Kommunikation in der Apotheke (Teil 2)

Lästereien – wie grenze ich mich davon ab?

Stuttgart - 25.08.2020, 07:00 Uhr

Im Englischen „Gossip“ im Deutschen „Tratsch“ – wo gelästert wird, kann sich die Arbeitsatmosphäre schnell vergiftet anfühlen. (Foto: GoodIdeas / stock.adobe.com)

Im Englischen „Gossip“ im Deutschen „Tratsch“ – wo gelästert wird, kann sich die Arbeitsatmosphäre schnell vergiftet anfühlen. (Foto: GoodIdeas / stock.adobe.com)


Fachwissen allein hilft im Beruf oft nicht weiter, vor allem dann, wenn es um zwischenmenschliche Verständigungsschwierigkeiten geht. Das gilt für den Job hinterm Schreibtisch und natürlich für das tägliche Kundengespräch in der Offizin. Kann man gute Kommunikation lernen? In diesem zweiten Teil der DAZ.online-Serie soll es vor allem um die Kommunikationsschwierigkeiten im Backoffice und Pausenraum gehen.

Mittagspause! Sabine freut sich auf ein paar ruhige Momente. Doch als sie in die kleine Küche der Apotheke kommt, stehen dort drei Kolleginnen, die tuscheln, lachen – und sich über die neue Kollegin lustig machen. Sabines Laune sinkt. Die drei lästern, und ihr ist es wahnsinnig unangenehm. Die Neue ist von ihrer Art ganz anders als ihre Vorgängerin, aber macht sie das nicht eher interessant? Sie findet es nicht in Ordnung, wie Ihre Kollegen reden und möchte gerne einschreiten. Bloß: Wie soll sie es tun, ohne selbst zur Zielscheibe zu werden? Ignorieren, ansprechen, Hilfe beim Chef suchen?

Kommunikation in der Apotheke: Haben Sie Fragen? Schreiben Sie uns!

Martina Kroneisen ist Apothekerin sowie systemischer Fachcoach, Fachtrainerin und Team-Supervisorin des Instituts Kutschera. Sie arbeitet seit mehr als 20 Jahren als stellvertretende Leiterin einer Krankenhausapotheke in Hessen.

Annette Schäfer ist Kulturwissenschaftlerin, Change Managerin und Trainerin mit internationaler Managementerfahrung.

In Seminaren und Workshops begleiten sie Apothekermitarbeiter und Teams, und für DAZ.online widmen sie sich Ihren Fragen zu Kommunikationsthemen in der Apotheke. Gibt es Kunden, die Sie immer wieder auf die Palme bringen oder eine Kollegin der Sie am liebsten aus dem Weg gehen? Sie wollen das Gespräch suchen, wissen aber nicht wie? Dann schicken Sie Ihre Frage an redaktion@daz.online 

Vielleicht finden Sie die Lösung zu Ihrem Kommunikationsproblem dann schon bald auf DAZ.online. 

Die Gründe für Gerede im Team sind vielfältig. Wer lästert, versucht das eigene Ego zu stärken und vermeintliche Verbindungen im Team zu schaffen. Es bilden sich Grüppchen und Allianzen, die ein Zugehörigkeitsgefühl suggerieren. Allerdings sind diese oft nur von kurzer Dauer: Das Tückische daran ist, dass in einem Team, in dem Lästereien an der Tagesordnung sind, sich keiner wirklich sicher fühlen kann. Außerdem haben Lästereien auf alle Beteiligte negative Auswirkungen. Nicht nur auf denjenigen, über den geredet wird. Auch auf diejenigen, die lästern. Viele Mitarbeiter lehnen das Gerede über Dritte zwar ab, wissen aber nicht, wie sie diesem begegnen können. 

Wie kann man Kritik äußern, ohne anzuklagen?

Sabine hat über Gerede und Lästereien eine klare Meinung: Wer taten- und wortlos zusieht, stimmt indirekt zu. Sie ahnt, dass das offene und klare Ansprechen den Lästernden den Wind aus den Segeln nehmen wird. Es fühlt sich zwar unangenehm an, aber sie sieht keinen anderen Weg.

Ein Gespräch über negativ empfundene Verhaltensweisen von Kollegen zu führen, ist schwierig. Wie kann es gelingen, Kritik zu äußern, ohne anzuklagen und zu verletzen? Als Grundregel gilt: Ein positiver, respektvoller und wertschätzender Umgang mit den Kollegen ist eine gute Basis für die Kommunikation. So bleiben Sie bei sich und bei Ihren Eindrücken und sprechen miteinander, nicht übereinander.

Für Sabine ist es wichtig, klar und ruhig ihre Position zu formulieren: Lästereien und die privaten Angelegenheiten von Dritten gehören nicht in die Apotheke. Etwaige dienstliche und fachliche Probleme bedürfen Lösungen. Mit diesem Ansatz distanziert sie sich und stellt klar, dass sie nicht für Lästereien zur Verfügung steht. Sie trennt das Persönliche vom Sachlichen und kann den Fokus auf einen ergebnisorientierten Prozess lenken.

„Die Kollegin macht ständig Fehler und ist immer unfreundlich!“

Wer lästert, verallgemeinert häufig Einzelfälle und gibt Kleinigkeiten große Bedeutung. „Die Kollegin macht ständig Fehler und ist immer unfreundlich zu den Kunden und Kollegen!“ Immer? Trifft das den Kern der Sache? Hier ist es sinnvoll, sich selbst kritisch zu hinterfragen und auf die eigene präzise Wahrnehmung und Kommunikation zu achten. Diese sollte wertschätzend und positiv sein und frei von Worten wie „immer“, „nie“, „dauernd“ – denn beim genauen Draufblick ist die Sachlage oft differenzierter. Konkrete Anlässe lassen sich gezielt im Gespräch aufgreifen und sind in der Regel auch auf dem kleinen Dienstweg zu lösen. 

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Will man dem Gerede langfristig entgegenwirken, ist es gut, auf anderer Ebene das Team zu stärken. Es geht darum, alle ins Boot zu holen und weder die eine noch die andere Seite auszuschließen. Wie ging es mit Sabines neuer Kollegin weiter? Nun, sie hat schnell wieder gekündigt. Kurze Zeit später hat der Chef in ein Teamcoaching investiert. Er hat gesehen, dass sich in der Apotheke durch Lästereien Grüppchen und Allianzen im Team gebildet haben, die zunehmend die Arbeitsatmosphäre vergifteten. Gemeinsam haben sie gelernt, dass Vielfalt Reichtum ist und jeder Mensch seine eigenen Stärken und Schwächen einbringt. Heute ist der Umgang wertschätzend und der Fokus liegt auf den positiven Seiten jedes Einzelnen. Keine Frage: Der Teamzusammenhalt hat sich in kurzer Zeit deutlich verbessert – und als positiver Nebeneffekt hat sich auch die Effektivität des Teams gesteigert.



Martina Kroneisen, Apothekerin 
redaktion@daz.online


Annette Schäfer, Kulturwissenschaftlerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Interessanter Artikel

von Christiane Fuchs am 25.08.2020 um 17:42 Uhr

Ähnliche Erfahrungen habe ich in der Vergangenheit auch gemacht und es war nicht immer einfach, sich von denjenigen, die lästern oder negative Stimmung verbreiten, zu distanzieren. Ein externes Coaching hätte da ganz sicherlich einen positiven Einfluss auf das gesamte Team gehabt. Vielen Dank für den interessanten und so realitätsnahen Artikel.

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