Mögliche Übernahmen

Wer bedient sich am AvP-Tafelsilber?

Stuttgart - 30.09.2020, 13:00 Uhr

Wie wird AvP nun aufgeteilt? (m / Foto: New Africa / stock.adobe.com) | Logo: AvP) 

Wie wird AvP nun aufgeteilt? (m / Foto: New Africa / stock.adobe.com) | Logo: AvP) 


ARZ Haan übernimmt Abrechnung von Sanitätshäusern und 35 Mitarbeiter

Für die ARZ Haan AG ergibt sich im Fall AvP ohnehin eine räumliche Nähe. Nun zeichnet sich ab: Die Tochtergesellschaften RZH Rechenzentrum für Heilberufe GmbH und Styra & Partner GmbH wollen die Geschäfte des angeschlagenen Wettbewerbers innerhalb des Segmentes der sonstigen Leistungserbringer übernehmen und damit die Rezeptverarbeitung und -abrechnung weiterführen. Alle Kunden, zu denen vor allem Sanitätshäuser gehören, erhalten hierfür aktualisierte Abrechnungsverträge. Gleichzeitig soll auch ein Teil der AvP-Mitarbeiter – nach Informationen von DAZ.online bis zu 35 – übernommen werden und weiterhin den Kunden als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Innerhalb der ARZ-Gruppe sind die RZH Rechenzentrum für Heilberufe GmbH und Styra & Partner GmbH für sonstige Leistungserbringer und Sanitätshäuser zuständig. Die Betreuung findet von den Standorten Wesel, Oldenburg und Hannover aus statt.

Was ist mit dem Krankenhausgeschäft?

Weitere offizielle Übernahmebekanntmachungen stehen noch aus. Fraglich bleibt, wie sich die anderen apothekereigenen Rechenzentren das „Tafelsilber“ von AvP aufteilen werden. Das weitaus bedeutendere Geschäft mit den Krankenhäusern könnte für das ARZ Haan ebenfalls spannend sein, da sich dadurch eine Erweiterung des Portfolios ergeben würde. Doch auch das ARZ Darmstadt und NARZ/AVN hätten in diesem Segment Nachholbedarf. Marktführer Noventi/VSA ist bereits in der Rezeptabrechnung für Apotheken und Krankenhausapotheken sowie in der Privatabrechnung für Ärzte gut aufgestellt. Ob weitere Übernahmen im Kernsegment unternehmerisch Sinn ergeben oder im Fall von AvP vielleicht sogar ein unkalkulierbares Risiko darstellen, wird sich der Platzhirsch sicher gut überlegen müssen.

Nach einem ganz bestimmten Filetstück aus dem Dunstkreis von AvP werden sich wahrscheinlich nicht wenige Wettbewerber die Finger lecken: Laut Insolvenzrechtler Eckert hält Mathias Wettstein, der bis letzten Freitag Vorstandsvorsitzender der AvP Service AG war, noch eine weitere Firma in Polen. Diese wird zwar nicht der AvP Service AG zugerechnet und kann damit auch nicht in die Insolvenzmasse fallen, doch in dieser Gesellschaft entwickelt und vertreibt Wettstein die Software „Apofakt“, die unter anderem Krankenhausambulanzen in der Abrechnung von Zytostatika unterstützt. Das Programm scheint äußerst erfolgreich und attraktiv in der Branche zu sein. Laut AvP-Homepage sollen mithilfe von „Apofakt“ Zytostatika-Datensätze entweder täglich oder permanent zwischen Warenwirtschaft und den Rechenzentren ausgetauscht werden können. Die Korrektheit der Datensätze wird dabei durch 13 Prüfparameter und einem Hash-Code garantiert. Wettstein müsste die polnische Firma zwar nicht veräußern, würde aber durch den Verkauf der Softwarelizenzen weitere Einnahmequellen für sich persönlich erschließen können.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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