Mundspülungen gegen COVID-19

Was zur Wirksamkeit und Toxikologie von aseptischen Mundspüllösungen bekannt ist

Stuttgart - 11.12.2020, 16:45 Uhr

Hintergrundwissen zu Mundspülungen und COVID-19 finden Sie in der aktuellen Ausgabe der DAZ. (Foto: ewapee / stock.adobe.com)

Hintergrundwissen zu Mundspülungen und COVID-19 finden Sie in der aktuellen Ausgabe der DAZ. (Foto: ewapee / stock.adobe.com)


In der aktuellen Corona-Pandemie wurden Spülungen mit desinfizierenden Lösungen empfohlen, um die Viruslast im Mund zu senken und so möglicherweise eine Übertragung des Coronavirus zu verhindern. Doch in welcher Konzentration müssen die Substanzen eingesetzt werden, um wirksam zu sein? Und welcher Wirkstoff ist für Coronaviren am besten geeignet? Gibt es Anwendungsprobleme oder Kontraindikationen? Vor allem: Kann man über einen längeren Zeitraum regelmäßig damit gurgeln oder ist das toxikologisch bedenklich? Mehr dazu finden Sie in der aktuellen DAZ in Ihrem Briefkasten!

Um die Viruslast im Mund und Speichel zu senken und eine Übertragung des Coronavirus zu verhindern, empfehlen die CDC (Centers for Disease Control and Prevention) und die American Dental Association (ADA) die Verwendung von Mundspülungen mit Wasserstoffperoxid oder PVP-Iod vor oralen Eingriffen [ADA Guidance 2020; CDC Guidance 2020]. Aktuell werden weltweit mehrere klinische Studien durchgeführt, die die Wirksamkeit von antiseptischen Mundspülungen zur Vermeidung der Übertragung von SARS-CoV-2 untersuchen. Zudem gibt es experimentelle Studien sowie Hinweise in der Literatur, die eine Verwendung von antiseptischen Mundspülungen zur Eindämmung von SARS-CoV-2 nahelegen [Herrera et al. 2020, Carrouel et al. 2020]. Möglicherweise geeignet sind demnach Stoffe wie Chlor­hexidin (Chlorhexamed® Mund-Antiseptikum ), Octenidin (Octenident®Mundspülung) oder Povidon-Iod (Betaisodona® Mund-Antiseptikum).

Allerdings ist Zurückhaltung bei der Betrachtung erster Ergebnisse von Experimenten mit Antiseptika in SARS-CoV-2-infizierten Zellkulturen geboten. Es liegen bisher keine Ergebnisse aus klinischen Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit von ­antiseptischen Mundspülungen im Rahmen der COVID-19-Pandemie vor. Zudem können mit jedem Präparat – insbesondere bei langfristiger Anwendung – unerwünschte ­Wirkungen auftreten, Kontraindikationen müssen beachtet werden.

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Dennoch scheint die Verwendung von antiseptischen Mundspülungen zur Unterbrechung von Infektionsketten während der COVID-19-Pandemie eine sinnvolle Maßnahme zu sein. Zellkulturexperimente zeigen, dass Wirkstoffe wie PVP-Iod, Ethanol oder quartäre Ammoniumverbindungen SARS-CoV-2 inaktivieren können. Der Mangel an klinischen Daten lässt eine fundierte Empfehlung aber aktuell nicht zu. 

Mehr zu den einzelnen Substanzen 

  • Chlorhexidin
  • Octenidin
  • Povidon-Iod
  • Wasserstoffperoxid
  • Dequaliniumchlorid
  • Ethanol

finden Sie in der Recherchearbeit von Denise Häschke, M. Sc. Toxikologie, und Prof. Dr. Ralf Stahlmann, ehemaliger Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, in der aktuellen DAZ 50/2020. 

Für eine sichere langfristige Anwendung ist es den beiden Autoren zufolge zwingend notwendig, die optimale Konzentration und das beste Dosierungsregime zu kennen: „Antiseptika sollten mit Bedacht unter der Berücksichtigung der Vorgaben des Herstellers hinsichtlich Einwirkzeiten, Dosierungen und bestimmungsgemäßem Gebrauch verwendet werden, um nicht nur eine zuverlässige Wirksamkeit zu erreichen, sondern auch um Unverträglichkeiten und Fehlanwendungen zu vermeiden.“


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