Nur wenn es nicht anders geht

Schlafmittel bei Kindern und Jugendlichen

Stuttgart - 26.01.2021, 10:45 Uhr

Tagsüber müde, aber abends wach? (Foto: Photographee.eu / stock.adobe.com)

Tagsüber müde, aber abends wach? (Foto: Photographee.eu / stock.adobe.com)


Antipsychotika und Melatonin

Auch wenn Pipamperon aus der Gruppe der Antipsychotika im Zusammenhang mit Schlafstörungen auf einem Rezept für ein Kind steht, muss es sich nicht um einen Fehler handeln. Bei psychomotorischen Erregungszuständen ist es bei Kindern und Jugendlichen nämlich zugelassen, Nutzen und Risiken der Behandlung sollten aber besonders abgewogen werden. Es ist laut der Übersichtsarbeit anzunehmen, dass Kinder empfindlicher für die extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen des Pipamperons sind.

Zunehmend häufig wird laut der Übersichtsarbeit in letzter Zeit Melatonin bei Schlafstörungen eingesetzt. Ein Präparat für Kinder ist aber nur bei Autismusspektrumstörung oder Smith-Magenis-Syndrom zugelassen, wenn Schlafhygienemaßnahmen unzureichend waren. Auch bei anderen Entwicklungsneurologischen Störungen wie ADHS könnte Melatonin helfen, die Evidenzlage gilt aber noch als schwach. Kurzfristig angewendet erscheinen die Nebenwirkungen von Melatonin jedenfalls mild, die Langzeitsicherheit ist bei Kindern aber nicht umfassend untersucht. So sei eine Reifeverzögerung nicht auszuschließen.

Schlafhygiene und mehr

Sollten sich Eltern, deren Kinder an Schlafstörungen leiden, zunächst an die Apotheke wenden, erscheint es also durchaus sinnvoll, ihnen die üblichen Schlafhygienetipps näherzubringen und ihnen bewusst zu machen, dass Empfehlungen zur Schlafdauer variieren und hauptsächlich auf Expertenmeinungen basieren:

  • Neugeborene: ca. 12–20 Stunden
  • Kleinkinder: ca. 12–14 Stunden
  • Vorschulkinder: ca. 11–13 Stunden
  • Schulkinder: ca. 9,5–11 Stunden
  • Jugendliche: ca. 8–10 Stunden

Neben den üblichen Schlafhygienetipps kann es beispielsweise bei Säuglingen helfen, sie nicht vor dem Einschlafen, sondern einige Zeit vorher zu füttern. Kinder und Jugendliche sollten währenddessen am Wochenende nicht deutlich länger schlafen als an Schultagen. Und gerade Jugendliche sollten auf den „Nachholschlaf“ am Wochenende verzichten und lediglich am frühen Nachmittag 30 Minuten schlafen. Koffein ist am späten Nachmittag zu vermeiden. 

Mehr zu den verschiedenen nichtorganischen Schlafstörungen können Sie in der Übersichtsarbeit nachlesen. 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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