann nach und nach mit echten E-Rezepten konfrontiert werden. Dann werde sich auch zeigen, ob die Kunden ihre Rezepte versenden oder mit den Token in die Apotheke vor Ort kommen.

Und wo sieht Apotheker Lamboy beim E-Rezept derzeit noch die größten Probleme? Die technischen Abläufe funktionieren aus seiner Sicht bisher sehr gut: „Man wird einfach sehen müssen, wie sich der Umgang mit dem E Rezept entwickelt, wenn es bundesweit eingesetzt wird.“ 

Mit Blick in die Zukunft ist Apotheker Lamboy überzeugt, dass die deutschen Apothekerinnen und Apotheker durchaus die Einführung des E-Rezepts meistern werden: Im Vergleich zu dem, was die deutschen Apotheken im Corona-Jahr mitgemacht haben, sei die Einführung des E-Rezepts zwar ein umwälzender Prozess, „aber wir haben in der Pandemie-Zeit gezeigt, wie gut und schnell wir reagieren und uns auf veränderte Prozesse einstellen können“. Ob die EU-Versender den Apotheken die E-Rezepte wegnehmen, hängt, so Apotheker Lamboy, ein großes Stück weit davon ab, wie weit es uns gelingt, die Patientinnen und Patienten davon zu überzeugen, dass die Vor-Ort-Apotheke es besser macht.


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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3 Kommentare

Bringt in Wirklichkeit nicht viel

von Ale021 am 12.08.2021 um 7:58 Uhr

Rausgeschmissene Milliarden auf Kosten des Steuerzahlers? Und was bringt das unterm Strich? Die jüngeren und technisch Versierten, verschicken ihre e-Rezepte gleich an die Versandapo um nicht in die Stadt zu gehen und die Älteren holen ihr e-Rp. als Papierausdruck ab und gehen weiterhin in die Apotheke rein. Und das sind Vorteile die Milliarden kosten? Besser man hätte diese Gelder in den sozialen Wohnungsbau investiert anstatt es so zu verpulvern. Aber Herr Spahn hat ja seinem guten Freund von Gematik einen guten Job zugeschanzt..
Von Millionen zusätzlicher Postpakete durch Versandhandel will ich gar nicht erst reden - gut gemacht.. auch die Umwelt wird sich demnächst sicherlich bedanken.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

E-Rezept

von Conny am 26.07.2021 um 22:46 Uhr

Wir naiv alle sind. Es wird eine grosse Bestechungsorgie geben. Sagen wir mal harmloser Zuwendungszuwendungen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: E-Rezept

von Franz Keller am 27.07.2021 um 9:43 Uhr

seh ich auch so. Dabei ist das Problem nicht der Versender, sondern die Mitbewerber in der Nähe, wobei diese großzügig auszulegen ist. Die vorhandenen Zustände werden sich erheblich verschlimmern. Zuweisungen ohne Ende.
Bei Verbänden und Kammern interessiert das schon jetzt niemanden.

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