Statt Hightech-Verfahren

Virologe Kekulé setzt auf Corona-Schnelltests in Apotheken

Berlin - 21.08.2020, 16:45 Uhr

Der Virologe Professor Alexander Kekulé wünscht sich mehr dezentrale Testverfahren in Deutschland. (c / Foto: imago images / teutopress)

Der Virologe Professor Alexander Kekulé wünscht sich mehr dezentrale Testverfahren in Deutschland. (c / Foto: imago images / teutopress)


Nach der Testpanne in Bayern stellt sich die Frage, wie es gelingen kann, Menschen schnell und unkompliziert ihr Corona-Testergebnis mitzuteilen – und nicht erst nach zehn Tagen oder mehr, wie im Freistaat geschehen. Der Virologe Professor Alexander Kekulé hat eine Idee: Statt teurer und aufwendiger PCR-Tests plädiert er dafür, Antigen-Schnelltests in den Apotheken durchführen zu lassen.

Testen, testen, testen – aber richtig! So lautet die Marschrichtung der Bundesregierung, wenn es um Infektionen mit dem Coronavirus geht. Der Goldstandard ist die Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Mit diesem Verfahren lässt sich virale RNA mit sehr hoher Verlässlichkeit in Rachenabstrichen nachweisen. Doch diese Tests sind vergleichsweise teuer und das Ergebnis erhält der Getestete erst nach etwa 24 bis 48 Stunden – genug Zeit, um das Virus an unzählige andere Menschen weiterzugeben.

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Professor Alexander Kekulé, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle (Saale), kritisierte am Donnerstag in seinem MDR-Podcast, dass in Deutschland keine Antigen-Schnelltests zum Einsatz kommen. Zwar seien diese weniger genau als der Nachweis mittels PCR, es gehe aber darum, dass „möglichst viele Menschen die Möglichkeit haben, festzustellen, ob sie positiv sind“, betonte der Virologe. Auch psychologisch sei es „ganz wichtig, den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich selber zu testen, möglichst schnell zu testen“.

Zudem habe auch das PCR-Verfahren seine Schwächen, etwa bei der Probenentnahme. „Wie habe ich die Probe abgenommen? Habe ich überhaupt mit diesem Tupfer genug Material von der richtigen Stelle? Hab ich es schnell genug ins Labor gebracht? Das haben alle Tests gemeinsam, dass das ein Problem ist“, erklärte Kekulé. Und in Bayern sei den Verantwortlichen auch die umständliche Logistik auf die Füße gefallen. Denn die Rachenabstriche müssen zentral in einem Labor überprüft werden. Rund 40.000 Tests konnten dabei im Freistaat zunächst nicht korrekt zugeordnet werden. „Bis zuletzt glaube ich, dass eine Handvoll positiver Personen nicht gefunden werden konnte. Das ist einfach logistisch schwierig.“

„Kleine Maschinen“ in den Apotheken

Statt einer zentralen Probenauswertung schlägt Kekulé eine andere Methode vor. Dabei werden „kleine Maschinen“ dezentral aufgestellt. „Das sind entweder auch PCR-Maschinen oder sogenannte Lamp-Test, Lamp wie Lampe auf Englisch.“ Der Vorteil: Die Maschinen sind kleiner und es geht schneller, so der Viren-Experte. Die Maschinen seien etwa so groß wie ein klassischer PC. „Die könnte man zum Beispiel in Apotheken aufstellen“, sagte er. „Wir haben in Deutschland an jeder Ecke eine Apotheke. Und wenn da solche Maschinen stehen würden, dann könnte man da hingehen und sich testen lassen.“ Auch wenn die Verlässlichkeit nicht so hoch sei wie bei der PCR, halte er es dennoch für besser, so zu testen als gar nicht. Aber: „Da müssen wir die Unterstützung des Staates haben.“

Antigen-Schnelltests gebe es zuhauf, führte Kekulé weiter aus. „Teste für Influenza, also für Influenza A und Influenza B. Da können Sie direkt einen Test aus der Schublade nehmen und den machen. Es gibt die für RSV, das ist so ein Virus, was bei Kindern eine Rolle spielt. Es gibt die für Streptokokken. Es gibt ja auch Schwangerschaft und so weiter. Ich weiß gar nicht, wie viele Kisten voll dieser Tests Sie kaufen können. Warum gibt es so einen Test nicht für SARS-CoV-2? Das ist technisch machbar, weltweit.“ Für einige lägen sehr gute Daten vor, dass sich Sensitivität und Spezifität in einem Bereich befinden, dass sie empfehlenswert seien. „Und ich bin der Meinung, dass wir sowas hier haben sollten, wenn nicht den Do-it-yourself-Test, dann zumindest so ein dezentrales kleines Gerät, was in jeder Apotheke oder Arztpraxis stehen könnte.“

Lesen Sie dazu auch den Kommentar von DAZ-Chefredakteurin Dr. Doris Uhl.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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