Keine Verbesserung der kognitiven Funktionen

Insulin-Nasenspray enttäuscht bei Demenz

Stuttgart - 21.09.2020, 17:50 Uhr

Am 21. September ist Welt-Alzheimer-Tag. (Foto: nito / stock.adobe.com) 

Am 21. September ist Welt-Alzheimer-Tag. (Foto: nito / stock.adobe.com) 


Kognitiver Nutzen bleibt aus

Primärer Studienendpunkt war die mittlere Score-Änderung auf einer standardisierten 12-Punkte-Bewertungsskala zur Beurteilung des Schweregrads der Alzheimer-Symptome. Die Evaluierung erfolgte in einem Intervall von drei Monaten, während sekundäre funktionelle Endpunkte alle sechs Monate bewertet wurden. Zu Beginn der Studie und nach zwölf Monaten wurde zudem die Zerebrospinalflüssigkeit zur Bestimmung von Insulin und Biomarkern der Alzheimer-Krankheit (Aβ42, Aβ40, totales tau-Protein und am Threonin 181 phosphoryliertes tau-Protein) entnommen, sowie eine Magnetresonanztomografie durchgeführt. 

In Bezug auf den primären Endpunkt wurde in der primären Intention-to-treat-Kohorte kein Unterschied zwischen beiden Behandlungsarmen beobachtet (0,0258 Punkte; 95% Konfidenzintervall: -1,771 bis 1,822 Punkte; p = 0,98). Gleiches gilt für die anderen kognitiven und funktionellen Endpunkte. Auch das aus der Zerebrospinalflüssigkeit gewonnene Biomarker-Profil war vergleichbar. Die klinische Bedeutung des geringfügig reduzierten hippocampalen Volumens im Insulin-Arm ist noch unklar. Zwischen Insulin- und Placebo-Gruppe wurden keine Unterschiede hinsichtlich Anzahl und Schweregrad der unerwünschten Ereignisse registriert. Meist handelte es sich um Infektionen, Verletzungen, Atemwegserkrankungen und Erkrankungen des Nervensystems, die als mild bewertet wurden.

Zusammenfassend konnte über einen Zeitraum von zwölf Monaten in der primären Intention-to-treat-Kohorte kein kognitiver oder funktioneller Nutzen der intranasalen Insulin-­Behandlung im Vergleich zu Placebo beobachtet werden. Der mitten in der Studie erfolgte Wechsel der Applikationshilfe und die Tatsache, dass Device 2 zuvor noch nicht an Alzheimer-Patienten eingesetzt worden war, stellen Limitationen dar. Weitere Studien zu intranasalen Applikationshilfen, die zuverlässig den Insulin-Spiegel im ZNS erhöhen, sind daher nach Ansicht der Autoren erforderlich.

Literatur

Craft S et al. Safety, efficacy, and feasability of intranasal insulin for the treatment of mild cognitive impairment and alzheimer disease dementia. A randomized clinical trial. JAMA Neurology 2020; published online June 22,2020. doi: 10.1001/jamaneurol.2020.1840



Dr. Daniela Leopoldt, Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Keine Verbesserung der kognitiven Funktionen

Insulin-Nasenspray enttäuscht bei Demenz

Biomarker sollen frühzeitige Diagnose ermöglichen

Alzheimer im Blut ausfindig machen

Demenz: 126 Wirkstoffkandidaten, nur eine Zulassung

Die tröpfelnde Pipeline

Aducanumab gibt sich im Kampf gegen Alzheimer nicht geschlagen

Totgesagte leben länger

Weiterer Anti-Amyloid-Antikörper verlangsamt kognitiven Verfall

Ermutigende Ergebnisse bei Alzheimer

Anti-Amyloid-Antikörper verlangsamt kognitiven Verfall

Donanemab – dritter Alzheimer-Antikörper in den Start­löchern?

Frühzeitige Diagnose soll rechtzeitige Therapie ermöglichen

Die Stunde der Biomarker

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.