AvP-Insolvenz

AVNR: „Apothekensterben“ verdoppelt sich

Stuttgart - 25.09.2020, 15:05 Uhr

Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, fordert den vorläufigen Insolvenzverwalter von AvP auf, die noch im Rechenzentrum befindlichen Rezepte herauszugeben. (Foto: DAZ/A.Schelbert)

Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, fordert den vorläufigen Insolvenzverwalter von AvP auf, die noch im Rechenzentrum befindlichen Rezepte herauszugeben. (Foto: DAZ/A.Schelbert)


Sachsen-Anhalt: Jede fünfte Apotheke unverschuldet in Zahlungsnot

Doch auch in Sachsen-Anhalt ist man alarmiert: Hier soll jede fünfte Apotheke soll dort unverschuldet in akute Zahlungsnöte geraten sein – mehr als 100 der insgesamt 581 öffentlichen Apotheken seien betroffen, so eine Mitteilung der Apothekerkammer und des -verbandes. Die aus dieser Insolvenz resultierenden Zahlungsausfälle seien existenzbedrohend und würden sich pro Apotheke in einem Bereich von ca. 120.000 Euro bis 400.000 Euro bewegen, teilweise sogar noch darüber hinaus. „Da dieses Geld dringend für die Bezahlung der Rechnungen für die vom Großhandel und der Industrie gelieferten Arzneimittel, aber auch für Mieten, Gehälter und Sozialbeiträge benötigt wird, geraten viele der von der Insolvenz des Rechenzentrums betroffenen Apotheken unverschuldet in eine akute finanzielle Notlage“, betont Kammerpräsident Dr. Jens-Andreas Münch.

Kammer und Verband in Sachsen-Anhalt haben sich nun in einem Brief an den Ministerpräsidenten gewendet und einen Hilferuf an die Politik formuliert: „Es geht hier um Gelder der Sozialversichertengemeinschaft, die durch ein Insolvenzverfahren nicht ausgezahlt werden können und damit trotz bereits erbrachter Leistung den Apotheken nicht zur Verfügung stehen. Es ist zu berücksichtigen, dass die Apothekerschaft gesetzlich  beauftragt ist, die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Danach hat die Apotheke die Verpflichtung, das verordnete Arzneimittel abzugeben. Diese Verpflichtung gilt völlig unabhängig davon, ob sich dies wirtschaftlich rechnet. Gerade bei hochpreisigen Arzneimitteln sind die Apotheken in Folge der gesetzlichen im Sozialgesetzbuch Teil V verankerten langen Zahlungsfristen für die Krankenkassen gezwungen, die für sie unwirtschaftliche Zwischenfinanzierung zu übernehmen“, so der Kammerpräsident.

Der Vorsitzende des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt und ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold ergänzt: „Der ersatzlose Ausfall einer ganzen Monatsabrechnung ist für nahezu jeden Apothekeninhaber existenzbedrohend. In der stark regulierten Arzneimittelversorgung tragen die Apotheken ohnehin ein großes finanzielles Risiko bei seit Jahren kaum angepassten Honoraren. Rabattverträge, Lieferengpässe, Retaxationen und die Vorfinanzierungskosten für immer mehr hochpreisige Arzneimittel belasten die wirtschaftliche Situation ohnehin schwer.“



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Verwunderung

von J.M.L. am 25.09.2020 um 18:55 Uhr

Verwunderung - Und ich dachte das Apothekensterben sei von der ABDA gewollt? Aber wahrscheinlich nicht so schnell...

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