Großhandel

Phoenix: 50.000 Bestellungen pro Monat über „Deine Apotheke“-App

Stuttgart - 18.05.2020, 17:55 Uhr

Der Großhändler Phoenix hat am heutigen Montag die Zahlen für sein vergangenes Geschäftsjahr bekanntgegeben und seine Zukunftspläne erläutert. (c / Foto: dpa)

Der Großhändler Phoenix hat am heutigen Montag die Zahlen für sein vergangenes Geschäftsjahr bekanntgegeben und seine Zukunftspläne erläutert. (c / Foto: dpa)


Sven Seidel, seit November 2019 neuer Phoenix-CEO, stellte am heutigen Montag zum ersten Mal die Zahlen des Mannheimer Gesundheitsdienstleisters vor. Die Phoenix Group konnte im vergangenen Geschäftsjahr ihre europäische Spitzenposition als Pharmagroßhändler und Apotheken-Betreiber ausbauen und blickt – trotz Corona-Pandemie und Arzneimittellieferengpässe – sehr optimistisch in die Zukunft. Das Multi-Channel-Konzept „Deine Apotheke“ soll die inhabergeführten Apotheken in Deutschland unterstützen.

Dass ein europaweit agierender Konzern, der in 14 Ländern über 2.700 eigene Apotheken betreibt, sich für die deutschen inhabergeführten Apotheken stark macht, könnte auf den ersten Blick irritieren. Doch der Mannheimer Gesundheitsdienstleister Phoenix genießt ein hohes Vertrauen bei den Apothekern hierzulande, wo man nach Unternehmensangaben seit mehr als 25 Jahren Marktführer im pharmazeutischen Großhandel ist. Erst vor einer Woche wurde bekannt, dass sich Phoenix zusammen mit der zur Unternehmensgruppe gehörigen ADG und dem Apotheken-Rechenzentrum ARZ Haan im Rahmen einer Kooperation strategisch zusammengeschlossen hat.

Seit November 2019 ist Sven Seidel CEO beim Mannheimer Pharmahändler und ersetzte damals Oliver Windholz, der seit 2011 Mitglied im Vorstand der Phoenix Group war und insgesamt mehr als 25 Jahre in Führungspositionen bei den Merckle-Unternehmen HeidelbergCement, Ratiopharm und Phoenix saß. Seidel war vor seiner Tätigkeit bei Phoenix Konzernvorstand der Otto Group in Hamburg und verantwortlich für den Bereich Multi-Channel-Retail.

Deutscher Apothekenmarkt genießt Sonderstellung

Der deutsche Markt hat für die Phoenix Group traditionell eine große Bedeutung. Mit einem Umsatzanteil von etwa einem Drittel sei er die Keimzelle und ein hohes Gewicht für das Unternehmen, betonte Seidel beim heutigen Pressegespräch. Mehr als 9 Milliarden Euro setzte Phoenix im vergangenen Jahr hierzulande um. Seidel rechnet mit intensiverem Wettbewerb und weiteren Konzentrationsprozessen im Markt. Zur geplanten Fusion der Großhändler Gehe und Alliance Healthcare äußerte er sich nur indirekt: „Wir müssen jeden Tag die beste Leistung bringen.“ Der deutsche Markt erfordere in jedem Fall eine hohe Aufmerksamkeit. Daher wird in der Unternehmensgruppe bewusst zwischen europäischen Angelegenheiten und der deutschen Geschäftsleitung getrennt. Die Geschäftsleitung Deutschland besteht ab dem 1. Juni 2020 aus Marcus Freitag (Managing Director), Harald Eisenmann (stellvertretender Managing Director), Florian Altenhof (Sales Director), Karl-Heinz Berschet (Operations Director), Alexandra Marie Schneider (Commercial Director) und Gunther Schemitsch (Finance Director).

Leistungsangebot und -fähigkeiten sollen die Vor-Ort-Apotheke unterstützen. Denn diese seien der Dreh- und Angelpunkt der Gesundheitsversorgung. Das hätten die letzten acht Wochen eindrücklich gezeigt. „Sie sind wohnortnah, gut vernetzt und als Experten in Gesundheitsfragen absolut notwendig, um Medikamente zu den Menschen vor Ort zu bringen“, so Seidel wörtlich.

„Kapazitäten wieder nach Europa zu bringen“

Zur Stärkung der Arzneimittelversorgung durch den pharmazeutischen Großhandel und die Apotheken vor Ort gehört auch das Thema Lieferengpässe. „Die Medikamentenverfügbarkeit beschäftigt uns jeden Tag“, so Seidel. „Uns ist daran gelegen, Störungen unserer Basisdienstleistungen zu vermeiden und Kapazitäten wieder nach Europa zu bringen“, kündigte der neue Vorstandschef an. Erfahrungen zieht der Pharmagroßhändler aus seinen europaweiten Aktivitäten. „Wir haben jederzeit auch unter sehr schwierigen Bedingungen sichergestellt, dass Millionen von Menschen in Europa zuverlässig und schnell ihre Medikamente bekommen.“

Multi-Channel-Konzept kann bei Apothekenkunden punkten

Mehr als 4.000 Apotheken hat Phoenix bereits für das Multi-Channel-Konzept „Deine Apotheke“ gewinnen können. Neben (digitalen) Marketing-Konzepten und Verkaufsförderung setzt die Kooperation auf eine gleichnamige Kundenzeitschrift, auf Kundenbindung via Payback (mehr als 1.600 Apotheken sind dabei, 3 Millionen Apothekenkunden nutzen das Bonusprogramm) sowie auf eine Click-und-Collect-App, die derzeit rund 50.000 Bestellungen pro Monat verzeichnet. Die Nutzungsrate liegt laut Marktforschungsergebnissen bei 35 Prozent. Damit sei die „Deine Apotheken“-App die beliebteste App im deutschen Apothekenmarkt, resümiert CEO Seidel. Die bisherige Phoenix-Kooperation „Livplus“ wurde in „Deine Apotheke“ überführt.

Überdurchschnittliches Wachstum

Phoenix hat seine Marktposition als führender Gesundheitsdienstleister in Europa deutlich ausbauen können. Zum zehnten Mal in Folge konnte das Mannheimer Unternehmer im vergangenen Geschäftsjahr stärker wachsen als der Gesamtmarkt. Während die europäischen Pharmamärkte um durchschnittlich 4,1 Prozent gewachsen sind, verbuchte die Phoenix Group ein Wachstum um 4,5 Prozent. Die Gesamtleistung, bestehend aus den Umsatzerlösen und bewegten Warenvolumen zusammen, betrug 34,5 Milliarden Euro. Der Gesamtumsatz betrug 27,3 Milliarden Euro, fast 6 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) lag mit 470 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. In Europa beschäftigt die Unternehmensgruppe insgesamt 39.000 Mitarbeiter (Deutschland: 4.400). Für das nächste Geschäftsjahr rechnet Phoenix erneut mit einem Umsatzwachstum über den europäischen Pharmamärkten hinaus, das bei 2,5 Prozent liegen soll. Das Ergebnis soll im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigen.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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