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Herbstkongress der LAK BaWü
Bei Restless Legs an serotonerge Arzneimittel denken
Nicht immer steckt hinter „Zappelbeinen“ ein Restless-Legs-Syndrom. Bewegungsdrang der Beine in Ruhe kann auch Nebenwirkung von serotonergen Arzneimitteln sein – wie Antidepressiva oder Tramadol. Daran erinnerte Dr. Markus Zieglmeier am Wochenende beim virtuellen Herbstkongress der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg. Auch den Eisenspiegel sollten Patienten mit RLS-Symptomen checken lassen, hier sollte neben Ferritin auch das C-reaktive Protein (CRP) mitbestimmt werden.
Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine häufige neurologische Störung, die Lebenszeitprävalenz liegt bei 10 Prozent. Betroffene Patienten berichten über Bewegungsdrang ihrer Beine (seltener der Arme) in Ruhe, über Kribbeln, Schmerzen, Unruhe und Spannungsgefühl – Bewegung schafft Linderung. Häufig treten die Beschwerden abends auf.
Nur 3 bis 4 Prozent der RLS-Patienten werden therapiebedürftig, bei den meisten äußern sich die Beschwerden unterschwellig, sodass sie nicht zum Arzt gehen und medikamentös behandelt werden. Apotheker Dr. Markus Zieglmeier vermutete beim Online-Herbstkongress der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg am Wochenende eine hohe Dunkelziffer bei RLS und betonte hier die Bedeutung der Offizinapotheker: „Wir wissen, dass Apotheker niederschwellige Ansprechpartner sind, bei uns kommen die Beschwerden vielleicht leichter zur Sprache als beim Hausarzt.“
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Doch nicht nur Unterdiagnosen sind laut dem Apotheker vom städtischen Krankenhaus München-Bogenhausen ein Problem. Zieglmeier warnte auch, dass die RLS-Diagnostik Fallen berge und Patienten auch überdiagnostiziert würden – denn auch Arzneimittel können als Nebenwirkung RLS-Symptome auslösen und zu Fehldiagnosen führen.
Antidepressiva, Neuroleptika und Statine
So könne es durch hochdosiertes Tramadol zu einer serotonergen Überstimulation und dadurch zu Unruhe in den Beinen und RLS-Symptomen kommen. Zur Erinnerung: Die analgetische Wirkung des Tramadols wird teilweise auch über eine verstärkte Freisetzung von Serotonin vermittelt. In diesen Fällen kann es helfen, von Tramadol als niederpotentes Opioid der WHO-Stufe 2 auf ein hochpotentes Opioidanalgetikum der Stufe 3 zu wechseln, wie Zieglmeier in einem Fallbeispiel vorstellt.
Neben serotonergen Wirkstoffen sollte man bei potenziell arzneimittel-induzierten RLS-Symptomen auch an die „üblichen Verdächtigen“ denken: Antidepressiva, aber auch ältere Neuroleptika – bei denen bereits in den Nebenwirkungen Akathisie, also das Unvermögen der Sitzruhe – beschrieben ist. Der Apotheker erinnert zudem an Simvastatin, das zu Muskelkrämpfen führen kann.
Eisenspiegel checken
Auch Eisenmangel sollte bei RLS-Symptomen ausgeschlossen werden. Wichtig sei hier, neben Ferritin auch CRP (C-reaktives Protein) zu bestimmten. Durch Entzündungen kann der Ferritinwert erhöht sein und fälschlicherweise einen guten Eisenstatus vortäuschen. Ist das RLS sekundär durch einen Eisenmangel bedingt, ist Mittel der Wahl die orale Eisensubstitution.
Phytotherapie und Selen
In der Selbstmedikation wird auf eine Verbesserung der Schlafqualität abgezielt. Da die meisten Patienten im fortgeschrittenen Alter seien, sollten Antihistaminika der ersten Generation nicht angewendet werden. Zudem empfahl der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht im Januar 2020, Doxylamin und Diphenhydramin für ältere Menschen ab 65 Jahren der Verschreibungspflicht zu unterstellen. Grund sind die anticholinergen Nebenwirkungen der Wirkstoffe, die mit Kognitionseinbußen einhergehen können. Zieglmeier rät eher zu pflanzlichen Präparaten mit Baldrian, Passionsblume, Hopfen, Melisse und Lavendel.
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Als verschreibungspflichtige Präparate kommen neben Levodopa auch Dopaminagonisten wie Pramipexol, Ropinirol und Rotigotin zum Einsatz, Second-Line, nach Versagen der dopaminergen Therapie, sei Oxycodon.
Nicht unerwähnt lässt der Apotheker eine Studie aus dem arabischen Raum, in der Natriumselenit eine signifikante Reduktion der RLS-Symptomatik bewirkte, hier war eine tägliche Dosierung von 200 Mikrogramm Natriumselenit 50 Mikrogramm nicht signifikant überlegen.
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