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Wissenschaftler:innen des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) haben sich mit Möglichkeiten beschäftigt, wie im Gesundheitssektor der Ressourcenverbrauch gesenkt werden kann. Denn rund 5 Prozent des gesamten Rohstoffverbrauchs in Deutschland fallen hier an. Ziel ist, die Gesundheitskosten zu senken und einen Beitrag zum Umweltschutz und zur Gesundheit zu leisten.
Rund 107 Millionen Tonnen Rohstoffe verbraucht der deutsche Gesundheitssektor. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Fraunhofer ISI hervor. Dabei steigerte sich dieser Verbrauch seit Mitte der 90er Jahre um 80 Prozent und die Tendenz geht stetig weiter nach oben. Doch das Thema spiele im Gesundheitssektor und bei vielen der dort beschäftigten Mitarbeiter bisher eine eher untergeordnete Rolle. „Sie haben andere Prioritäten: wirtschaftliche Zwänge, Zeitdruck, Personalengpässe“, so Dr. Katrin Ostertag, Leiterin des Competence Center Nachhaltigkeit und Infrastruktursysteme am Fraunhofer ISI. Trotz dieser wichtigen Faktoren müsse das Thema Ressourcenschonung im Gesundheitssektor stärker auf die politische Agenda gesetzt werden. Denn, laut Forscherin, habe der dadurch mitverursachte Klimawandel gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung.
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Gemeinsam mit Dr. Tanja Bratan, der Leiterin des Geschäftsfelds Innovationen im Gesundheitssystem, wurde Ostertag vom Umweltbundesamt beauftragt, Synergien und Potenziale der beiden Politikfelder Ressourcenschonung und Gesundheit zu erschließen und Handlungsoptionen für eine effizientere Nutzung der Ressourcen zu entwickeln. Ziel der Studie ist es, Kosten einzusparen sowie Klima und Umwelt zu schonen. Die Forschenden erarbeiteten mithilfe quantitativer Analysen, Befragungen und Workshops mit Mitarbeitenden des Gesundheitssystems, an welchen Stellen ein hoher Ressourceneinsatz erfolgt und wo entsprechend gute Ansatzpunkte für eine effizientere Ressourcennutzung liegen. Dabei nahmen sie auch schon bestehende Beispiele guter Praxis unter die Lupe. Es entstanden praktische Empfehlungen in vier zentralen Handlungsfeldern: Chemikalien, Medizinprodukte, Bauen sowie Lebensmittel- und Getränkeversorgung.
Apotheker ins Medikationsmanagement einbeziehen
Ein wichtiger Treiber des Rohstoffkonsums ist laut Studie die chemische Industrie, insbesondere bei der Produktion von Arzneimitteln. Hier ließe sich sowohl durch eine ressourcenschonende Produktion als auch durch Maßnahmen in der Versorgung Rohstoffe einsparen. Ideen hierzu sind beispielsweise ressourcen- und umweltschonende Stoffe bei der Herstellung zu bevorzugen und die Produktion in Deutschland zu stärken. Ein weiterer Ansatzpunkt seien bedarfsgerechte Packungsgrößen herzustellen sowie individuelle Therapieansätze zu fördern, um die Einnahmetreue und Wirksamkeit beim Patienten zu verbessern. Dabei empfehlen die Wissenschaftler:innen, Apotheker:innen verstärkt in das Medikationsmanagement mit einzubeziehen.
Für Medizinprodukte wie Verbands- und Hilfsmittel oder medizintechnische Geräte soll laut Pressemitteilung beispielsweise die Nutzungsdauer der Geräte verbessert sowie deren Nutzung durch Sharing- und Betreibermodelle intensiviert werden. Der Einkauf solle sich an ökologischen Kriterien orientieren und Materialien wiederverwendet und recycelt werden.
Gesundheitsunspezifische Handlungsfelder als Chance
Die Handlungsfelder Gebäudeinfrastruktur und Verpflegung sind eher gesundheitsunspezifisch. Die Wissenschaftler:innen meinen daher, dass sie gerade deshalb ein großes Potenzial für den nachhaltigen Ressourceneinsatz im Gesundheitssektor bieten. Sie berührten keine Kernprozesse der Gesundheitsversorgung und damit seien keine Konflikte mit der Qualität der Gesundheitsversorgung zu erwarten. Nachhaltiges Bauen im Gesundheitsbereich könne beispielsweise durch geeignete Anreize gefördert werden. Die Forschenden schlagen vor, dass sich Bund, Länder und Kommunen stärker vernetzen und eine Expertengruppe einrichten. Zudem sollten die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Normen für nachhaltiges Bauen im Gesundheitsbereich angepasst werden.
Bei der Lebensmittelversorgung sehen die Forscher:innen des Fraunhofer-Instituts Möglichkeiten, Abfälle und Verpackungsmaterial einzusparen. Außerdem könnten Synergien zwischen ressourcenschonender und gesundheitsfördernder Ernährung gefördert werden. Sie schlagen in ihrer Studie vor, Quoten für ressourcenschonende Lebensmittel und Mehrwegverpackungen einzuführen sowie moderne Küchen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen mit Zuschüssen zu unterstützen. Zudem könnten die Tagessätze in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen erhöht werden, damit saisonal und regional eingekauft werden kann.
Potenzial bei der Prävention
Ein großes Potenzial sehen die Forschenden, laut Pressemitteilung, auch in der Prävention. Dies solle vom Gesundheitssystem und der Politik in den Fokus gerückt werden. Mehr Sport, gesündere Ernährung und Psychotherapie könnten helfen, die Menschen gesund zu erhalten und damit den Bedarf an kurativen Gesundheitsleistungen zu reduzieren.
Als einen der ersten Schritte, um das Thema Ressourceneffizienz im Gesundheitswesen aktiv anzugehen, empfahlen die Forscher:innen des Fraunhofer ISI, einen Runden Tisch zu bilden. Akteure aus Politik, Gesundheitssystem, Ressourcenschonung und Zivilgesellschaft könnten so ressortübergreifend zunächst eine Gesamtstrategie erarbeiten.
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