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Bayer erfuhr bereits viel Kritik zu seinem Magenmittel Iberogast, der Grund: Es enthält Schöllkraut. Das steht im Verdacht, lebertoxisch zu sein. Nun vermarktet Bayer ein zusätzliches pflanzliches Präparat, das ohne Schöllkraut auskommt: Iberogast Advance. Wie unterscheidet sich das neue Iberogast vom klassischen Magenmittel?
Ab Oktober 2020 erweitert Bayer sein Iberogast®-Sortiment um die Advance-Variante. Der wichtigste Unterschied zum altbekannten Iberogast®: Iberogast® Advance ist schöllkrautfrei. Insgesamt enthält mit der Kombination aus Iberis amara, Süßholzwurzeln, Kamillenblüten, Kümmelfrüchten, Melissenblättern und Pfefferminzblättern nur noch sechs der neun Heilpflanzenextrakte des klassischen Iberogast® (mit Extakten aus Schleifenblume, Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmelfrüchten, Süßholzwurzel, Zitronenmelisseblättern, Schöllkraut, Angelikawurzel und Mariendistel). Bei Iberogast N fehlen Schöllkraut, Angelikawurzel und Mariendistel.Die Tropfen werden in Packungsgrößen von 50 ml und 100 ml erhältlich sein, Bayer verzichtet also auf die „kleine“ Variante mit 20 ml wie beim klassischen Iberogast®. Doch auch an diesem hat der Hersteller gearbeitet: Iberogast® erhält ein neues und moderneres Packungsdesign.
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„Iberogast® Advance wurde mit der Fokussierung auf Heilpflanzen entwickelt, die im Magen-Darm-Trakt ein starkes Potenzial im Bereich Entzündungshemmung und Schleimhautschutz aufweisen“, erklärt Bayer in einer Pressemitteilung anlässlich der Vorstellung des neuen Präparats. Dafür wurde die Dosierung bei vier der sechs Heilpflanzenextrakte in Iberogast® Advance gegenüber der originalen Neunerkombination um jeweils 50 bis 100 Prozent erhöht.
Längerfristige Therapie bei funktionellen Magen-Darm-Beschwerden
Die Produktvariante eigne sich besonders zur Behandlung von Patienten mit häufigeren und länger anhaltenden funktionellen Magen-Darm-Beschwerden wie zur Therapie eines Reizmagen- und Reizdarmsyndroms. So lägen häufig wiederkehrenden funktionellen gastrointestinalen Beschwerden oftmals unter anderem viszerale Hypersensitivität und Mikroinflammationen im Bereich der Magen-Darm-Schleimhaut zugrunde. Mikroentzündungen und Gewebsveränderungen können zu einer Art Grundreizung und niedrigerem Reizlevel bei diesen Patienten führen – sodass häufiger und „leichter“ Symptome auftreten könnten. Die Beschwerden wie Magenschmerzen, Magenkrämpfe oder Übelkeit verstärkten sich bei dafür anfälligen Menschen typischerweise unter anhaltender Belastung oder Stress. Sie würden oftmals auch chronisch.
Wann welches Iberogast®?
Iberogast® in der klassischen Variante enthalte mit seinen Extrakten aus neun Heilpflanzen einen höheren Anteil an motilitätsregulierenden Komponenten. Es biete schnelle und zuverlässige Hilfe bei akuten funktionellen, speziell motilitätsbedingten Beschwerden wie Magenschmerzen, Völlegefühl, Blähungen, Magen-Darm-Krämpfen, Übelkeit und Sodbrennen. Diese Symptome würden oftmals situativ getriggert und träten bei vielen Menschen im Kontext mit bestimmten Situationen auf, etwa nach einem schweren oder ungewohnten Essen, bei Aufregung oder auf Reisen.
Die neue Produktvariante soll im Verdauungstrakt insbesondere eine schleimhautprotektive, antientzündliche und desensibilisierende Wirkung entfalten.
Verdacht auf Leberschädigung
Iberogast® steht seit längerem in der Kritik. Schon 2005 hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ein Stufenplanverfahren zu dem damals noch von der Firma Steigerwald vertriebenen Arzneimittel eingeleitet, weil das darin enthaltene Schöllkraut im Verdacht steht, leberschädigende Wirkungen zu haben. Das Verfahren endete im April 2008 mit einem Bescheid, der die Zulassung für Arzneimittel mit einer Tagesdosierung von mehr als 2,5 mg Gesamtalkaloiden widerrief. Für Präparate mit einer Tagesdosierung von 2,5 µg bis höchstens 2,5 mg Gesamtalkaloiden wurden zudem Änderungen der Produktinformationen im Hinblick auf eine mögliche leberschädigende Wirkung angeordnet. Unter anderem sollte aufgenommen werden, dass das Präparat in Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden darf. Allerdings weigerte sich Bayer jahrelang, diese Änderungen umzusetzen.
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Was ändert sich bei Iberogast?
2018 setzte Bayer Vital die geforderten Hinweise in der Fach- und Gebrauchsinformation von Iberogast® um. Gleichzeitig betonte Bayer, man stehe unverändert zu dem positiven Nutzen-Risiko-Verhältnis von Iberogast® in den zugelassenen Indikationen. Lange hatte sich Bayer zudem einer schöllkrautfreien Iberogast®-Variante verschlossen.
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