AvP-Insolvenz

So will der Bund den Apotheken helfen

Stuttgart - 07.10.2020, 14:10 Uhr

Mit Sonderkrediten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit günstigen Zinskonditionen will der Bund den von der AvP-Pleite betroffenen Apotheken kurzfristig unter die Arme greifen. (x / Foto: imago images / Jan Huebner)

Mit Sonderkrediten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit günstigen Zinskonditionen will der Bund den von der AvP-Pleite betroffenen Apotheken kurzfristig unter die Arme greifen. (x / Foto: imago images / Jan Huebner)


Die Insolvenz des privaten Apothekenrechenzentrums AvP ist am heutigen Mittwoch auf höchster politischer Bühne angekommen. Im Gesundheitsausschuss des Bundestags fanden am Vormittag Gespräche zwischen Fachpolitikern und Vertretern dreier Ministerien statt. Auch die ABDA und der vorläufige AvP-Insolvenzverwalter Dr. Jan-Philipp Hoos sowie der von der Bankenaufsicht BaFin eingesetzte AvP-Geschäftsleiter Ralf R. Bauer waren an dem Treffen beteiligt. Die Beratungen liefern erste Ergebnisse und neue Erkenntnisse zur Pleite des Rechenzentrums.

Die Bankenaufsicht BaFin rückt durch die AvP-Insolvenz und nach dem Wirecard-Skandal dieses Jahr abermals in ein schlechtes Licht. In der BaFin-Unternehmensdatenbank ist die AvP Deutschland GmbH seit rund 15 Jahren gelistet, seit 2014 gilt sie als ein Factoring-Institut, das vor allem Apotheken, aber auch sonstigen Leistungserbringern, „schnelles Geld“ bei der Abrechnung mit den Krankenkassen zur Verfügung stellte. Dafür hatte AvP einen Konsortialkredit laufen, also einen Kredit mit mehreren Banken. Gleichzeitig mussten die Apotheken je nach den Allgemeinen Geschäftsbedingungen in ihrem Vertrag ihre Forderungen gegenüber den Krankenkassen an AvP abtreten. Treuhandkonten werden beim Factoring-Geschäft nicht angelegt.

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Am heutigen Vormittag wurde die AvP-Insolvenz im Gesundheitsausschuss des Bundestags thematisiert. Neben den Fachpolitikern waren Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums, des Bundeswirtschaftsministeriums und des Bundesfinanzministeriums anwesend; ebenso die ABDA und der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Jan Philipp Hoos sowie der von der Bankenaufsicht BaFin eingesetzte AvP-Geschäftsleiter Ralf R. Bauer.

Hoos und Bauer ließen die Abgeordneten in das AvP-Geschäftsmodell und die Unternehmensführung blicken: Das Factoring-Konstrukt lief demnach viele Jahrzehnte mehr schlecht als recht. Die im Vergleich zu anderen Rechenzentren signifikant niedrigeren Gebühren und weitere, unverhältnismäßige Ausgaben hätten nach und nach zu einem Defizit in der Kasse von AvP geführt. Darüber hinaus habe es auch die eine oder andere Entnahme gegeben, die das Unternehmen ins Wanken brachte. Anfang September seien die Unregelmäßigkeiten auf den Konten von AvP dann der Bankenaufsicht BaFin aufgefallen. Gegenüber DAZ.online bestätigte ein BaFin-Sprecher, dass die Aufsichtsbehörde am Samstag, den 5. September 2020, über diese Vorgänge Kenntnis erlangte und am folgenden Donnerstag, den 10. September, Maßnahmen zur Sicherung der Gläubigerrechte einleitete. Im Volksmund bedeutet dies ein „Einfrieren“ der Konten, sodass keine weiteren Gelder abfließen konnten.

KfW-Sonderkredite stehen ab sofort zur Verfügung

In den vergangenen Tagen hatten sich die Anzeichen verdichtet, dass die Banken ihre Kreditlinien gerade in dem Moment kündigten, als so viele (Abschlags-)Zahlungen der Kassen bei AvP eingegangen waren, dass die offenen Forderungen befriedigt werden konnten. Damit hätten die kreditgewährenden Banken gewissermaßen unter Ausnutzung ihres Wissensvorsprungs und auf Kosten anderer Gläubiger ihre eigenen Interessen verfolgt. Außerdem wurde darüber spekuliert, ob größere Geldbeträge illegal beiseite geschafft wurden. Immerhin läuft bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf ein Ermittlungsverfahren gegen zwei Unbekannte wegen betrügerischer Insolvenz.

Doch in der heutigen Ausschusssitzung sprachen Hoos und Bauer lediglich von 125 Millionen Euro, die zwischen dem 5. und 10. September als Abschlagszahlungen manuell von AvP an die Apotheken überwiesen wurden.

Weitere politische Maßnahmen werden geprüft

Als eine erste Hilfsmaßnahme, von der das Bundesfinanzministerium dem Gesundheitsausschuss heute berichtete, sollen Schnellkredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit günstigen Zinskonditionen den betroffenen Apotheken zur Verfügung stehen. Ausdrücklich werden aber auch noch weitere politische Maßnahmen geprüft. Apotheken wird geraten, gemeinsam mit ihren jeweiligen Landesapothekerverbänden, diese kurzfristigen Finanzhilfen über ihre Hausbanken in die Wege zu leiten.

Sehr wahrscheinlich wird die AvP-Pleite auch in der kommenden Sitzungswoche beraten werden. Die Opposition – allen voran die FDP und die Grünen – wollen sogar im Rahmen von Sondersitzungen weitere Hilfsmaßnahmen für Apotheken und politische Konsequenzen aus den Vorgängen beraten.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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3 Kommentare

In den Fängen der ....

von Bernd Jas am 07.10.2020 um 20:53 Uhr

"Schnellkredite .... mit günstigen Zinskonditionen"

Das ist genau das Gleiche wie in etwa der Spruch über das Verhältnis der Ärzte zu ihren Patienten: "Man muß sie über möglichst lange Zeit immer so grade am leben erhalten, dass sie den maximalen Ertrag bringen."

Was ein betriebswirtschaftliches Desaster.
Es geht für mich nur; zinsloses Darlehen mit kompletter Abtretung an die KFW plus Entschädigung und Verzugszinsen!
Wo sind unsere Anwälte hierfür?

Frage: Wer darf legal Bilanzen fälschen, Gelder veruntreuen, Insolvenzen verschleppen, ungedecktes Geld drucken, Geld ausgeben welches nicht seins ist, Versprechungen machen und sie nicht halten, schon zig mal versteuertes Geld noch mal versteuern (unsere armen Rentner), .......
Seit 14 Tagen ist es raus. KEIN Staat der Welt schöpft seine Bürger so wie der Deutsche! Hallojulia!

Hilfe??? .... bloß nicht!
Habe fertig .....

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Verantwortung

von Reinhard Rodiger am 07.10.2020 um 16:08 Uhr

Ist der Name des ABDA-Vertreters geheim? Oder war keiner da? Würde passen.
Aber, worum geht es ?

In erster Linie geht es um das Verhalten der Politik bei Ausfall.Das ist so schwierig zu verorten,dass nichts dazu gesagt wird.Banken-und-Kontrollversagen sprechen doch eine eindeutige Sprache.Nur von Kredit zu sprechen und nichts zum Ausfall, ist einfach verantwortungslos.
Es ist doch klar,dass ein Kleinstbetrieb mit zu hoher Kreditbelastung nicht mehr handlungsfähig ist und zusätzliches Retaxrisiko zu stemmen hat.Als Krönung für den Verlust.Es fehlt die konkrete Aussage, bei Ausfall wird übernommen und sittenwidrige Retaxen werden unmöglich gemacht.Alles andere vernebelt und zeugt von Unverständnis und Missachtung.Eben analog zur Standesführung,also was Wunder.

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Gespräche zwischen Fachpolitikern

von Roland Mückschel am 07.10.2020 um 15:34 Uhr

Verstehe ich richtig?
Bei diesen Gesprächen wa kein einziger Vertreter
des betroffenen Berufstands dabei?
Keine weiteren Fragen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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